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Hallo [subscriber:firstname | default:],

dieser Newsletter steht ganz im Zeichen eines besonderen historischen Datums.

Der 9. November ist ein Schicksalstag für Deutschland und insbesondere auch für Berlin.  Er war einer der schrecklichsten (1938)  und einer der schönsten Tage (1989) in dieser Stadt.

In diesem Jahr steht das Gedenken an den 35. Jahrestag des Mauerfalls im Vordergrund.  »Berlin, nun freue dich!« hat der damalige Regierende Bürgermeister Walter Momper damals gesagt. 

In diesem Sinne wünsche ich dir ein freudiges Einheitswochenende.

Christoph, der Berlinspazierer 🚶‍♂️

Ein Fest für die Freiheit

35 jahre Mauerfall

»Haltet die Freiheit hoch!« ist das Motto der offiziellen Feierlichkeiten zum 35. Jahrestag des Mauerfalls, die schon am Freitag, dem 8. November beginnen.

Hauptattraktion ist eine vier Kilometer lange Open-Air-Installation entlang des ehemaligen Mauerverlaufes. Von der Invalidenstraße, am Brandenburger Tor und am Potsdamer Platz vorbei bis zum Axel-Springer-Haus in Kreuzberg.

Entlang dieser Strecke werden rund 5000 Plakate präsentiert, die in den vergangenen Wochen von Berliner*innen zum Motto »Freiheit« gestaltet wurden. 

Auch Nachbildungen von Originaltransparenten der großen Demonstrationen der Wendezeit sind dabei. Wie das in etwa aussehen soll, zeigt das Bild oben.

An verschiedenen Infopoints kann man auch  an historischen Führungen teilnehmen. Sie finden am Freitag zwischen 15 und 20 Uhr und am Samstag zwischen 12 und 18 Uhr statt und sind wie die gesamte Veranstaltung kostenlos. 

Am Samstag zwischen 12 und 19  Uhr gibt es an sechs Stationen entlang der Strecken ein buntes Programm mit Talks, Lesungen und Konzerten. Der Flyer dazu ist als Download verfügbar. 

Höhepunkt ist dann ab 20 Uhr ein Konzert, das zeitgleich über die gesamte Strecke stattfinden soll. 700 Musiker (davon jeweils 150 Schlagzeuger und Gitarristen) spielen sieben sehr bekannte Freiheits-Songs von Patti Smiths "People have the power" bis Marius Müller Westernhagens "Freiheit".  Mitsingen ist ausdrücklich erwünscht. 

Es wird also nicht nur die größte Band Berlins geben, sondern sicherlich auch den größten Chor. 

Logistisch ist das bestimmt eine ziemliche Herausforderung, alles gleichzeitig über die gesamte Strecke zu übertragen.  Mal sehen, wie es klappt. Zum Abschluss wird es ein Feuerwerk geben.  Es soll umweltschonend und nachhaltig sein. 

Viele der ausgestellten Plakate werden am Sonntag dann auf dem Campus für Demokratie an der ehemaligen Stasizentrale zu sehen sein.  Dort gibt es am 10. November ein Demokratiefestival unter dem Titel Revolution! – Und dann?" .

Höhepunkt und Abschluss wird dort eine multimediale Punk-Rock-Show mit Pussy Riot  sein.

Natürlich gibt es auch an zahlreichen anderen Orten, Veranstaltungen zum Mauerfall-Jubiläum. So beispielsweise von der Stiftung Berliner Mauer. Nicht nur an der Mauergedenkstätte, sondern auch an der East-Side-Gallery..

Wie so oft an solchen wichtigen Tagen wird das umfangreiche Programm leicht unübersichtlich.  Viele Informationen und Überblicke zum Programm gibt es auf der Webseite www.mauerfall35.berlin.

Es werden auch jeden Fall sehr viele Menschen unterwegs sein in der Stadt. Genau wie vor 35 Jahren. Hoffentlich auch so friedlich und bei genauso guter Stimmung.

Foto: © Kulturprojekte Berlin/Harf Zimmermann

Spaziergang am Platz des 9. November

Platz des 9. November Übersicht

Einer der Orte, den viele ganz besonders mit dem Tag des Mauerfalls verbinden, ist die Bösebrücke, oft fälschlicherweise auch Bornholmer-Brücke genannt, weil sie am Bahnhof Bornholmer Straße liegt.  Hier kamen am Abend des 9. November die ersten DDR-Bürger über die Grenze nach Westberlin. 

Die Bilder der damaligen Ereignisse haben wir alle schon zigmal im Fernsehen gesehen: fröhliche jubelnde Menschen, viele Trabis, ungläubiges Staunen, sich in den Armen liegende Menschen.  Szenen, die wirklich in die Geschichtsbücher und alle historischen Dokumentationen eingegangen sind. 

Seit 2011 heißt der kleine Platz vor der östlichen Seite der Brücke »Platz des 9. November 1989«. Ich glaube er ist den wenigsten bekannt. Auch ich habe ihn erst vor kurzen kennengelernt und ich denke, gerade in diesen Tagen ist die Gegend einen Ausflug wert. 

Leider ist der Platz in einem traurigen Zustand.  Das Straßenschild kann man kaum erkennen, weil es mit zahlreichen Aufklebern überklebt wurde. Schautafeln, die über die Ereignisse informieren sollen, sind überwiegend beschmiert oder gar nicht mehr vorhanden. 

Platz des 9. November

Es ist schon sehr bedauerlich, dass man es nicht mal zum Jubiläum geschafft hat, diesen Platz wieder etwas herzurichten.  Die derzeitige Gestaltung ist diesem historischen Ort keinesfalls angemessen.

Trotzdem werden sicher auch in diesem Jahr wieder viele Menschen zum Jahrestag des Mauerfalls hier herkommen und ihre persönlichen Erinnerungen austauschen. Manche Freundschaften sind in dieser Nacht der Nächte entstanden, die auch heute noch bestehen. Auch wenn manche inzwischen etwas ernüchtert sind, ein Grund zum Feiern ist dieser Tag immer noch.

Gefeiert wird auch in den benachbarten Kleingarten Kolonien Bornholm I und II, in denen man auch wunderbar spazieren gehen kann.  Es ist das größte innerstädtische Kleingartengebiet. Die Kleingärtner dort sind sehr engagiert und stellen immer wieder interessante Veranstaltungen auf die Beine.

Am Abend des 9. November gibt es im dortigen  Gartenlokal Bornholm's ein Konzert mit dem Musiker André Herzberg. Besonders bekannt als Frontmann der legendären Band Pankow. Der Eintritt ist frei. 

Bestimmt ein sehr stimmungsvoller Abend, unweit des historischen Ortes.

Leider ist der  S-Bahnhof Bornholmer-Straße derzeit nur mit Schienenersatzverkehr zu erreichen.  Ich bin bis zum U-Bahnhof Vinetastraße gefahren. Von dort kann man über den Andreas-Hofer-Platz und durch die Bornholm-Kleingartenanlagen überwiegend im Grünen zum Platz des 9. November 1989 laufen. Ein schöner, etwa 1,5 km langer Spaziergang.

Bilder vom Mauerfall

Ausstellung Birgit Kleber

In der Alten-Feuerwache in Berlin-Friedrichshain  läuft noch bis zum 17. November eine Ausstellung mit Bildern der Fotografin Birgit Kleber. 

Bekannt ist die Fotografie für ihre Studio-Porträts von Prominenten.  In der Stadt fotografiert sie normalerweise nicht.  

Aber die Zeiten des Mauerfalls waren ja alles andere als normal. Daher hat sie sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, rund um die Geschehnisse des 9. November Fotos zu machen. Von beiden Seiten der Mauer. 

Besonders gut gefallen haben mir ihre Bilder vom Willy Brandt Besuch an der Mauer. man spürt seine tiefe Ergriffenheit. Immerhin war er Berliner Bürgermeister, als die Mauer gebaut wurde. Wie schön, dass er noch erleben durfte, wie sie wieder fiel.   

Die Ausstellung ist nicht sehr umfangreich, aber schon etwas Besonderes. Die Bilder wurden noch nie ausgestellt. Die Künstlerin möchte an die positive Energie erinnern, die damals in der Berliner Luft lag. Das könnten wir heute auch wieder gebrauchen.

Der Projektraum in der Alten Feuerwache ist immer Sonntag bis Mittwoch, von 12 bis 19 Uhr, Uhr und Donnerstag bis Samstag von 12 bis 20 Uhr geöffnet.  Der Eintritt ist frei.

Kurztipp

Mein Foto der Woche

Staatsratsgebäude

Auch ein 9. November Ereignis:  Am 9. November 1918  wurde durch den Führer des Spartakusbundes Karl Liebknecht von diesem Balkon aus die Republik ausgerufen. 

So ganz historisch gesichert ist das nicht, möglicherweise war es auch ein Lastwagen, auf dem er bei seiner Rede stand. Aber der Balkon ist natürlich repäsentativer.

Der Balkon und das Portal gehörten ursprünglich zum Berliner Schloss, das in den 1950er Jahren abgerissen wurde. Das Portal wurde erhalten und in das Staatsratsgebäude integriert. 

Ein spannendes Gebäude mit wechselvoller Geschichte. Nicht nur das  offiziell höchste Staatsorgan der Republik hatte hier seinen Sitz, nach der Wende war es auch vorübergehend der Berliner Amtssitz von Bundeskanzler Gerhard Schröder. 

Jetzt befindet sich in dem Gebäude die  ESMT-Berlin eine private Hochschule für Wirtschaft.  

Das Gebäude kann regelmäßig bei Führungen besichtigt werden. Es wurde aufwendig saniert. Viele Architekturelemente aus DDR Zeiten wurden erhalten.  Sehr interessant. 

Die nächste Führung findet am Samstag statt. Alle Termine findet man auf der Webseite.

Die Teilnahme ist kostenlos, man muss sich aber vorher anmelden.

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