Hallo [subscriber:firstname | default:],
100 Jahre Berliner S-Bahn wird in diesen Tagen gefeiert. Auch wenn sich sicherlich schon jeder einmal über sie geärgert hat, gehört die Bahn doch ebenso zu unserer Stadt wie der Fernsehturm und schlecht gelaunte Busfahrer.
Es gibt einige spannende Ausstellungen, Führungen und sonstige Veranstaltungen zu diesem Jubiläum. Ich empfehle einen Blick in das Programm auf S-Bahn-Festival.Berlin.
Viel Spaß in der S-Bahn und bei meinen anderen Tipps
wünscht
Christoph, der Berlinspazierer 🚶♂️
Das Späth-Arboretum im Treptow-Köpenick ist mein heutiger Ausflugstipp.
Ein Arboretum ist ähnlich wie ein botanischer Garten eine Pflanzensammlung, beschränkt sich aber überwiegend auf die Sammlung von Bäumen (lateinisch Abor) und Sträuchern.
Franz Ludwig Späth (1839-1913) ließ das Arboretum ab 1874 neben seinem Wohnhaus in Form eines englischen Landschaftsgartens anlegen. Er stammte aus einer alten Gärtnerdynastie und hatte von seinem Vater die Gärtnerei übernommen. Bis zur Jahrhundertwende baute er diese zur damals weltweit größten Baumschule aus.
Später führte sein Sohn die Baumschule und auch das Arboretum weiter. Rund 4500 verschiedene Formen und Arten wurden dort im Jahr 1930 gezählt. Im Krieg wurde die Anlage stark beschädigt. Zu DDR Zeiten war sie Volkseigentum und wurde 1961 der Humboldt-Universität angegliedert, zu der sie auch heute noch gehört.
Ähnlich wie ein Botanischer Garten dient das Arboretum der Forschung und Lehre. Im ehemaligen Herrenhaus sind jetzt Institutsräume untergebracht.
Von April bis Oktober kann das Gelände aber auch von jedermann besucht werden. Es ist zwar nur 3,5 Hektar groß, aber auf dem verzweigten Wegenetz kann man wunderbar spazieren gehen und findet auf zahlreichen Bänken auch immer wieder schöne Sitzmöglichkeiten. Nur der doch recht laute Verkehrslärm, der benachbarten Straßen stört gelegentlich ein wenig die Idylle. Trotzdem ein sehr entspannender Ort.
Lernen kann man natürlich auch einiges. Alle Pflanzen sind beschriftet und eine Open Air Ausstellung informiert über die Gattung der Fabaceae, landläufig auch als Hülsenfrüchte bekannt.
An diesem Sonntag um 14 Uhr gibt es die seltene Möglichkeit, an einer fachkundigen Führung durch das Gelände teilzunehmen. Eine vorherige Anmeldung per E-Mail ist erwünscht.
Geöffnet ist das Arboretum immer Mittwoch, Donnerstag, Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt (per Münzeinwurf) kostet 1,50 €.
Die Gärtnerei der Familie Späth gibt es immer noch gleich nebenan. Es ist angeblich das älteste noch existierende Berliner Unternehmen (seit 1720) und auf jeden Fall auch einen Besuch wert.
Hier gibt es nicht nur eine ungeheure Auswahl an Bäumen und Sträuchern zu kaufen, sondern auch rund 400 verschiedene Kräuter.
Erfrischen und stärken kann man sich im Hofladen oder im Restaurant.
Seit 1940 heißt übrigens der ganze Ortsteil Baumschulenweg. Das ist logischerweise auch der nächstgelegene S-Bahnhof. Vorn dort läuft man etwa 20 Minuten oder man nimmt den Bus 170 oder 265.
Die Gemäldegalerie am Kulturforum feiert derzeit den Maler Franz Hals (1582/83–1666) mit einer umfangreichen Sonderausstellung.
Er gehört zu den alten Meistern der niederländischen Malkunst. Besonders als Porträtist hat er sich hervorgetan.
»Alter Meister« klingt nach langweiligen »Ölschinken« und ziemlich verstaubt. Das sind die Bilder allerdings bei näherer Betrachtung gar nicht.
Franz Hals zeigt in seinen Porträts echte Menschen, nicht nur ausdruckslose Adlige oder wohlhabende Kaufleute. Seine Protagonisten stammen auch aus dem Armenhaus, der Kneipe oder vom Marktplatz. Auch viele Kinder hat er gemalt.
Er zeigt Emotionen, oft ein herzhaftes Lachen. Trotz der widrigen Umstände, in der die Dargestellten wahrscheinlich teilweise lebten, strahlen die Bilder viel Positives und Lebensfreude aus.
Wahrscheinlich ein Grund, warum seine Bilder schon zu seinen Lebzeiten sehr beliebt waren. Und nicht nur seine Bilder. Gemälde erlebten in dieser Zeit einen großen Boom. Zahlreiche Maler im niederländischen Harlem waren in der Malergilde registriert und arbeiteten oft auch zusammen. Die Ausstellung zeigt, dass die Zuschreibung mancher Gemälde zu einem bestimmten Künstler oft schwierig ist. Jeder hatte so seine Spezialitäten. Franz Hals war bei den Kooperationen meist für die Darstellung von Menschen zuständig. Seine Fähigkeiten vermittelte er auch an seine zahlreichen Lehrlinge.
Auch von seinen Schülern und anderen Künstlern, die von ihm inspiriert wurden, werden Bilder gezeigt und ermöglichen interessante Vergleiche.
Noch bis zum 3. November 2024 gibt es die Möglichkeit, diese gelungene Ausstellung anzuschauen. Es ist schon faszinierend, durch diese lebendig gemalten Bilder Menschen näher zu kommen, die vor rund 400 Jahren gelebt haben.
Täglich um 16 Uhr gibt es eine öffentliche Führung. Aber auch der im Eintrittspreis enthaltene Audioguide gibt hilfreiche Informationen zu einzelnen Werken.
Geöffnet ist täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr. Tickets kosten 16,– ermäßigt 8,– €.
Zur Ausstellung ist auch ein umfangreicher Katalog* erschienen.
Der Zirkus als eigenständige Form der darstellenden Kunst gehört seit 2023 zum immateriellen Kulturerbe in Deutschland. Zur langen Tradition der Zirkuskultur gehört aber auch immer wieder die Veränderung.
Der klassische Zirkus unter dem Motto »Menschen, Tiere, Sensationen« ist eher ein aussterbendes Modell. Heute müsste der Slogan wohl eher »Vielfalt, Emotion und Kreativität« lauten.
Die beste Möglichkeit, sich selbst ein Bild davon zu machen, wie vielfältig Zirkus heutzutage ist, bietet das »Berlin-Circus-Festival«, das in diesem Jahr zum 10. Mal stattfindet und gerade auf dem Tempelhofer Feld eröffnet wurde.
Bis zum 18. August gibt es ein vielfältiges Programm verschiedener internationaler Gruppen und Ensembles. Genauere Angaben zu den einzelnen Tagen findet man im Online-Programm. Mal liegt der Schwerpunkt eher bei der Artistik, ein anderes Mal eher auf schauspielerischer oder musikalischer Darbietung. Ein Festival der Überraschungen.
Es gibt bis zu vier Vorstellungen täglich. Der Eintritt kostet jeweils 22,– €.
Neben den eigentlichen Zirkusvorstellungen gibt es auf dem Festivalgelände auch andere Angebote, wie z. B. Kunstausstellungen, Konzerte, Diskussionen und natürlich Essen und Getränke.
Ich hatte in den vergangenen Jahren noch keine Gelegenheit, das Festival zu besuchen, bin aber sehr neugierig geworden. Vielleicht schaffe ich es diesem Jahr.
Mein Tipp für einen schönen Ferientag in Berlin: Mit der BVG Fähre nach Kladow.
Von der Station Wannsee legt das Schiff immer zur vollen Stunde ab.
Besonders schön ist es am Morgen. Täglich ab 9 Uhr gibt es in Emma & Paul’s Biergarten eine große Frühstücksauswahl zu fairen Preisen. Blick auf den See inklusive.
Da kommt echtes Urlaubsgefühl auf.
Achtung: Wegen Bauarbeiten ist der Weg vom S-Bahnhof Wannsee zur Fähre derzeit etwas länger. Man sollte mindestens 15–20 Minuten Umsteigezeit einplanen.
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