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Hallo [subscriber:firstname | default:],

am Samstag ist der 8. März, der internationale Frauentag. In Berlin seit einigen Jahren sogar ein offizieller Feiertag. Das schlägt sich auch in meinen heutigen Tipps nieder.  Auch da stehen interessante Frauen im Mittelpunkt.

Aber keine Sorge, bei allen vorgestellten Veranstaltungen sind auch Männer gerne gesehen. 

Viel Spaß und ein sonniges Wochenende

wünscht

Christoph, der Berlinspazierer 🚶‍♂️

Birkenwerder: Frauenrechtlerin und Naturerlebnis

Clara Zetkin und Rosa Luxenburg

Mein Ausflugstipp zum Frauentagswochenende führt in die brandenburgische Nachbarschaft nach Birkenwerder.  Hier hatte die Frau ihren letzten (deutschen) Wohnsitz, der wir den Frauentag zu verdanken haben: Clara Zetkin (1857–1933). 

Sie gilt als eine der wichtigsten Initiatorinnen des Internationalen Frauentags.  Die deutsche Sozialistin und Frauenrechtlerin schlug 1910 auf der Internationalen sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen vor, einen jährlichen Kampftag für die Rechte der Frauen einzuführen. Ziel war es, für Gleichberechtigung, bessere Arbeitsbedingungen und das Frauenwahlrecht einzutreten. Der erste Frauentag wurde am 19. März 1911 in einigen Ländern begangen. Später wurde der Termin international auf den 8. März geändert. 

Von 1929 bis 1932 hat Zetkin in Birkenwerder gelebt.  Hier hatte ihr Sohn ihr ein Haus gekauft, damit sie nach einem aufreibenden, kämpferischen Leben dort ihren Lebensabend verbringen sollte.  

Das Haus gibt es noch. Heute befindet sich hier die Gemeindebibliothek und eine Gedenkstätte für Clara Zetkin.  Man kann einen Blick in ihr ehemaliges Wohnzimmer werfen und sich auf Schautafeln über ihr aufregendes Leben und ihr politisches Engagement informieren.  

Die Gedenkstätte ist in der Regel nur wochentags während der Öffnungszeiten der Bibliothek zugänglich.  Anlässlich des Frauentags gibt es an diesem Sonntag, den 9. März, in der Gedenkstätte aber eine Veranstaltung unter dem Titel "Was Sie Clara schon immer mal fragen wollten!". Die Clara-Zetkin-Expertin Claudia v. Gélie wird die Fragen beantworten und sicherlich einiges Interessantes aus dem Leben der bedeutenden Frauenrechtlerin erzählen.

Im schönen Garten des Hauses kann man Clara Zetkin gemeinsam mit ihrer Freundin Rosa Luxemburg als Statue begegnen (siehe Foto).

Birkenwerder sollte dann doch nicht der letzte Wohnsitz von Clara Zetkin sein.  1932 übersiedelte sie nach Moskau und starb dort ein Jahr später. Ihre Urne wurde dort unter großer Anteilnahme der Bevölkerung an der Kremlmauer beigesetzt.

Der Ausflug nach Birkenwerder lohnt sich aber nicht nur wegen dieser bedeutenden Frau. Auch die Umgebung des kleinen Ortes ist sehr sehenswert.  Im benachbarten Briesetal (Foto unten) kann man wunderbar wandern und auch der kleine Haussee von Birkenwerder, der Boddensee, ist einen Besuch wert. 

Auf Komoot.de  habe ich ein kleine Tour bereitgestellt, die auf knapp 7 Km einen kleinen Eindruck von den Schönheiten der Gegend gibt.  Man kann natürlich auch ein viel größere Runde laufen.  Aber das ist dann vielleicht eher was für das kommende Frühjahr und den Sommer.  Dann hat man im sumpfigen Gebiet allerdings sehr mit Mücken zu kämpfen.  Diese Plage hat man derzeit natürlich nicht. 

Gutes Essen soll es im Restaurant Boddensee geben. Das konnte ich leider nicht testen, weil es bei meinem Besuch geschlossen war. Ebenso wie auch das Kaffeehaus Birkenwerder, das auch vielversprechend aussieht, aber nur am Wochenende geöffnet ist.  Werktags und in der Nebensaison tobt in dem kleinen Ort nicht gerade das Leben.  Immerhin habe ich eine geöffnete Bäckerei gefunden.

Mit der S-Bahn ist man aber auch recht schnell wieder in Berlin. Da soll es ja das ein oder andere Lokal geben. 

Briesetal

Will McBride - Die Berliner Jahre

Will McBride

Der amerikanische Fotograf und Maler Will McBride (1931–2015) hat viele Jahre in Berlin gelebt und gearbeitet. Er kam 1955 als GI nach Berlin und verliebte sich in die Stadt. 

Zehn Jahre nach seinemTod gibt es nun wieder seine Werke hier zu sehen in einer Ausstellung des Berliner Bröhan-Museums.

Überwiegend sind die ausgestellten  Fotos auch in Berlin entstanden.  Sie zeigen ein unbeschwertes Leben junger Menschen in der Nachkriegszeit, auch wenn die Spuren des Krieges an vielen Stellen noch sehr sichtbar sind. 

Sehr erfolgreich war McBride mit seinen Fotos für die Zeitschrift TWEN, die besonders junge Leute durch ein radikal neues Layout und Konzept begeisterte.

Einen Skandal gab es 1960 um ein Foto, das seine schwangere Frau Barbara zeigt (siehe Foto), mit geöffnetem Hosenknopf und engem Pullover. Heutzutage nicht mehr nachvollziehbar, aber damals bemerkenswert. 

Die Arbeiten von Will McBride entsprachen selten dem aktuellen Zeitgeist. Nach seiner Zeit bei TWEN  wurde es daher etwas ruhiger um ihn. Seine Art von Fotos war in aktuellen Zeitschriften nicht mehr so gefragt.  

Alkohol, andere Drogen und auch die Entdeckung seiner Homosexualität warfen ihn aus der Bahn und machten ihn letztlich krank. Viele Jahre lebte er mit seinem Partner in der Toscana und in Frankfurt (Main). In den 90er Jahren kam er zurück nach Berlin und widmete sich aber in erster Linie der Malerei. Kurz vor seinem Tod im Jahr 2015 gab es bei C /O seine letzte Ausstellung. 

Gut, dass man nun wieder Gelegenheit hat, seine Arbeiten in einer Ausstellung zu erleben. Gerade seine Berliner Fotos sind künstlerisch wertvolle Zeitzeugnisse. 

Noch bis zum 1. Juni 2025 kann man sie anschauen. Geöffnet ist immer Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 9,– €. Sonntags um 15 Uhr gibt es eine kostenlose Führung. 

Eine Frage des Abstands

Fotografinnen Neukölln

Ein Besuch in der Ausstellung »Passing Distance« passt hervorragend zum Internationalen Frauentag, denn sie rückt die Arbeiten von 24 Fotografinnen des Kollektivs Herspective Photographers in den Fokus. 

Der Titel der Ausstellung ist ein Fachbegriff aus der Navigation und beschreibt die Mindestdistanz, die für ein sicheres Passieren notwendig ist.  Ein passendes Bild für zwischenmenschliche, gesellschaftliche und kulturelle Beziehungen. Genau mit diesen Themen beschäftigen sich die Künstlerinnen in ihren Arbeiten.

Sie nutzen dabei sehr unterschiedliche Techniken. Die Ausstellung zeigt ein breites Spektrum fotografischer Ausdrucksformen: von klassischer Schwarz-Weiß-Fotografie über Collagen bis zu konzeptionellen Foto-Serien.

Auch inhaltlich ist die Bandbreite weit. Jede Arbeit bringt eine eigene Perspektive auf das zentrale Thema der Ausstellung.

Besonders spannend ist auch der Ausstellungsort: Die Werke werden in einer Etage des ehemaligen C&A-Kaufhauses in der Karl-Marx-Straße in Neukölln gezeigt. Solche Zwischennutzungen haben immer einen besonderen Reiz. Die Räume haben schon viel Leben gesehen, von einer Unterkunft für Geflüchtete bis hin zur Modenschau. Jede Nutzung hinterlässt ihre Spuren, und genau das macht die Atmosphäre so besonders.

Gleichzeitig wäre es natürlich wünschenswert, eine dauerhafte Lösung für diese riesigen Räumlichkeiten in zentraler Lage zu finden. Bis dahin aber ist es umso schöner, dass sie für so spannende Projekte wie diese Präsentation genutzt werden.

Die Ausstellung ist zwar Teil des European Month of Photography Berlin (EMOP), läuft aber nur bis einschließlich Samstag, den 8. März. Geöffnet ist immer von 14 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. 

Kurztipps

Mein Foto der Woche

Ayoung Kim

Im Hamburger Bahnhof an der Invalidenstraße  gibt es derzeit Werke der koreanischen Künstlerin Ayoung Kims zu sehen. Sie schafft fantasievolle Welten, in denen Realität und Fiktion verschwimmen. Mit Videos, Skulpturen und digitalen Elementen erzählt sie von Reisen durch Zeit und Raum. Vieles erinnert an Videospiele.  

Der Ausstellungsbesucher wird in diese Welten einbezogen. Beim Rundgang trifft man immer wieder auf sich selbst. Überall sind Spiegel installiert. Interessant und etwas verwirrend.  Die Ausstellung läuft noch bis zum 20. Juli. 

Schön, dass du den Newsletter bis zum Ende gelesen hast.  Jetzt interessiert mich sehr, welche Tipps dir am besten gefallen haben.