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Singende Schwäne, sozialistischer Kaffee und Familienfotos aus dunkler Zeit sind kurz gefasst die Themen des heutigen Newsletters.

Da sollte wieder für jeden etwas dabei sein.

Viel Spaß und ein schöne Wochenende wünscht 

Christoph, der Berlinspazierer 🚶‍♂️

Schwanengesänge

Schwanengesang

Mein heutiger Ausflugstipp führt in die Uckermark an die Oder.  In diesen Tagen kann man dort im Nationalpark Unteres Odertal ein ganz besonderes Schauspiel erleben.

Hunderte Singschwäne verbringen dort den Winter. Normalerweise leben sie viel weiter nordöstlich in Sibirien und ähnlich kalten Gebieten.  Ab dem Herbst kommen sie dann in unsere deutlich mildere Region, bevor sie ab Mitte Februar wieder in ihre Heimat zurückfliegen. 

Bedingt durch den Klimawandel findet die Rückreise der Schwäne immer früher statt.  Daher finden in diesem Jahr die traditionellen »Singschwantage« auch schon Ende Januar statt und nicht mehr wie bisher im Februar. 

Natürlich richten sich die Schwäne nicht nach diesem Terminkalender, man kann sie auch vorher und nachher beobachten.  An diesem Wochenende ist es aber besonders lohnend, nach Criewen ins Nationalparkzentrum zu kommen. Dort gibt es vielfältige Informationen zu diesen faszinierenden Vögeln, und es gibt kostenlose Shuttlebusse, mit denen man etwas näher an die Rastgebiete der scheuen Vögel heranfahren kann.

An verschiedenen Punkten stehen auch Spektive (Fernrohr) bereit, mit denen man die Vögel genau beobachten kann.  Ein eigenes Fernglas mitzubringen, ist natürlich auch sinnvoll. 

Ganz nahe kommt man den Tieren in der Regel nicht, aber man hört sie. Die bis zu 1,5 Meter großen Vögel haben eine kräftige Stimme und ein erstaunlich umfangreiches Stimmrepertoire.  Das klingt schon sehr besonders.

Nach einer Rundwanderung durch den Nationalpark kann man sich auf dem  Gelände des Nationalparkzentrums an regionalen Marktständen mit frischem Gebäck, warmen Speisen, Kaffee und mehr stärken.

Mein Tipp: Wer etwas weiter laufen möchte und kann, sollte bis nach Schwedt/Oder laufen und von dort mit der Bahn zurück nach Berlin fahren.  Der Weg ist ca. 12 km lang und führt meist auf dem Deich entlang der alten Oder.  So hat man einen wunderbaren Blick über die Oderauenlandschaft und wird lange vom Gesang der Schwäne begleitet.

Als Ausgangspunkt für die Erkundungen empfehle ich die Haltestelle »Criewen/Nationalparkzentrum«. Von Berlin aus recht gut mit Bahn und Bus zu erreichen. Man benötigt ca. 1,5 Stunden und muss in Angermünde umsteigen. 

Wenn das Wetter einigermaßen mitspielt, ein wirklich schöner Ausflug für alle Naturfreunde. 

Aus jüdischen Fotoalben

Jüdische Fotoalben

Das Schöneberg Museum präsentiert in seinen Räumen in der Hauptstraße die Sonderausstellung „Das Leben festhalten. Fotoalben jüdischer Familien im Schatten des Holocaust“, die jetzt aufgrund des großen Interesses bis zum 30. März 2025 verlängert wurde.

Das gibt den Besuchern noch einmal die Chance, ganz private Einblicke in das Leben von sechs jüdischen Berliner Familien in den Jahren der Nazidiktatur zu erhalten.

Die Bilder zeigen Menschen im Urlaub, beim Sport und in ihrem Zuhause. Vordergründig ganz normale Familienbilder. Wie wir wissen, war für jüdische Menschen in dieser Zeit aber gar nichts normal. Dieses Spannungsfeld macht das Betrachten dieser Zeitdokumente so spannend. 

Die Fotos sind auch ein Ausdruck von Selbstbestimmung: Die Alben erzählen Geschichten aus der Perspektive der Betroffenen und nicht aus der der Täter.  Auch deshalb wurden die Alben oft gut versteckt und konnten nur so die Zeiten überdauern.

Viele der dargestellten Personen haben diese Zeit nicht überlebt und wurden ermordet.  Die erhaltenen Fotos zeigen aber auch, dass deren Identitäten nicht vernichtet werden konnten. 

Geöffnet ist die eindrucksvolle Ausstellung Samstag bis Donnerstag von 14 bis 18 Uhr und freitags von 9 bis 14 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Kaffee und Architektur im Café Sybille

Café Sybille

Schon ein Klassiker in der Karl-Marx-Allee ist das Café SybilleDas Café wurde ursprünglich in den 1950er Jahren als Milchbar eröffnet, als die Karl-Marx-Allee noch Stalinallee hieß und ein Vorzeigeprojekt des sozialistischen Städtebaus war. Einige Original-Details aus dieser Zeit kann man im Café noch entdecken. 

In den 1960er Jahren wurde das Café dann nach der populären Modezeitschrift Sibylle benannt, deren Redakteure und Modelle sich hier häufiger getroffen haben.

Neben dem Cafébetrieb gibt es in den Räumen auch eine Ausstellung zu sehen, die im vergangenen Jahr überarbeitet wurde. Sie beschäftigt sich mit der Sozialistischen-Architektur, der direkt angrenzenden Karl-Marx-Allee, aber thematisiert auch die etwa zeitgleich stattgefundene Interbau in West-Berlin. Dort präsentierte der Westen seine Architekturideen.  Beispielsweise mit dem Bau des Hansaviertels.

Interessant zu sehen, wie sich auch auf dem Gebiet der Architektur der Wettbewerb zwischen den verschiedenen Ideologien zeigte.

Zwei eher kuriose Ausstellungstücke sind  Überreste des Stalin-Denkmals, das bis 1961 ganz in der Nähe stand. Nur ein Ohr und ein Bruchstück des Bartes sind von dem Diktator übrig geblieben. 

Nach einem Besuch im Café und der Ausstellung sollte man natürlich unbedingt ein wenig über die Karl-Marx-Allee flanieren und die Architektur auf sich wirken lassen. Ich finde, trotz des sozialistischen Pomps hat die Straße ihren besonderen Reiz.

Ausstellung und Café sind immer Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Kurztipps

Mein Foto der Woche

Grüne Woche

Nach mehr als 20 Jahren war ich mal wieder auf dem Messegelände bei der Grünen Woche. 

Für jemanden wie mich, der schon in einem normalen Restaurant Schwierigkeiten mit der großen Auswahl hat, ist solch eine Veranstaltung, eine echte Herausforderung.  

So richtig kann ich nicht nachvollziehen, warum ein Besuch dort so beliebt ist. Die Hallen waren auf jeden Fall sehr gut besucht. Die Geschmäcker sind nun mal verschieden.

Mir hat die Blumenhalle noch am besten gefallen. Eine kleine Vorfreude auf den Frühling. 

Wer sich ins Gewühl stürzen will, hat noch bis zum Sonntag dazu die Gelegenheit. Der Eintritt kostet 16,– € und auch sonst ist ein gut gefülltes Portemonnaie hilfreich bei einem Besuch dort. Die Zeiten der kostenlosen Häppchen sind wohl schon lange vorbei. 

Für mehr Fotos aus Berlin und Umgebung folge mir gerne auf Instagram