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Guten Morgen [subscriber:firstname | default:],

zwei ganz besondere Berliner Inseln stehen im Mittelpunkt des heutigen Newsletters: die Pfaueninsel und die Museumsinsel. Auf beiden gibt es Anlass zum Feiern.

Auch in dieser Woche kommen also sowohl Natur- als auch Kulturfreunde  auf ihre Kosten.

Ich hoffe, du hast Spaß dabei

Christoph, der Berlinspazierer 🚶‍♂️

PS

Wegen des Feiertags kommt der Newsletter heute etwas früher.

Nicht nur den Vätern (Herren), wünsche ich einen entspannten Himmelfahrtstag

Auszeit auf der Pfaueninsel

Pfaueninsel

Nach mehreren Jahren Bauzeit wurde in der letzten Woche das Schloss auf der Pfaueninsel wieder für Besucher geöffnet.  

Nicht nur die Holzfassade wurde komplett erneuert, sondern auch die Innenräume wurden aufwendigen Konservierungs- und partiellen Restaurierungsmaßnahmen unterzogen.  

Das Besondere an diesem kleinen Schloss ist, dass das Interieur aus der Bauzeit von 1795 nahezu unverändert erhalten geblieben ist. Das ist ziemlich einmalig in Berlin-Brandenburg. 

Der Schwerpunkt lag daher auch auf den Sicherungsmaßnahmen. Es war nicht das Ziel, die Innenräume komplett zu restaurieren. Die alte Patina sollte erhalten bleiben.

Ich finde, das ist sehr gut gelungen. Man kann sich gut hineinversetzen in die Zeit, als König Friedrich Wilhelms II. und seine Vertraute und Mätresse, die Gräfin Lichtenau (vormals Wilhelmine Encke), hier schöne Stunden verlebten. Viele waren es aber sicherlich nicht, denn schon kurze Zeit nach der Fertigstellung des Schlösschens verstarb der König und seine Geliebte fiel in Ungnade und wurde vom Hof verbannt. 

Später wurde das Schloss von Friedrich Wilhelm III. und seiner Gemahlin Königin Luise genutzt. 

Sie kamen in der Regel mit dem Schiff aus Potsdam auf die Pfaueninsel, oft nur für ein paar Stunden. Das kleine Schloss war nicht als fester Wohnsitz gedacht. Auch wenn es Übernachtungsmöglichkeiten gab. Man könnte sagen, es war so etwas wie eine Edellaube. 

Erbaut und geplant wurde das Gebäude nicht von einem bekannten Architekten, sondern vom Zimmermeister Johann Gottlieb Brendel. Mit planerischer Unterstützung der Gräfin Lichtenau (damals noch Wilhelmine Encke). Sie trug maßgeblich zur Gestaltung des Schlosses und der Innenräume bei. Ebenso wie später die Königin Luise. Nach ihrem frühen Tod richtete ihr Mann einen Gedenkraum zu ihren Ehren ein.

All das kann man sich nun wieder anschauen. Eintrittskarten für das Schloss kann man ausschließlich im Fährhaus der Pfaueninsel für 8,– € erwerben. Die Zahl der Tickets ist aus Gründen des Denkmalschutzes und der Enge in den Schlossräumen allerdings beschränkt. Man braucht unter Umständen also etwas Glück, um ins Schloss zu kommen. 

Wer es nicht schaffen sollte, braucht sich aber nicht zu grämen. Es gibt so viel anderes Schönes auf der Insel zu entdecken.  

Besonders sehenswert ist zu dieser Jahreszeit der Rosengarten. Rund 200 historische Rosensorten kann man hier bewundern. 

Im Norden der Insel kann man am Sonntag zum Welterbetag (siehe unten) die »Meierei« und den »Beelitzer Jagdschirm« besichtigen. Beide Gebäude werden immer nur zu besonderen Gelegenheiten geöffnet. 

Ganz in der Nähe kann man auch die Wasserbüffel bei ihrer Arbeit beobachten. Sie werden quasi als lebende Rasenmäher eingesetzt.  

Mit etwas Glück trifft man vielleicht auch einen kleinen Pfau. Denn einige der rund 60 Pfauen, die auf der Insel frei herumlaufen, haben gerade Nachwuchs bekommen. Die kräftigen Rufe der Pfauen sind schon vom Festland aus zu hören. 

Umfangreiche Gastronomie gibt es auf der Insel nicht. Hier steht die Natur im Vordergrund. Für Kaffee, Kuchen und Bratwurst ist aber gesorgt. Die gibt es ganz entspannt an der Liegewiese in der Mitte der Insel.

Die Fähre zur Insel erreicht man gut mit dem Bus der Linie 218 vom Bahnhof Wannsee aus. Oft sind hier historische Busse im Einsatz.

Das Ticket für die Fähre und den Inseleintritt kostet 6,– € und kann nur mit Karte  am Automaten bezahlt werden.

Geöffnet ist täglich von 10 bis 18 Uhr. Hunde und Fahrräder dürfen nicht mit auf die Insel. Auch das Rauchen ist streng untersagt. Aber die wunderbare Insel ist eigentlich auch Droge genug und lässt nichts vermissen.

Museumsinsel-Geburtstag  und Welterbetag

Altes Museum

Die Berliner Museumsinsel feiert in diesem Jahr ihren 200. Geburtstag. Am 9. Juli 1825 wurde der Grundstein für das Alte Museum (siehe Foto) gelegt – der Beginn eines einzigartigen Museumskomplexes, der heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.

So ein großes Projekt wie die Museumsinsel braucht natürlich auch eine entsprechende Feier. Deswegen soll gleich über fünf Jahre hinweg gefeiert werden. In jedem Jahr steht ein anderes Museum im Fokus. Den Anfang macht naheliegenderweise »Das alte Museum«, in dem heute die Antikensammlung untergebracht ist.

Die Feierlichkeiten beginnen schon an diesem Wochenende mit einem dreitägigen Inselfest. Im Kolonnadenhof an der Alten Nationalgalerie gibt es ein Bühnenprogramm mit Gesprächen und Musik und natürlich bieten die einzelnen Museen in ihren Häusern auch Sonderprogramme an. 

Mit einem normalen Tagesticket für 14,– €, das normalerweise nur für ein Museum gilt, kann man an diesen Tagen alle sechs Häuser der Museumsinsel besuchen. Jahreskarten (sehr empfehlenswert) sind natürlich auch gültig und man darf sogar noch einen Gast kostenlos mitnehmen als kleinen Bonus.

Am Sonntag wird dann sogar doppelt gefeiert, denn am 1. Juni ist der »Welterbetag«  an dem alle 54 deutschen UNESCO Welterbeorte gefeiert werden.  Neben der Museumsinsel gehören auch noch die sechs Siedlungen der Berliner Moderne dazu. Hier werden verschieden Führungen angeboten. 

Gefeiert wird das Erbe natürlich auch in Potsdam. Am Alten Markt vor der Nikolaikirche gibt es das Fest der Kulturerben und am Abend wird dort Tango getanzt. Auch der gehört zum Weltkulturerbe. 

Etwas weniger bekannt als Potsdams Schlösser und Parks, ist der Hannes-Meyer-Campus in Bernau. Die ehemalige »ADGB-Bundesschule« ist ein bedeutender Bau der Bauhaus-Architektur und gehört auch zum UNESCO-Welterbe und lohnt auf jeden Fall auch einmal einen Besuch. Am Sonntag gibt es auch dort kostenlose Führungen.

Es ist schon immer wieder beeindruckend, welche Vielfalt an Museen und anderen Kulturellen Einrichtungen wir (noch) haben. Das sollte man auf jeden Fall rege nutzen.

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Mythos Tiergartenviertel

Tiergartenviertel

Das Kulturforum am Tiergarten entstand nach dem Zweiten Weltkrieg quasi als westliches Pendant zur Museumsinsel, die nach der Teilung der Stadt im Osten lag. Aktuell wird dort das neue Museum des 20. Jahrhunderts gebaut, ein Projekt, das dem Standort noch mehr kulturelle Strahlkraft verleihen wird.

Weniger bekannt ist, dass diese Gegend bereits vor dem Krieg ein bedeutendes kulturelles Zentrum war. Genau daran erinnert jetzt eine sehenswerte Ausstellung im Foyer der Kunstbibliothek. Unter dem Titel »Zeitreise ins alte Tiergartenviertel« wird das Viertel rund um die heutige Matthäikirche wieder lebendig.  Ein Ort, der in den 1910er und 1920er Jahren ein Hotspot der Moderne war.

Damals lebten hier Künstlerinnen und Künstler, Sammler, Intellektuelle, Modejournalistinnen und Literaten dicht beieinander. Sie prägten mit ihren Ideen und ihrer Kreativität die kulturelle Identität Berlins. Marlene Dietrich ließ sich bei der „Modezarin“ Erna Becker ihre legendären Hosenanzüge schneidern. Der einflussreiche Kunsthändler Paul Cassirer wohnte hier mit seiner Frau, der Schauspielerin Tilla Durieux. In den großbürgerlichen Wohnungen gaben sich Kunst- und Kulturschaffende die Klinke in die Hand.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten endete diese kulturelle Blütezeit jäh. Viele jüdische Bewohner wurden verfolgt oder ermordet. Die Bomben des Zweiten Weltkriegs zerstörten das Viertel fast vollständig. Den Rest übernahmen die Stadtplaner der Nachkriegszeit. 

Die Ausstellung folgt den Spuren einiger einstiger Bewohnerinnen und Bewohner – auch über das Kriegsende hinaus. Manche konnten emigrieren und im Exil neu Fuß fassen. So etwa der Filmarchitekt Ken Adam, der in der Matthäikirchstraße geboren wurde und später mit seinen Szenenbildern für die James-Bond-Filme ein Oscar gewann. 

Das ist nur eine von vielen spannenden Geschichten, die in der Ausstellung angerissen werden. An manchen Stellen wünscht man sich noch etwas mehr, aber die Schau versteht sich auch als Auftakt zu einer tiefergehenden Erforschung dieses bedeutenden Berliner Viertels. Einige begleitende Vorträge sind schon geplant, hoffentlich folgen bald auch Führungen. Kuratorin Dr. Gesa Kessemeier weiß jedenfalls mitreißend zu erzählen.

Sehr hilfreich in der Ausstellung ist ein alter Stadtplan, auf dem die Wohnorte vieler bekannter Persönlichkeiten markiert sind. Perfekt, um sich nach dem Besuch der Ausstellung auf einen kleinen Spaziergang durch das heutige Viertel zu begeben. Auch wenn die meisten Gebäude nicht mehr stehen, sieht man die Gegend danach mit anderen Augen.

Die kleine, aber feine Dauerausstellung ist montags bis freitags von 9 bis 20 Uhr, am Wochenende von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Kurztipps

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Mein Foto der Woche

Nebelstatue

Noch bis zum 14. September gibt es im Skulpturengarten der Neuen Nationalgalerie die sogenannten Nebelskulpturen der japanischen Künstlerin Fujiko Nakaya zu sehen.

Zu jeder vollen Stunde kann man sie erleben.  An verschiedenen Stellen des Freigeländes steigen dann feine Wassernebel auf.  Mal ganz leicht, mal als kaum durchschaubare Schleier.

Die Architektur Mies van der Rohes und die im Garten stehenden Skulpturen verschiedener Künstler*innen erscheinen dadurch in einem ganz neuen Licht.  

Man kann sich durch den Garten bewegen oder durch die Scheiben der Nationalgalerie das Spektakel beobachten, immer wieder ergeben sich neue Perspektiven. 

Schon ganz faszinierend, man muss allerdings ein wenig aufpassen, dass man auf der sich bildenden Feuchtigkeit nicht ausrutscht.

Der Besuch im Skulpturengarten ist im normalen Eintrittspreis der Neuen Nationalgalerie enthalten.  

Kostenlos kann man von oben einen Blick in den Skulpturengarten werfen. Vielleicht auch eine interessante Perspektive, aber doch ein anderes Erleben, als wenn man mitten drin steht. 

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