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Buchtipp: »Justizgeflüster«
Dass Justizgeschichte und -architektur keine trockene Angelegenheit sein müssen, zeigen Arne Krasting und Alexander Vogel mit ihrem Buch »Justizgeflüster«.
Sie führen den Leser zu rund 60 historischen Orten der Berliner Justiz: Gerichtsgebäude, Behörden und Gefängnisse. Manche habe immer noch ihre ursprüngliche Nutzung, andere sind inzwischen Gedenkstätten oder dienen ganz anderen Zwecken.
Man staunt, wie viele solche Gebäude es in Berlin gibt. Oft sind sie besonders prächtig und monumental ausgestattet. Besonders bei Gebäuden aus der Kaiserzeit wird dem Besucher schnell klar, wie klein der einfache Bürger gegenüber dem mächtigen Justizapparat ist. Viele Gerichtsgebäude erinnern eher an Dome und Kirchen als an nüchternen Behördenbauten. So erzählt diese Architektur natürlich auch immer viel über die Zeit, in der sie entstanden ist.
Den Autoren gelingt es ausgezeichnet, diese Zeitgeschichte und -geschichten lebendig werden zu lassen. Immer wieder fliesen unterhaltsame Anekdoten und Begebenheit in die Beschreibung ein. So wird man auch auf kleine, feine Details eines Hauses aufmerksam. Warum z. B. hat der Zeiger einer Uhr im Kammergericht die Form eines Seepferdchens?
Wer in dem Buch blättert, bekommt schnell Lust, sich die beschriebenen Orte selbst anzuschauen. Die Autoren habe drei Radrouten zusammenstellt, auf denen man auf Erkundungsreise gehen kann. Natürlich kann sich auch jeder seine eigene Tour zusammenstellen.
Aus eigener Erfahrung kann ich empfehlen, sich wo es möglich ist, die Gebäude auch von innen anzuschauen. Dazu muss man nicht unbedingt straffällig werden und vor Gericht landen. Im Kriminalgericht Moabit oder im Kammergericht am Kleistpark kann man z. B. auch einfach die Kantinen besuchen. Auch viele Verhandlungen sind öffentlich. In der Regel muss man sich allerdings einer etwas nervigen Sicherheitskontrolle unterziehen, aber das kennt man ja vom Flughafen.
Schwieriger ist es mit Besichtigungen natürlich bei Gefängnissen. Da kommt man nicht so leicht rein. Zumindest nicht in die noch im Betrieb befindlichen. Es gibt aber auch einige, die inzwischen eine andere Nutzung haben und zugänglich sind, so z. B. »The Knast« in Berlin-Lichterfelde. In diesem ehemaligen, noch recht original erhaltenen Gefängnis finden regelmäßig Kunstausstellungen und andere Events statt.
Aber zurück zum Buch. Nicht nur die Texte sind informativ und unterhaltsam geschrieben, auch die über 200 Fotos sind sehr gelungen. Es steckt viel Arbeit und Leidenschaft in dem Buch. Das merkt man an vielen Stellen.
Erschienen ist »Justizgeflüster – Gerichte und Gefängnisse in Berlin« von Arne Krasting und Alexander Vogel im ammian-Verlag.
ISBN 978-3-948052-12-6, 272 Seiten, Broschur, 24,80 €
Erhältlich in Deiner Buchhandlung oder bei:
Transparenzhinweis: Das Buch wurde mir vom Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt.