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Hallo [subscriber:firstname | default:],

auch wenn ich ein Online-Medium betreibe, bin ich doch ein großer Freund der Druckkunst. Deshalb möchte ich besonders auf den Tag der Druckkunst hinweisen, der an diesem Samstag wieder bundesweit stattfindet. Auch in Berlin gibt es dazu einige interessante Veranstaltungen. Schau doch mal ins Programm

Jetzt aber ohne Druckerschwärze weiter, mit anderen hoffentlich spannenden Tipps für das Wochenende.

Viel Spaß dabei

wünscht

Christoph, der Berlinspazierer 🚶‍♂️

Alt-Rixdorf und das Böhmische Museum

Comenius Garten

Ein Spaziergang durch das etwas andere Neukölln ist mein Ausflugstipp für dieses Wochenende.

Nur wenige 100 Meter abseits der quirligen Karl-Marx-Straße findet man eine ganz andere Welt: das ehemalige böhmische Dorf Rixdorf.  Mit seinen kleinen historischen Häusern, Kopfsteinpflasterstraßen und grünen Vorgärten wirkt es wie eine ländliche Enklave inmitten der Großstadt. Meinen Vorschlag für eine Spazierroute findest du bei Komoot.de.

Die Geschichte dieses Böhmischen Dorfs beginnt im 18. Jahrhundert mit einer Gruppe von Glaubensflüchtlingen aus Böhmen, die nach Preußen kamen. Sie gehörten zur protestantischen Herrnhuter-Brüdergemeine und waren Nachfahren der Anhänger des Reformators Jan Hus.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) war Böhmen fest in katholischer Hand, und Andersgläubige wurden verfolgt. Viele Böhmen mussten fliehen, darunter eine Gruppe, die 1737 auf Einladung von König Friedrich Wilhelm I. nach Preußen kam. Der „Soldatenkönig“ war nicht nur an religiöser Toleranz interessiert, sondern auch an fleißigen, zuverlässigen Siedlern.  Auch damals gab es wohl schon einen Fachkräftemangel. 

Er wies den Flüchtlingen ein Gebiet neben dem bestehenden Dorf Deutsch-Rixdorf zu, das später als Böhmisch-Rixdorf bekannt wurde (tschechisch: Český Rixdorf).

Sie erhielten großzügige Privilegien: Steuerbefreiung, eigene Verwaltung und die Erlaubnis, ihre Sprache und ihren Glauben zu praktizieren.

Die Böhmen brachten nicht nur ihre religiösen Traditionen mit, sondern auch ihr Wissen als Weber, Töpfer und Schmiede, was das Wirtschaftsleben in der Region bereicherte.

So lebten also auch damals schon unterschiedliche Kulturen mit verschiedener Religion und Sprache in Neukölln zusammen, genauer gesagt zunächst eher nebeneinander.  Es hat fast 100 Jahre gedauert, bis die böhmisch stämmige Bevölkerung wirklich integriert war.  

Im ehemaligen Schulhaus der Böhmen in der Kirchgasse 5 gibt es ein kleines Museum. Hier kann man sich über Geschichte und Geschichten aus dieser Zeit informieren. 

Das Museum wird von einem Verein betrieben und ist donnerstags von 14 bis 17 Uhr sowie jeden 1. und 3. Sonntag im Monat von 12 bis 14 Uhr geöffnet.  An diesem Sonntag (16. März) sollte also geöffnet sein. Der Eintritt kostet 5,– €

Besuchenswert ist auch der Comenius-Garten, benannt nach dem böhmischen Theologen und Pädagogen Johann Amos Comenius. Ein grüner Rückzugsort, der an die spirituellen Wurzeln der Siedler erinnert. Er ist in der Regel ab 12 Uhr täglich zugänglich. Im Sommer auch früher.  Wichtig zu wissen: man muss an der Pforte einen etwas unscheinbaren Knopf drücken, damit sich das Tor öffnet. 

Viele kennen Rixdorf und den Richardplatz sicherlich vom jährlichen Weihnachtsmarkt, der dort stattfindet.  Der ist wirklich sehr schön, allerdings auch meist sehr voll.   

Jetzt geht es dort deutlich entspannter zu. Es gibt auch einige nette Cafés und Restaurants, die man besuchen kann, oder einfach durch die kleinen Gassen schlendern und in die Höfe und Gärten schauen. Da gibt es einige kleine Stadtidyllen zu entdecken.  Neukölln einmal ganz anders.

Fazination Polaroid

Polaroid Ausstellung

Bilder sofort nach der Aufnahme anschauen zu können, ist für uns heute dank der digitalen Technik etwas ganz Normales. Früher war das anders. Da musste man oft tagelang warten, bis man die Bilder zu Gesicht bekam. 

Das änderte sich erstmals 1947, als der amerikanische Erfinder und Industrielle Edwin Land unter dem Markennamen Polaroid die erste Sofortbildkamera vorstellte. Wirklich praktikabel wurden die Kameras dann in den 1960er Jahren und stießen auch bei professionellen Fotografen auf Interesse.

Die Helmut Newton Stiftung Berlin widmet diesem Thema jetzt eine große Ausstellung, die Polaroids von Helmut Newton und von 60 anderen Fotograf*innen zeigt.

Helmut Newton nutzte die Polaroid-Technik zunächst in erster Linie als praktisches Werkzeug in der Modefotografie. Die Möglichkeit, ein Bild direkt nach der Aufnahme zu sehen, war für ihn ideal, um Lichtverhältnisse zu überprüfen und Kompositionen zu verfeinern.  In der Ausstellung sind viele dieser Bilder zu sehen. Teils als Original, teilweise aber auch als vergrößerte Prints. 

Was in der Ausstellung ein wenig fehlt, ist eine direkte Gegenüberstellung der Polaroid-Testaufnahmen mit den finalen Fotografien. Das wäre sehr spannend gewesen, um seinen kreativen Prozess transparenter zu machen. Leider werden da nur wenige Beispiele gezeigt.

Polaroids spielten für Newton jedoch nicht nur im professionellen Bereich eine Rolle. Besonders in den heißen Sommern Südfrankreichs experimentierte er zusammen mit seiner Frau June (alias Alice Springs) mit der Aktfotografie, indem sie einander fotografierten. Diese spielerisch-intimen Bilder markieren den Beginn von Newtons berühmten Stils in der Aktfotografie und sind ein wichtiges Kapitel seines Schaffens.

Im zweiten Teil der Ausstellung ist zu sehen, wie unterschiedlich das Polaroid von anderen Fotograf*innen genutzt wurde und wird.  Es ist ein sehr experimentelles Medium. Teilweise wurden dafür auch großformatige Sofortbilder verwendet. Auch dafür gab es spezielle Kameras.

Neben einzelnen Arbeiten werden auch mehrere Serien gezeigt.  So beispielsweise von Maurizio Galimberti, der bekannt ist  für seine Polaroid-Mosaike, die aus vielen Einzelbildern ein neues, zerlegtes Gesamtmotiv schaffen.

Spannend auch die Werke der niederländischen Fotografin Marike Schuurman , die sich mit Wahrnehmung, Zeit und Vergänglichkeit befassen. Sie hat ihre  SX-70 Polaroids längere Zeit in Wasser aus dem Lausitzer Braunkohletagebau eingelegt und beobachtet, wie das die Bilder verändert. Entstanden sind reizvolle, abstrakte Strukturen und Farbverläufe.

Neben den vielfältigen künstlerischen Arbeiten bietet die Ausstellung auch einen kleinen Einblick in die technische Entwicklung der Polaroid-Fotografie.  In einer Vitrine

werden zahlreiche alte und neuere Polaroid-Kameras aus einer Berliner Privatsammlung gezeigt. Von der rosa Barbie-Kamera bis zur Polaroid für den medizinischen Einsatz. 

Noch bis zum 27. Juli 2025 ist die interessante Ausstellung im Museum für Fotografie an der Jebensstr. 2 zu sehen.

Geöffnet ist täglich außer montags von 11 bis 19 Uhr. Das Ticket kostet 12,– € und erlaubt auch den Besuch der noch bis zum 27. April laufenden Ausstellung  FOTOGAGA – Max Ernst und die Fotografie im gleichen Haus.

Geburtstagsfeier: 25 Jahre Museum für Kommunikation

Museum für Kommunikation

Ein wirklich spannendes Museum feiert an diesem Sonntag seinen 25. Geburtstag.  Am 17. März 2000 wurde das Museum für Kommunikation Berlin im Beisein vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau feierlich eröffnet.

Die Geschichte des Hauses ist allerdings wesentlich länger.  Schon 1872 wurde das Haus als Reichspostmuseum eröffnet. Es ist somit das älteste Postmuseum weltweit.

Neu gestaltet wurde es dann zur Jahrtausendwende mit dem Ziel, Kommunikation nicht nur in der historischen Entwicklung, sondern auch in die Zukunft gerichtet zu betrachten.

Das Themenspektrum der Ausstellungen ist deutlich breiter geworden. Neben der Dauerausstellung gibt es immer wieder sehr interessante Sonderausstellungen.

Über die Ausstellung  UDERZO – Von Asterix bis Zaubertrank habe ich an dieser Stelle schon berichtet. Parallel läuft auch noch bis zum September eine Ausstellung unter dem Titel  NACHRICHTEN – NEWS. Sie behandelt unser Verhältnis zu Nachrichten und zeichnet die historische Entwicklung von Nachrichten nach.

Ein hochaktuelles Thema in dieser Zeit, in der wir von Nachrichten täglich überflutet werden. 

Die meisten Sonderausstellungen der vergangenen Jahre kann man sich übrigens weiterhin Online anschauen. 

Die klassische Post und das gute alte Telefon spielen im Museum natürlich auch immer noch eine Rolle. Gerade jüngere Menschen werden vielleicht staunen, mit welchen Geräten ihre Eltern und Großeltern noch kommuniziert haben. 

Die ganz wertvollen Stücke findet man dann in der geheimnisvollen Schatzkammer im Untergeschoss des Museums.  Dort steht beispielsweise  der erste Telefonapparat von Philipp Reis und auch die wahrscheinlich berühmteste Briefmarke der Welt, die Blaue Mauritius, kann man hier bewundern. 

Am Sonntag, dem 16. März, gibt es kostenlose Führungen und einige andere Geburtstagsangebote.  Der Eintritt ist an diesem Tag frei.

An anderen Tagen kostet der Eintritt 8,– €. Geöffnet ist immer Dienstag bis Freitag von 9  bis 17 Uhr und am Wochenende von 10 bis 18 Uhr.

Ein Museum, das wirklich für jeden etwas zu bieten hat und großen Spaß macht. 

Kurztipps

Mein Foto der Woche

Zum Eierhäuschen

Das Eierhäuschen ist ein architektonisches Kleinod im Treptower Park/Plänterwald. Erfreulicherweise ist es nach langjähriger Sanierung seit dem letzten Jahr wieder zugänglich. 

Neben einem Gastronomiebetrieb gibt es auch wechselnde Ausstellungen im Spreepark-Artspace.  Am Sonntag wird dort die neue Ausstellung Verborgene Wirklichkeiten eröffnet. Zusätzlich gibt es auch Führungen durch das Haus. Der Eintritt ist frei. 

Schön, dass du den Newsletter bis zum Ende gelesen hast.  Jetzt interessiert mich sehr, welche Tipps dir am besten gefallen haben.