Hallo [subscriber:firstname | default:],
in dieser Woche jährte sich der Jahrestag des Mauerbaus zum 63. Mal. Mehr oder weniger zufällig geht es bei vielen meiner heutigen Tipps auch um historisches und die DDR. Immer aber auch mit einer unterhaltsamen Komponente.
Viel Spaß bei meinen Tipps
wünscht
Christoph, der Berlinspazierer 🚶♂️
Das Sommerhaus von Albert Einstein in Caputh am Schwielowsee ist ziemlich bekannt und kann auch regelmäßig besichtigt werden. Weniger bekannt ist, dass der Erfinder der Relativitätstheorie vorher eine Laube in einer Spandauer Kleingartenkolonie hatte. Burgunderweg 3 in der Kolonie Bocksfelde ist die Adresse.
Sein »Schloss« nannte er die kleine Laube. Es ist nicht genau bekannt, wie lange er dort »Laubenpieper« war. Belegt ist allerdings eine Abmahnung aus dem Jahr 1922. Das Bezirksamt drohte mit einer Kündigung des Pachtvertrages, weil er seine Parzelle nicht ordnungsgemäß instand hielt.
Einstein gelobte Besserung und durfte bleiben. Im selben Jahr erhielt er den Nobelpreis für Physik. Möglicherweise war ihm das noch wichtiger als die Gartenarbeit. Es ist eben alles relativ.
Viel zu erkennen ist nicht von der rot angestrichenen Laube, die inzwischen ganz normal von anderen Pächtern genutzt wird. Im Sommer ist der Garten schön eingewachsen und lässt nur einen kleinen Einblick zu.
Eine Gedenktafel für den prominenten Koloniebewohner gibt es erst einige Meter weiter am Ufer der »Scharfen Lanke«. In dieser Havelbucht hatte Einstein auch sein Boot liegen, das er gerne für Ausflüge nutzte.
Auch heute noch liegen hier viele Boote. In den vergangenen Jahren wurde auch eine wunderschöne Seepromenade angelegt. Sie ist zwar nicht sehr lang, aber schön gestaltet.
Folgt man dem Weg, kommt man vorbei an verschiedenen Segel- und Bootsclubs zur »Haveldüne« mit einer tollen Aussicht über die Havellandschaft.
Von hier aus kann man entweder weiter entlang der Havel bis nach Gatow und Kladow wandern (ca. 8 Km) oder man biegt in das benachbarte Wohngebiet ab und läuft zurück zur Heerstraße und fährt mit dem Bus zurück in die Stadt.
Die Wohnlage ist sehr begehrt und hat mich ein klein wenig an Hamburg-Blankenese erinnert. Die Immobilienpreise dürften inzwischen fast ähnlich hier sein.
Bei Komoot.de habe ich eine Rundtour eingestellt, die von der Bushaltestelle Freybrücke/Heerstraße (Bus M49) vorbei an der Einstein-Laube, der Scharfen Lanke, der Haveldüne und durch die Siedlung Bockfelde führt. Der Spaziergang ist rund 6 Km lang und recht abwechslungsreich.
Der geniale Einstein wusste schon, wo es schön ist.
Bückware, HO und Brigadeabend sind Begriffe, die viele Menschen nicht mehr kennen. Nach mittlerweile fast 35 Jahren deutscher Einheit, ist das Leben ohne Mauer und innerdeutsche Grenze für die jüngeren Generationen eine Selbstverständlichkeit geworden.
In der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg kann man eine kleine Zeitreise zurück in DDR Welten machen. Dort steht in einer Dauerausstellung des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik, der Alltag in der DDR im Mittelpunkt. Es geht also nicht in erster Linie um die »große Politik«, sondern um alltägliches in Arbeit, Schule und Freizeit.
Man lernt in der Ausstellung allerdings schnell, dass diese Trennung zwischen staatlichem und persönlichem Leben in der DDR nur schwer möglich war. Das ganze Regime war darauf angelegt, den Bürger in möglichst allen Lebensbereichen zu begleiten, um es mal neutral zu formulieren.
Einerseits sorgte, dass für eine gewisse Sicherheit, weil Grundbedürfnisse wie Arbeitsplatz, Wohnung und Essen mehr oder weniger gesichert waren, andererseits ging dieses System auch mit vielen Unfreiheiten und manchem Mangel einher.
Trotzdem haben die DDR-Bürger natürlich ihr Leben gelebt und es ist immer wieder interessant älteren Ausstellungsbesuchern zuzuhören, die von Ihren Brigadefeiern, Jugendlagern und schönen Abenden in der HO Gaststätte erzählen. Von Natur aus neigt der Mensch natürlich auch etwas zur Verklärung, besonders der jugendlichen Jahre.
Die Ausstellung versucht, den DDR-Alltag aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Das funktioniert meiner Meinung nach ganz gut.
Über einen kostenlosen Audioguide kann man knappe, aber informative Hintergrundinformationen zu einzelnen Ausstellungsstücken abrufen.
Ein Besuch der Ausstellung ist auf jeden Fall empfehlenswert. Egal, ob man selbst die DDR erlebt hat, aus dem Westen stammt oder erst nach der Wiedervereinigung geboren wurde.
Geöffnet ist immer Dienstag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr und am Wochenende von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Es ist wohl immer noch die größte Open-Air-Galerie der Welt, die East-Side-Gallery in Berlin-Friedrichshain.
Eine Sehenswürdigkeit, die in keinem Reiseführer fehlt. Aber auch als Berliner ist es mal ganz spannend zu sehen, wie sich die Gegend hier entwickelt.
Über 1,3 Km zieht sich die Galerie. Es ist damit auch das längste noch erhaltene Stück der Berliner Mauer.
Im Sommer 1990 wurde das Projekt gestartet. 118 Künstlerinnen und Künstler aus 21 Ländern waren daran beteiligt.
Es gab damals viele Ideen und Vorstellungen, wie man mit den Bildern auch Geld verdienen könnte. Coca-Cola und McDonalds waren als Sponsoren im Gespräch. Die Japaner wollten die Werke zur EXPO 85 nach Japan verschiffen. Letztlich sollten die bemalten Mauerteile verkauft werden. Es waren wilde Zeiten, in denen irgendwie alles möglich erschien.
Daraus wurde alles nichts. 1991 wurde dieser Teil der Mauer unter Denkmalschutz gestellt. Sicher die richtige Entscheidung. Umstritten war und ist der Umgang mit den Kunstwerken aber weiterhin. Teilweise wurden sie saniert, teilweise neu gemalt. Manche Künstler lehnten ihr Beteiligung an einer Veränderung komplett ab.
Sehr viel interessantes Material zu Hintergrund und Geschichte der East-Side-Gallery findet man auf der Website der Stiftung Berliner Mauer.
Das Gelände ist rund um die Uhr zugänglich. Will man die Bilder in Ruhe betrachten, sollte man am besten frühmorgens kommen. Dann ist noch nicht alles von Touristen verstellt.
Es hat allerdings auch seinen Reiz zu beobachten, wie sich die Besucher vor den Kunstwerken präsentieren und fotografieren.
Direkt hinter der Mauer an der Spree hat man schöne Blicke rüber nach Kreuzberg und zur Oberbaumbrücke. Es gibt auch Möglichkeiten für eine Kaffeepause.
Ein guter Ausgangspunkt für einen Spaziergang zur East-Side-Gallery ist der Ostbahnhof. Von dort sind es nur wenige 100 Meter.
Noch bis zum 3. Oktober gibt es jeden Abend im Regierungsviertel eine Multimedia-Projektion zum Thema 75 Jahre Bundesrepublik Deutschland. Der Eintritt ist frei.
Die Vorführung dauert 30 Minuten und wird jeden Abend zweimal gezeigt. In der kurzen Zeit kann man natürlich keine historisch tiefgehende Doku zeigen, aber ich finde, es ist recht ansprechend und interessant gemacht.
Die Vorstellungen sind erstaunlich gut besucht und es herrscht eine angenehme, entspannte Stimmung.
Immer um 21.15 Uhr geht es los. Ab dem 25. August schon um 20.45 Uhr.
Mehr Informationen gibt es auf der Seite des Bundestages.
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