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Hallo [subscriber:firstname | default:],

gerade erst hat der Frühling angefangen und nun beginnt schon die Sommerzeit.  Zumindest auf unseren Uhren. Am Sonntag früh um 2 Uhr werden die Uhren auf 3 Uhr vorgestellt.  

Insgesamt ist dieses Wochenende also eine Stunde kürzer.  Daher keine lange Vorrede, sondern gleich weiter mit meinen Ausflugs- und Veranstaltungstipps.

Schöne Sommerzeit

wünscht

Christoph, der Berlinspazierer 🚶‍♂️

Das Buddhistische Haus in Frohnau

Buddhistisches Haus Frohnau

Heute führt mein Ausflugstipp in den Norden Berlins, nach Frohnau. Dort steht seit über 100 Jahren das Buddhistische Haus. Es gilt als das älteste, noch aktiv genutzte buddhistische Tempelhaus Europas.

Wer die 73 Stufen zum Buddhistischen Haus hinaufsteigt, begibt sich an einen besonderen Ort, ein wenig abseits des Alltags und bekommt Einblicke in eine andere Weltanschauung.

Alles hier hat seine Bedeutung. Schon die Zahl der Treppenstufen ist nicht zufällig gewählt: Die 73 Stufen symbolisieren die 73 Wissensarten eines Buddhas. Sie sind unterbrochen von acht Absätzen, die für den »Edlen achtfachen Pfad zur Erlösung« stehen – ein zentrales Konzept im Buddhismus.

Erbaut wurde das Haus zwischen 1922 und 1924 im Auftrag des Berliner Arztes und Schriftstellers Paul Dahlke, der auf mehreren Reisen nach Sri Lanka (damals noch Ceylon) mit dem Buddhismus in Kontakt kam. Er ließ das Haus in einem asiatisch inspirierten Stil errichten – als Ort des Rückzugs, der Lehre und der Meditation.

Dahlke selbst lebte nur kurz in seinem spirituellen Refugium. Er starb bereits 1928, nur vier Jahre nach Fertigstellung des Hauses.

Nach seinem Tod geriet das Haus zeitweilig in Vergessenheit. Erst 1957 wurde es durch die Maha Bodhi Society aus Sri Lanka wiederbelebt. Seitdem leben hier dauerhaft buddhistische Mönche, die das Haus im Sinne Dahlkes weiterführen. Derzeit wohnen zwei Mönche dauerhaft hier, außerdem sind immer wieder Gastmönche zu Studienzwecken in Frohnau.

Das Haus ist bewusst offen gestaltet und heißt Besucherinnen und Besucher willkommen. Man kann sich frei auf dem Gelände und in den Räumen umsehen oder an einer Veranstaltung teilnehmen.

Jeden Sonntag um 15 Uhr findet in der Bibliothek ein Vortrag statt – am kommenden Sonntag zum Beispiel zum Thema „Die Funktionen des Geistes“. Auch außerhalb dieser Veranstaltungen steht die Bibliothek zur Verfügung. Sie bietet eine der umfangreichsten Sammlungen buddhistischer Literatur.

Wer das Haus betritt, sollte sich respektvoll verhalten und, wie im Tempel üblich, die Schuhe ausziehen – besonders im Tempelraum selbst. 

Auch der Garten lädt zum Verweilen ein. Es gibt viele ruhige Plätze und zahlreiche Buddha-Statuen, die teilweise direkt aus Sri Lanka stammen. 

Insgesamt herrscht eine angenehm offene und respektvolle Atmosphäre auf dem Gelände. Man fühlt sich weder als Störfaktor noch in irgendeiner Form missioniert. 

Der Besuch des Hauses ist in der Regel täglich zwischen 9 und 18 Uhr möglich.  Die Bibliothek ist über Mittag geschlossen.

Es wird kein Eintritt verlangt. Eine kleine Spende ist natürlich gerne gesehen, besonders bei den Veranstaltungen.

Für einige mehrtägige Seminare wird eine Kursgebühr verlangt. An diesem Wochenende findet beispielsweise ein 4-tägiges Schweigeseminar statt (geschwiegen wird auf Englisch). 

Das Buddhistische Haus ist ca. 1 km vom S-Bahnhof Frohnau entfernt. Der Weg dorthin führt entlang eines Grüngürtels durch eine schöne, ruhige Wohngegend.  Überhaupt ist Frohnau ein sehr grüner Ortsteil, der auf jeden Fall einen Besuch lohnt. 

Buddhistisches Haus Bibliothek

Die lebende Stadt

Ausstellung Stadt im Technikmuseum

In Zusammenarbeit mit dem Fotografierenden-Kollektiv »Cadavre Exquis« zeigt das Deutsche Technikmuseum eine Ausstellung, die auf ganz besondere Weise das System Stadt behandelt.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht eine Serie von rund 70 Fotografien, die im Rahmen eines spielerischen künstlerischen Konzepts entstanden sind.  Es basiert auf einer Art visueller Stille-Post. Dabei sieht jeder der beteiligten Fotograf*innen nur das letzte Bild der Serie – und reagiert mit einem eigenen, assoziativen Foto darauf. So entsteht eine Kette aus Eindrücken, Stimmungen und Blickwinkeln, die das Thema Stadt auf sehr individuelle, oft überraschende Weise umkreist. 

Am Projekt waren insgesamt 19 Fotograf*innen beteiligt.   Ausgangspunkt für die Serien war ein Startfoto von Sascha Jakubenko, dem künstlerischen Leiter der Ausstellung. Dieses hat er an zwei Fotograf*innen gesendet, die wiederum darauf reagierten.  So wurden zwei Bilderstränge gestartet, die sich durch die Ausstellung ziehen. Gekennzeichnet mit einer gepunkteten oder einer durchgezogenen Linie sind die zugehörigen Fotos miteinander verbunden. 

Was erst einmal etwas kompliziert klingt, erschließt sich dann doch recht schnell in der Ausstellung.  Es macht Spaß, den Assoziationsketten zu folgen und zu versuchen, sie nachzuvollziehen. 

Wer Lust hat, kann sich auch an einer Fortsetzung der Serie beteiligen und ein eigenes Foto einsenden.  Leere Rahmen warten darauf, gefüllt zu werden. Jeden Monat wird ein Bild ausgewählt und damit die Ausstellung ergänzt.

Natürlich kann man die Bilder auch einfach als Einzelwerke auf sich wirken lassen.  Die  Motive und Techniken sind vielfältig, so bunt wie das Leben in einer Stadt. 

Diese etwas ungewöhnliche, aber interessante Ausstellung kann man noch bis zum 27. Januar 2026 im Deutschen Technikmuseum anschauen.  

Geöffnet ist das Museum jeweils Dienstag bis Freitag von  9 bis 17:30 Uhr und Samstag, Sonntag, Feiertage von 10 bis 18 Uhr.

Der Eintritt kostet 12,– € und gilt für das ganze Museum.  Man sollte die Gelegenheit also nutzen, sich ausführlich im Museum umzuschauen. Nicht nur für Technikfreaks ist das immer wieder lohnend. 

Vaginal Davis: Fabelhaftes Produkt

Vaginal Davis

Sie ist eine eindrucksvolle Erscheinung – die Künstlerin Vaginal Davis ist selbst so etwas wie ein Kunstwerk.

Ihre Kunst lässt sich schwer einordnen und passt in keine Schublade. Davon kann man sich derzeit im Martin Gropius Bau ein Bild machen. Anlass für die Ausstellung ist der 20. Jahrestag ihrer Übersiedelung von Los Angeles nach Berlin.

„Vaginal Davis: Fabelhaftes Produkt“ ist die erste umfassende Einzelausstellung der queeren Künstlerin in Deutschland. Schon der Titel deutet an, was viele ihrer Arbeiten auszeichnet: Ironie – auch Selbstironie – ist immer mit dabei.

Ms. Davis bewegt sich in vielen künstlerischen Genres. In der Ausstellung sind großformatige Installationen ebenso zu sehen wie Gemälde, Zeichnungen, Video- und Filmwerke, Zines und Bücher. Jeder Ausstellungsraum setzt einen eigenen Schwerpunkt.

In einem Raum stehen kleine Skulpturen, inspiriert vom Kinderbuchklassiker „Der Zauberer von Oz“. Ein anderer Bereich ist als rosa Schlafzimmer inszeniert – mit einem sich drehenden Bett, auf dem ein riesiger Gips-Penis thront.

Davis spielt nicht nur mit Bildern, sondern auch mit Sprache. Eine Raum trägt den Titel "Hofpfisterei" – in Berlin bekannt als bayerische Bäckereikette, hier aber wohl auch eine Anspielung auf eine bestimmte Sexpraktik.

In diesem Raum werden verschiedene Texte präsentiert, die sie seit den 1980er-Jahren geschrieben hat. Zur Verbreitung nutzte sie, was gerade verfügbar war: Mit dem Fotokopierer erstellte sie Zines, verschickte sie per Post oder verbreitete ihre Texte per Newsletter in der Community. 

Auch das Bloggen entdeckte sie früh für sich – ihr Blog »SPEAKING FROM THE DIAPHRAGM« existiert seit über 20 Jahren und ist noch immer online.

Davis’ Arbeiten sind oft explizit, drastisch, schrill. Sie bezeichnet sich selbst als Blacktress, Drag-Terroristin und Aktivistin. Trotz aller Provokation schimmert in vielen Arbeiten der feine Humor durch, der ihre Kunst menschlich und zugänglich macht. Ich fand das spannend. 

Noch bis zum 14. September 2025 ist die Ausstellung in den tollen Räumen des Martin-Gropius-Baus zu sehen.

Geöffnet ist am Wochenende jeweils von 10 bis 19 Uhr, wochentags von 12 bis 19 Uhr. Dienstags ist geschlossen.  Der Eintritt kostet 9,– €

Kurztipps

Mein Foto der Woche

Kirschblütenallee

Bilder wie dieses aus dem letzten Jahr wird es in diesem Jahr wohl nicht geben.  Zumindest nicht von der Kirschblütenallee auf dem Mauerweg zwischen Berlin und Teltow.

Diese Woche wurde bekannt gegeben, dass das Gelände bis zum Jahresende wegen Bauarbeiten für Besucher gesperrt ist.  Der Weg wird erneuert und der Boden revitalisiert, da er in den vergangenen Jahren durch die vielen Besucher so verdichtet wurde, dass er kaum noch Wasser aufnehmen kann. 

Sehr schade, aber wahrscheinlich ganz vernünftig so eine Ruhepause für die Pflanzen. 

Glücklicherweise gibt es noch viele andere Orte in Berlin, wo man die Baumblüte genießen kann. Die Frühlings-Map zeigt, wo. An der Bornholmer Brücke (Norwegerstraße) hat die Blüte schon angefangen.

Schön, dass du den Newsletter bis zum Ende gelesen hast.  Jetzt interessiert mich sehr, welche Tipps dir am besten gefallen haben.