Hallo [subscriber:firstname | default:],
in diesem Jahr gibt es keinen Berlinspazierer-Adventskalender. Stattdessen gebe ich im Dezember jeden Tag in den Stories auf Instagram einen besonderen Tagestipp.
Es würde mich sehr freuen, wenn du mir auch dort folgst.
Hier gibt es heute natürlich auch wieder viele Tipps.
Ein schönes 2. Adventswochenende
wünscht
Christoph, der Berlinspazierer 🚶♂️
Der Wedding und insbesondere der Leopoldplatz haben nicht den besten Ruf. Auf einem kleinen Spaziergang möchte ich dir zeigen, dass es hier trotzdem einiges Interessantes und Überraschendes zu entdecken gibt.
Die genaue Route habe ich bei Kommot.de hochgeladen und unten verlinkt. Der Startpunkt ist direkt am Leopoldplatz. Hier ist immer viel los. An den Adventssonntagen findet hier ein Wintermarkt statt. Mit Kunsthandwerk und natürlich auch Essensständen.
Architektonisches Highlight am Platz ist die von Karl Friedrich Schinkel entworfene Alte Nazarethkirche. Zwischen 1832 und 1835 wurde sie errichtet und gehört zu Schinkels vier Vorstadtkirchen, die alle einen ähnlichen Grundriss haben. Die Kirche wurde der Gemeinde nach einigen Jahren zu klein. Daher wurde weiter hinten auf dem Platz 1893 die Neue Nazarethkirche erbaut.
Wir verlassen aber den Platz und gehen auf der Müllerstraße Richtung Norden. Sie ist die wichtigste Einkaufsstraße im Bezirk und bietet eigentlich alles, was man so zum Leben benötigt. Das Angebot ist so bunt wie die Bevölkerung, die hier lebt.
Hinter der Kreuzung Seestraße wird es dann etwas ruhiger. Hier ist der Eingang zum Städtischen Urnenfriedhof. Da gehen wir aber nicht rein, sondern noch etwas weiter die Müllerstraße hoch und dann rechts auf den St. Philippus Apostel Friedhof.
Hier gibt es eine botanische Besonderheit. Rund um die Kapelle ist es für diese Jahreszeit erstaunlich grün. Das liegt zum einen daran, dass viele Bäume sehr üppig mit immergrünem Efeu bewachsen sind, es gibt aber auch drei ganz besondere Bäume hier. Es sind Wintergrüne Eichen oder auch Turners Eichen genannt. Sie sind relativ selten und wurden Ende des 18. Jahrhunderts von einem Herrn Turner in Essex gezüchtet.
Wir gehen weiter über den Friedhof, der eigentlich nur aus einer einzigen Allee besteht. Am Ende des Friedhofes überqueren wir die Ungarnstraße und kommen in den Schillerpark.
Der Park wurde Anfang des 20. Jahrhunderts angelegt. Berlin wuchs immer weiter und die Menschen benötigten auch Erholungsflächen, um aus ihren engen Mietskasernen herauszukommen. Die Planung fiel in das Jahr des 100. Todestages von Friedrich Schiller (1759-1805), daher wurde der Park dem großen Dichter gewidmet.
Das Schillerdenkmal wurde aber erst 1941 aufgestellt. Es ist eine Kopie des Denkmals, das auf dem Gendarmenmarkt steht.
Im Park gibt es große Freiflächen für diverse Freizeitaktivitäten. Im Sommer gibt es auch eine Plansche für die Kleinen.
Vom Park machen wir einen kleinen Abstecher in die benachbarte Schillersiedlung. Sie wurde zwischen 1924 und 1930 nach Plänen von Bruno Taut gebaut und gilt als wegweisend für den modernen sozialen Wohnungsbau. Charakteristisch sind die klare, funktionale Architektur, die roten Klinkerfassaden und die großzügigen Grünanlagen, die den Bewohnern Licht, Luft und Lebensqualität bieten sollten. Zusammen mit fünf anderen Siedlungen der Berliner Moderne gehört sie zum UNESCO-Welterbe. Die Webseite Berliner-Moderne.de bietet ausführliche Informationen dazu.
Aus der Siedlung gehen wir wieder ein kleines Stück durch den Park und dann über einen der Friedhöfe der Berliner Domgemeinde. Hier sind auch einige der ehemaligen Domprediger beigesetzt.
Am Friedhofsausgang treffen wir wieder auf die Müllerstraße und gehen ein Stück Richtung Norden. Kurz darauf stehen wir unter dem Eiffelturm.
Zugegeben – er ist deutlich kleiner als das Pariser Original und auch nicht aus Stahl, sondern aus Holz. Er wurde 1994 hier aufgebaut in Erinnerung an die französischen Schutzmächte, die hier im Wedding stationiert waren und die ganze Gegend geprägt haben.
Das Holz des Turmes ist allerdings schnell verwittert. Daher wurde ein Neubau des Turmes nötig, der aus Spendenmitteln finanziert wurde. Am 6. November wurde er eingeweiht und wird hoffentlich etwas länger halten.
Der Turm steht neben dem Centre Français de Berlin einem deutsch-französischen Kulturzentrum, das mit verschiedenen Aktivitäten die deutsch-französische Freundschaft pflegen möchte.
Bevor wir unseren Spaziergang am U-Bahnhof Afrikanische Straße beenden, solltest du noch einen Blick auf den BVG Betriebshof Müllerstraße werfen. Der Gebäudekomplex wurde in den 1920er Jahren im Stil des Berliner Expressionismus entworfen und steht unter Denkmalschutz.
Vielleicht hat der kleine Spaziergang deinen Blick auf den Wedding etwas erweitert. Wenn man etwas genauer hinschaut, findet man eigentlich in allen Gegenden etwas Interessantes und Sehenswertes.
Im Deutschen Technikmuseum hat die neue Sonderausstellung Rückenwind. Mehr Stadt fürs Rad! eröffnet. Die Ausstellung beleuchtet die Entwicklung des Fahrrads als urbanes Verkehrsmittel und thematisiert aktuelle Herausforderungen sowie Chancen für den Radverkehr in der Stadt.
Das Fahrrad ist zwar schon lange ein viel genutztes Verkehrsmittel, doch seine Bedeutung und sein Ansehen haben sich in den vergangenen 40 Jahren stark gewandelt. Früher wurde es oft als Beförderungsmittel für Menschen gesehen, die sich kein Auto leisten konnten. Heute hingegen sind die Beweggründe, aufs Rad umzusteigen, vielfältiger. Der Umweltgedanke spielt eine große Rolle, aber auch der Spaßfaktor ist nicht zu unterschätzen. Sogar als Statussymbol hat das Fahrrad in vielen Fällen mit dem Auto gleichgezogen.
Immer deutlicher wird auch der praktische Nutzen des Fahrrads: In vielen Fällen ist es die schnellste Möglichkeit, von A nach B zu kommen. Damit das in Städten reibungslos funktioniert, müssen jedoch die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Sichere Verkehrswege sind entscheidend, damit Radfahrer sich gefahrlos bewegen können. Doch leider kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern. In Berlin verliert durchschnittlich einmal im Monat ein Radfahrer sein Leben im Straßenverkehr.
Unsere Stadt ist von einer sicheren Verkehrssituation für alle Teilnehmer noch weit entfernt und geht zurzeit eher in die entgegengesetzte Richtung. Wie es besser gehen könnte, zeigen einige Beispiele, die in der Ausstellung vorgestellt werden.
Die interaktive Gestaltung – unter anderem durch Experimentierstationen – macht die Ausstellung auch besonders für Familien interessant. Ergänzt wird sie durch ein kostenfreies Programm für Schulen sowie einen Kinder-Podcast.
Ein besonderes Highlight ist die Zusammenarbeit mit dem Berliner Pop-Art-Künstler Jim Avignon, der die Ausstellung illustriert hat. Seine bunten, pointierten Bilder sind nicht nur unterhaltsam, sondern bringen viele Inhalte prägnanter auf den Punkt, als es Worte vermögen.
Eine wirklich interessante Ausstellung, die sowohl technische als auch historische und gesellschaftspolitische Aspekte behandelt.
Gezeigt wird sie noch bis zum 7. September 2025 in der Ladestraße neben dem Technikmuseum.
Der Eintritt kostet 12,– € und berechtigt auch zum Besuch des Haupthauses. Dort läuft unter anderem noch bis zum 19. Januar die Ausstellung Freiheit auf zwei Rädern mit großformatigen historischen Fahrradplakaten aus Frankreich um 1900.
Weihnachtszeit ist Einkaufszeit. Auch wenn wir jedes Jahr betonen, »In diesem Jahr schenken wir uns aber nichts«. Irgendwas wird dann in der Regel doch gekauft.
Schenken kann ja auch Spaß machen. Nur der Stress durch diverse Shopping-Malls zu ziehen und dann zu überteuerten Preisen mehr oder weniger sinnlose Sachen zu kaufen, ist nicht jedermanns Sache.
Zufällig habe ich in Reinickendorf eine etwas andere Mall entdeckt. Dort betreibt die Berliner Stadtreinigung (BSR) unter dem schönen Namen »NOCH MALL« ein Kaufhaus mit Gebrauchtwaren.
Es ist kein gewöhnlicher Secondhand-Laden, sondern ein gut durchdachtes Konzept, das Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung fördert. Hier landen gut erhaltene Gebrauchsgegenstände, die ansonsten auf dem Müll oder Recyclinghof gelandet wären. Das Ziel: Gebrauchte Dinge länger in Nutzung zu halten und so die Umwelt zu entlasten.
Das Angebot ist wirklich umfangreich und reicht vom Rollator bis zum Kinderbuch. Es gibt auch Textilien, Möbel und Elektrogeräte. Man kann sich die Sachen auch liefern lassen. Die Waren werden ansprechend präsentiert und es wirkt in keiner Weise ramschig.
Das Konzept dieses Hauses geht aber über den reinen Verkauf hinaus. Es werden auch immer wieder Workshops und Kurse angeboten, in denen man lernen kann, Dinge zu reparieren oder neu zu gestalten.
An diesem Samstag kann man beispielsweise lernen, wie man aus alten Plastiktüten Ringe machen kann.
Sich ein wenig mehr Gedanken über Müllvermeidung und unnötigen Konsum zu machen, ist sicher kein schlechter Vorsatz im weihnachtlichen Kaufrausch. Man will ja auch nicht, dass die diesjährigen Geschenke im nächsten Jahr im Secondhand Kaufhaus landen.
Noch bis Sonntag sind im Kühlhaus am Gleisdreieck die Fotos der von einer Jury ausgewählten Fotografen des diesjährigen Wettbewerbs zu sehen. (bis 8. Dezember)
Bestimmt einer der schönsten Orte für einen Weihnachtsmarkt,ist das Strandbad Wendenschloss. Bei strahlendem Sonnenschein war ich vergangenen Sonntag dort.
Aber auch an den kommen Adventswochenenden findet der Weihnachtsmarkt statt. Wer nicht nur essen und trinken möchte, kann sich auf einer Eislaufbahn auch sportlich betätigen. Wer es lieber gemütlich mag, kann sich bei einer Glühweinfahrt kostenlos über die Dahme schippern lassen.
Geöffnet ist immer zwischen 12 und 20 Uhr. Was man als Eintrittgeld spendet, bleibt jedem selbst überlassen, empfohlen werden 3,– €.
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