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Hallo [subscriber:firstname | default:],

so langsam kommt das neue Jahr in die Gänge. Ferien- und Feiertage sind vorbei. Die meisten von uns hat der Alltag wieder erreicht.  Ich mag das.

Das heißt ja nicht, dass es langweilig sein muss.

Hier wieder einige sehr unterschiedliche Vorschläge für Unternehmungen, die ein wenig Abwechslung ins Alltägliche bringen können.

Viel Spaß dabei wünscht 

Christoph, der Berlinspazierer 🚶‍♂️

Im Untergrund

U-Bahnhof Heidelberger Platz

Das Wetter lädt im Moment nicht gerade zu langen Spaziergängen ein. Warum also nicht mal in andere Welten abtauchen und z. B. den Untergrund erkunden.

Auch wenn das Bild es vermuten lassen könnte, es ist keine Kirche, die ich heute für einen Besuch empfehlen möchte, sondern ein U-Bahnhof. 

Dieses Schmuckstück versteckt sich unter dem Heidelberger Platz in Berlin-Wilmersdorf und gehört zu den Bahnhöfen der heutigen U-Bahnlinie 3. Als der Bahnhof 1913 eröffnet wurde, war er Teil der Wilmersdorf-Dahlemer U-Bahn, die dazu diente, die aufstrebenden Villengegenden im Südwesten Berlins an das öffentliche Verkehrsnetz anzubinden.

Der Architekt des Bahnhofes war Wilhelm Leitgebel, der auch andere, ebenfalls sehenswerte Bahnhöfe, auf dieser Linie gestaltet hat.  Der Bahnhof Heidelberger Platz ist allerdings der prächtigste. 

Die Gestaltung ist sehr detailreich und nicht vergleichbar mit heutigen, überwiegend funktional gestalteten Bahnhofsbauten.  Die Decke des Bahnsteigs wurde als Kreuzgratgewölbe angelegt, sodass sie mit ihren hängenden Leuchtkandelabern dem Bahnhof eine grandiose Raumwirkung gibt und wirklich etwas Kirchenartiges hat.

Weil die U-Bahn an dieser Stelle die Ringbahn unterfahren muss, liegt der Bahnhof besonders tief. Der direkte Übergang zur S-Bahn wurde damals zwar schon geplant, aber erst bei Modernisierungsmaßnahmen im Jahr 1993 umgesetzt. Über einen längeren Gang kann man jetzt direkt zur S-Bahn umsteigen. 

Es gibt Theorien, dass der U-Bahnhof Heidelberger Platz auch als Anregung für die aufwendig gestaltete Moskauer Metro gedient hat, die im Jahr 1935 eröffnet wurde. Das ist aber nicht wirklich belegt.

So schön wie der U-Bahnhof ist, umso langweiliger ist zumindest auf den ersten Blick der darüberliegende Heidelberger Platz.  Er war vor dem Krieg sicherlich deutlich repräsentativer. 

Interessant ist das 1936 errichtete  Haus, Heidelberger Platz 3.  Hier hat der Wissenschaftsverlag Julius Springer seinen Sitz.  Zwischen 1946 und 1957 wurde von hier aus zunächst das Programm des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) und dann das des Sender-Freies-Berlin (SFB) gesendet.  

Der Heidelberger Platz selbst ist nicht besonders ansehnlich gestaltet. Man kann aber von hier aus einen Spaziergang durch das angrenzende Rheingau-Viertel und zum Rüdesheimer Platz starten.  Auch dort gibt es einen schön gestalteten U-Bahnhof und unterwegs viele schöne Häuser zu sehen.

Schrecklich schön – Böse Blumen in Charlottenburg

Boese Blumen

Die Ausstellung »Böse Blumen« in der Sammlung Scharf-Gerstenberg in Charlottenburg beleuchtet die düsteren und faszinierenden Aspekte von Blumen und Pflanzen in der Kunst.

Der Titel bezieht sich auf den Gedichtband Les Fleurs du Mal * (Die Blumen des Bösen) von Charles Baudelaires, der bei seinem Erscheinen 1857 einen Skandal auslöste.

Ein zentraler Bezugspunkt der Ausstellung ist Odilon Redons Kohlezeichnung Fleur du Mal aus den 1890er-Jahren, die sich im Bestand der Sammlung Scharf-Gerstenberg befindet. Sie verkörpert den rätselhaften und melancholischen Charakter, den viele Arbeiten in der Ausstellung teilen.

Mit rund 120 Werken, die zwischen 1880 und heute entstanden sind, behandelt die Ausstellung Themen wie Rausch, Schönheit, Erotik, Künstlichkeit und Verfall. Das Spektrum der gezeigten Arbeiten ist wirklich vielfältig. Die Präsentation umfasst Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotografien, Filmausschnitte und digitale Medien. 

Ein besonderes Highlight ist Otto Pienes Installation »Fleurs du mal« von 1969: 13 riesige Blumen aus schwarzer Kunstseide, die zur vollen Stunde unter stroboskopischen Lichteffekten und mit lautstarken Klängen im abgedunkelten Sahurê-Saal erblühen (siehe Foto). Das sollte man sich auf jeden Fall anschauen. 

Wie eng Schönheit und Verderben miteinander verwoben sein können, zeigt die Ausstellung sehr eindrucksvoll. Bilder von explodierenden Atompilzen oder Darstellungen des Corona-Virus machen dies ebenso deutlich wie kurze Filmsequenzen von Leni Riefenstahl, die die ambivalente Ästhetik ihrer Arbeiten beleuchten.

Um einen Bezug der einzelnen Werke zu  Baudelaires Dichtung herzustellen, kenne ich mich zu wenig damit aus. Das braucht es aber auch nicht unbedingt, um die Ausstellung interessant zu finden.  Die Faszination des "Schönen Schrecklichen" vermittelt sie sehr deutlich und regt an, darüber nachzudenken. 

Noch bis zum 4. Mai 2025 ist die Ausstellung in der Sammlung Scharf-Gerstenberg an der Charlottenburger Schlossstraße zu sehen.  Geöffnet ist immer mittwochs bis sonntags von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 10,– €

An diesem Samstag findet um 14 Uhr eine Führung durch die Ausstellung statt. Sicher hilfreich, um einen guten Einstieg in die Ausstellung zu finden.

Kreuzberger Ansichten

Postkarten Ausstellung Kreuzberg

Das  FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum  zeigt derzeit eine sehr spannende Ausstellung mit Postkarten aus der Privatsammlung von Peter Plewka.  Der leidenschaftliche Sammler ist 2022 im Alter von 84 Jahren verstorben. Seine Schwester hat dankenswerterweise seine umfangreiche Postkartensammlung an das Kreuzberger Museum übergeben. 

Die Sammlung umfasst rund 5600 Karten aus den Jahren 1900 bis 1945 mit Kreuzberger Motiven.  Diese Karten zeigen Straßenzüge, Plätze, Betriebe und Alltagsszenen aus Kreuzberg und bieten Einblicke in ein Berlin, das es in dieser Form heute nicht mehr gibt. 

Die Postkarte spielte in früheren Zeiten eine ganz andere Rolle als heutzutage, auch das zeigt die Ausstellung sehr deutlich.  Lange vor der Erfindung des Handys, 

waren Postkarten um 1900 ein günstiges, schnelles Kommunikationsmittel, das kurze Nachrichten ermöglichte. In Berlin erleichterte die häufige Postzustellung kurzfristige Verabredungen.  Bis zu achtmal täglich kam damals der Postbote. Heute unvorstellbar.  

Auch Fotografien waren damals längst nicht so weitverbreitet wie heutzutage. Für viele Menschen waren Ansichtskarten oft die einzigen Fotos, die sie von ihrer Umgebung oder ihrem Arbeitsplatz hatten.  

Da solche Karten schnell und kostengünstig produziert werden konnten, wurden sie von vielen Firmen und Dienstleistern als Werbemedium genutzt. So hatte auch die Kneipe an der Ecke oft ihre eigene Postkarte.  Die Karten zeigen also nicht nur touristische Sehenswürdigkeiten, sondern auch viel Alltägliches. Das macht sie heute besonders interessant.

Neben den Erläuterungen zur Geschichte der Postkarte zeigt die Ausstellung natürlich vorwiegend ausgewählte Karten aus der Sammlung.  

In Zusammenarbeit mit Studierenden der FU Berlin/ZZF wurde die gesamte Sammlung  digitalisiert  und steht im Online zum Anschauen bereit. Das Archiv kann auch nach Suchbegriffen wie Daten oder Straßennamen durchsucht werden. 

Eine wirklich spannende Zeitreise wird so möglich.

Das Museum ist Dienstag bis Donnerstag von 12 bis 18 Uhr und Freitag bis Sonntag von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Kurztipps

Mein Foto der Woche

Rio Reiser Grab

Heute vor 75 Jahren, am 9. Januar 1950, wurde Ralph Christian Möbius geboren. Besser bekannt unter seinem Künstlernamen Rio Reiser.

Seine ersten Erfolge hatte er mit der Band Ton, Steine, Scherben (»Keine Macht für Niemand«). Später gelang ihm noch eine Karriere als Solokünstler (»König von Deutschland«).  Leider ist er viel zu früh mit nur 46 Jahren gestorben.

Seine letzte Ruhestätte hat der Musiker und Texter auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Schöneberg gefunden. Dort hat er ein Ehrengrab, das regelmäßig von seinen Fans mit kleinen Geschenken geschmückt wird. 

Anlässlich seines Geburtstages gibt es in der ARD-Mediathek die sehenswerte Doku Rio in Berlin, die auch viel über das damalige Kreuzberg erzählt. Inzwischen gibt es dort auch den  Rio-Reiser-Platz (ehemals Heinrichplatz).

Für mehr Fotos aus Berlin und Umgebung folge mir gerne auf Instagram