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Hallo [subscriber:firstname | default:],

bevor in der nächsten Woche offiziell die Adventszeit startet, wird an diesem Wochenende traditionell der Verstorbenen gedacht.

Das spiegelt sich auch in meinen Wochenendtipps wider. In diesen Tagen ist es auf den Friedhöfen besonders stimmungsvoll und es sind gute Orte für einen Herbstspaziergang. 

Aber natürlich habe ich auch noch andere Vorschläge. Das Wetter soll auch wieder etwas freundlicher werden. 

Ein stimmungsvolles, gemütliches Wochenende. 

wünscht dir 

Christoph, der Berlinspazierer 🚶‍♂️

Friedhof der Eisengitter

Georgen-Parochial Friedhof

Berlin hat wirklich sehr viele schöne, teilweise auch sehr bekannte Friedhöfe zu bieten.

Zum Totensonntag möchte ich euch zu einem Spaziergang auf einem nicht ganz so bekannten, aber doch sehr besonderen Friedhof einladen. 

Der Georgen-Parochial Friedhof im Ortsteil Prenzlauer Berg wurde 1813 auf einem ehemaligen Weinberg angelegt.  Die Hanglage ist noch gut zu erkennen, wenn man den Friedhof über den Eingang von der Greifswalder Straße aus betritt. 

Besonders schön sind die vielen alten Bäume und die teils aufwendigen alten Grabanlagen.  Der Friedhof wurde 1970 vom Magistrat stillgelegt, aber in den 1990er-Jahren wieder in Betrieb genommen. In den zwei Jahrzehnten ohne Nutzung verwilderte er stellenweise, was heute seinen besonderen Charme ausmacht.

Der interessanteste Teil des Friedhofs liegt auf dem Plateau des Hügels. Hier bilden die vielen Mausoleen und Wandgräber eine Art Totenstadt.  

Ganz etwas Besonderes sind auch die schmiedeeisernen Gitter, die viele Grabstätten umgeben. Sie zeigen eine bemerkenswerte Vielfalt und kreative Formen, oft inspiriert von Symbolen und Ornamenten der Antike und Gotik, teils später auch vom Barock und der Renaissance.  Mehrere Infotafeln erklären, was diese Symbole für eine Bedeutung haben. Sehr interessant.

Diese  »Gittergräber« erfreuten sich zeitweilig großer Beliebtheit. auch Karl Friedrich Schinkel hat solche Gitter entworfen.  Berlins Schmiedewerkstätten galten bis zum Ersten Weltkrieg als die besten Europas. Leider sind heute nur noch wenige dieser kunstvollen Gitter erhalten – auf dem Georgen-Parochial-Friedhof waren es einst zehnmal so viele. Dennoch vermittelt der Ort einen guten Eindruck davon, wie er früher aussah.

Der Friedhof ist die letzte Ruhestätte vieler für die Stadtgeschichte bedeutender Berliner Persönlichkeiten. So auch des Brauereibesitzers Bötzow ( (1879-1945), dessen einstiges Firmengelände sich ganz in der Nähe befindet und gerade eine neue Nutzung erfährt.

Besonders sehenswert ist das Mausoleum der Familie Zeitler.  Carl Ludwig Zeitler (1835-1910) war Kaufmann und wurde vor allem als Mäzen bekannt. Er war einer der Gründer und Förderer der Berliner Urania und begründete mehrere Stiftungen. 

Ungewöhnlich an seinem Mausoleum ist eine in Stein gemeißelte, detaillierte Chronik des Baufortschritts. 

Es gibt noch viel anderes Spannendes zu entdecken auf diesem alten Friedhof. Er liegt zwar mitten in der Stadt, wirkt aber doch sehr verwunschen. 

Zum Aufwärmen nach einem Friedhofsspaziergang eignet sich das Café Nonna, direkt am Friedhofseingang.  Hier gibt es neben gutem Kaffee auch süße und herzhafte  tschechische Spezialitäten.  

Rineke Dijkstra

Berlinische Galerie Rineke Dijkstra

Ausdrucksvolle Porträts sind das Markenzeichen der niederländischen Fotografin  

Rineke Dijkstra (*1959).  

Die Berlinische Galerie zeigt derzeit eine umfangreiche Ausstellung mit ihren Werken.

Besonders  Kinder und Jugendliche porträtiert sie gerne. Einige hat sie auch über einen  längeren Zeitraum begleitet und immer wieder fotografiert. Spannend, so ganz genau die Entwicklung  eines jungen Menschen zu erleben. 

In den 90er Jahren hat die Fotografin auch in Berlin gelebt und gearbeitet.  Im Berlin Tiergarten hat sie ihre Serie »Parks« begonnen, die sie später in anderen Städten fortsetzte. 

Erstaunlich, wie sie es schafft, dass ihre spontan angesprochenen Modelle recht natürlich und locker vor der Kamera stehen.   Denn sie arbeitet nicht mit einer kleinen mobilen Kamera, sondern mit einer analogen Plattenkamera, teilweise auch mit ergänzendem Kunstlicht.  Es sind also alles andere als Schnappschüsse, auch wenn es manchmal so wirkt. 

Besonders eindrucksvoll fand ich eine Serie mit Fotos junger Mütter. Fast direkt nach der Geburt des Kindes aufgenommen. Sie schafft, dass die Bilder dieses doch sehr persönlichen, intimen Moments nicht peinlich und voyeuristisch erscheinen.

Die Bilder der Mütter werden in der Ausstellung kombiniert mit Porträts portugiesischer Stierkämpfer direkt nach dem Kampf.  Das klingt zunächst etwas absurd, aber die Ähnlichkeit der Emotionen, die diese Gesichter vermitteln, ist schon faszinierend: Erschöpfung, Erleichterung, Stolz, Sorge, Glück, all das spiegeln die Bilder wider. 

Neben den Fotos werden auch zwei Videoprojekte gezeigt. In einer der Arbeiten beobachtet sie mit der Filmkamera eine Schülergruppe dabei, wie sie im Museum ein Bild anschaut und beschreiben, was sie darauf sehen.  Die Kamera ist dabei statisch auf die Gesichter der Schüler gerichtet. Das Bild, über das gesprochen wird, ist nicht zu sehen.  Sehr spannend.

Noch bis zum 10. Februar kann man die Ausstellung besuchen. Geöffnet ist sie täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr.  Am Wochenende gibt es jeweils um 15 Uhr eine Führung.   Der Eintritt kostet 10,– €

Japan in Berlin

Deutsch-Japanisches Zentrum

Zufällig habe ich letztens das Japanisch-Deutsche Zentrum in Berlin-Dahlem entdeckt.  

Ein interessanter Ort für alle Japanfans. Das Zentrum wird vom japanischen und deutschen Staat gemeinsam finanziert und bietet viele Veranstaltungen und Workshops an.  Vom Sprachkurs bis zum Kalligrafiekurs. Es gibt aber auch Konzerte, Vorträge und Ausstellungen. Ein Blick auf das Programm lohnt sich. 

Noch bis zum 20. Dezember kann man dort eine Ausstellung mit Fotos und Filmen von Wim und Donata Wenders anschauen.

Der bekannte Filmregisseur hat mehrere Filme in Japan gedreht und ist ebenso, wie seine Frau, von dem Land fasziniert.  

Die Ausstellung »Light and Flavor of Japan« zeigt Fotos, die die beiden bei einem Besuch in der Küstenstadt Onomichi im Westen Japans aufgenommen haben. Hier hat der japanische Regisseur  Yasujiro Ozu  gedreht, der eine große Inspiration für Wim Wenders war. 

Donatas Schwarz-Weiß-Fotos und auch einige Filmsequenzen zeigen das Spiel von Licht und Schatten, wenn das Sonnenlicht durch die Blätter scheint. Die Japaner haben dafür eine besondere Bezeichnung: »Komorebi«. 

Ganz anders sind die Fotos von Wim Wenders. Er zeigt eindrucksvolle Landschaften. In der Übersicht und in Detailaufnahmen.

Eine kleine, aber feine Ausstellung an einem interessanten Ort. 

Leider ist das Haus nur werktags geöffnet. Montag bis Donnerstag von 13 bis 20 Uhr und am Freitag von 13 bis 15.30 Uhr.  

Der Eintritt in die Ausstellung ist frei, man freut sich aber über eine kleine  Spende zur Nachwuchsförderung.

Kurztipps

Mein Foto der Woche

Krematorium Treptow

Am Sonntag (Totensonntag)  wird der Tag des Krematoriums begangen. In diesem Jahr wieder im Krematorium am Baumschulenweg in Treptow.

Eine gute Gelegenheit, sich die sehr interessante Architektur des Krematoriums anzuschauen. Geplant wurde es von den Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank, die auch das Bundeskanzleramt entworfen haben.  

Man kann sich eigenständig umschauen oder an einer der kostenlosen Führungen teilnehmen. 

Außerdem gibt es ein vielfältiges Programm mit Musik und Informationen zum Thema Tod.

Bei einem schönen Spaziergang in der direkt benachbarten Königsheide kann man das Erlebte dann noch etwas verarbeiten.  

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