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Ausgabe 179 · 5. Juni 2025

Guten Tag ,

am bevorstehenden Pfingstwochenende steht Berlin wieder ganz im Zeichen des »Karnevals der Kulturen«.  Fast 30 Jahre gibt es ihn nun und er ist in diesen Jahren immer mehr gewachsen. Für mich manchmal schon ein bisschen zu viel, aber reizvoll ist das bunte Treiben auf jeden Fall immer noch. 

In diesem Jahr findet der große Umzug am Pfingstsonntag erstmals nicht in Kreuzberg statt, sondern geht über die Karl-Marx-Allee in Friedrichshain.  Die alte Strecke steht aufgrund von Bauarbeiten nicht zur Verfügung. 

Man darf gespannt sein, wie der neue Veranstaltungsort bei Besuchern und Teilnehmern ankommt.  Das Straßenfest bleibt wie bisher am Blücherplatz in Kreuzberg.

Ob beim Karneval oder sonstigen Aktivitäten, 

ich wünsche dir ein tolles Pfingstwochenende

Christoph, der Berlinspazierer 🚶‍♂️

Pfingstausflug nach Hoppegarten

Hoppegarten Rennbahn

„Wo laufen sie denn? Wo laufen sie denn?“

Dieses berühmte Loriot-Zitat kommt einem unweigerlich in den Sinn, wenn man zum ersten Mal die weitläufige Anlage der Galopprennbahn Hoppegarten betritt. Selbst wenn das Rennen schon läuft, dauert es oft einen Moment, bis man die Pferde auf der riesigen Bahn erspäht. So groß ist das Gelände. Alles ist offen, grün und wirkt angenehm weitläufig.

Die Galopprennbahn Hoppegarten ist zwar auch eine Sportstätte, aber ganz etwas anders als ein klassisches Stadion. Die Anlage erinnert eher an einen Landschaftspark als an eine Sportarena.

Hoppegarten liegt am östlichen Stadtrand von Berlin, im Grünen und ist gut erreichbar. Vom gleichnamigen S-Bahnhof sind es nur wenige Minuten zu Fuß. Der kleine Bahnhof wird auch „Kaiserbahnhof“ genannt, weil Kaiser Wilhelm II. angeblich hier ankam, wenn er zu den Rennen reiste. Belegt ist das allerdings nicht. Schön restauriert ist der Bahnhof aber auf jeden Fall. Es gibt dort eine Touristeninformation und ein Café.

Die Geschichte der Rennbahn reicht bis ins Jahr 1868 zurück. Sie war lange Zeit das Zentrum des deutschen Galopprennsports. Noch heute spürt man diesen historischen Charakter überall. Die Tribünen stehen unter Denkmalschutz. Die breiten Wege, die großen Rasenflächen und die alten Bäume erinnern an eine andere Zeit. Es wirkt fast wie ein Ausflug in die 1920er Jahre – mit Hüten, Picknickdecken und Operngläsern.

Man muss kein Pferdekenner sein, um Spaß an einem Besuch dort zu haben. Es gibt auch vieles andere zu sehen und zu erleben.  Neben den Pferden, sind natürlich auch die Menschen interessant zu beobachten. Das Publikum ist sehr vielfältig:  Familien mit Kindern, gut betuchte, eher ältere Herrschaften, aber auch viele junge Leute und echte Rennsportfans und Zocker treffen hier aufeinander.

Noch spannender wird es natürlich, wenn man auch selbst bei den Rennen wettet. Das ist gar nicht so schwierig und schon mit geringen Einsätzen möglich. Es gibt Erklärungen und freundliches Personal, das einem weiterhilft.

Wenn man auf die Favoriten setzt, hat man gar keine so schlechten Chancen. Reich wird man so natürlich nicht.

Bei Pferderennen denkt man  auch gleich an elegant gekleidete

Damen und Herren mit großen Hüten.  Auch die sieht man im Publikum. Man darf natürlich aber auch einfach in Jeans und T-Shirt kommen. 

Jetzt zu Pfingsten wird es allerdings wahrscheinlich etwas modischer zugehen als bei anderen Renntagen. Am Sonntag, dem 8. Juni, ist  »Fashion Raceday«.  Im Rahmenprogramm präsentieren sich dann einige Modemarken und Labels. Auch das beste Outfit des Publikums wird ausgezeichnet. 

Ich war vor einigen Wochen bei einem Renntag in Hoppegarten und fand die Atmosphäre sehr entspannt und angenehm.  Zum großen Rennsportfan bin ich nicht geworden, aber anschauen sollte man sich die Anlage auf jeden Fall einmal.  Ein interessantes Erlebnis, das mir sogar ein paar (wenige) Euro Gewinn eingebracht hat.

Tickets gibt es im Vorverkauf ab 18,– €.  Am günstigsten ist das sogenannte. 

„Sattelplatz-Ticket“. Damit hat man Zugang zu verschiedenen Bereichen der Rennbahn, darunter der Führring, die Zielgerade, Picknickwiesen und der Biergarten. Es stehen auch überdachte Sitzplätze auf mehreren Tribünen zur Verfügung.

Von Bach bis Bratwurst – Nacht der offenen Kirchen

Rosenkranzbasilika

Auch wenn Pfingsten für viele Menschen heute in erster Linie nur zwei willkommene Feiertage sind, kann es nicht schaden, sich auch einmal mit den Hintergründen zu beschäftigen.

Für das Christentum ist Pfingsten – salopp gesagt – so etwas wie der Geburtstag der Kirche. Nach biblischer Überlieferung kam an diesem Tag der Heilige Geist auf die versammelten Jünger Jesu herab. Sie begannen, in verschiedenen Sprachen zu sprechen und traten öffentlich auf. Dieser Moment gilt als Beginn der christlichen Gemeinde, wie wir sie heute kennen. Es war das erste Mal, dass die Botschaft von Jesus offen und gemeinschaftlich in die Welt getragen wurde.

Um diesen „Geburtstag“ zu feiern, gibt es seit einigen Jahren immer am Pfingstsonntag die Nacht der offenen Kirchen. In allen Berliner Bezirken und auch in einigen Brandenburger Städten beteiligen sich Gemeinden an diesem Event – aus ganz unterschiedlichen christlichen Traditionen: evangelisch, katholisch, orthodox oder freikirchlich.

Ganz bewusst richtet sich das Angebot nicht nur an gläubige Menschen, sondern will allen die Möglichkeit geben, Kirche einmal anders kennenzulernen.

„Von Bach bis Bratwurst“ steht in der offiziellen Ankündigung – und so bunt liest sich auch das Programm. 

In der üppig ausgemalten Rosenkranz-Basilika in Steglitz (siehe Foto) kann man zum Beispiel die Orgelempore und den Turm besichtigen. In der Französischen Kirche am Gendarmenmarkt gibt es mehrere Orgelkonzerte, und in der St. Nikolai-Kirche in Spandau wird eine Taschenlampenführung durch den Dachstuhl angeboten.

Schau doch einfach mal ins Programm, ob dich etwas anspricht. 

Nach meinen Erfahrungen muss man keine Angst vor ungewollter Missionierung haben. Wer möchte, hat natürlich auch Gelegenheit zu stilleren Momenten, Andachten oder persönlichen Gesprächen.

Lygia Clark – Kunst zum Erleben

Lygia Clark

Die brasilianische Künstlerin Lygia Clark (1920–1988) ist in Deutschland bisher noch nicht sehr bekannt. Die aktuelle Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie ist ihre erste große Retrospektive hierzulande.

Gezeigt werden rund 150 Werke aus den 1950er- bis 1980er-Jahren. Die Schau ist chronologisch aufgebaut und macht deutlich, wie sich Clarks Kunst im Laufe der Jahre verändert hat, von formal-abstrakten Anfängen bis hin zu einem partizipativen und therapeutischen Ansatz.

Ein zentrales Merkmal ihres Schaffens ist die Einbeziehung des Publikums. Besucher*innen sollen in der Ausstellung nicht nur schauen, sondern selbst aktiv werden. Dafür wurden eigens Repliken bestimmter Werke angefertigt, mit denen man interagieren darf – und soll.

Besonders gut eignen sich dafür die in den 1960er-Jahren entstandenen „Bichos“ (Tiere): faltbare Metallskulpturen, die sich durch Gelenke in immer neue Formen bringen lassen. An anderen Stationen kann man Masken aufsetzen, mit ungewöhnlichen Materialien experimentieren oder sensorische Reize erkunden.

Es gibt viele Möglichkeiten, sich den Arbeiten von Lygia Clark zu nähern – und sie im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen. Gerade auch für Familien mit Kindern ist das eine spannende und sinnliche Ausstellung. Ein kostenloses Begleitheft kann dabei unterstützen. 

Gegen Ende ihres Lebens zog sich Lygia Clark immer mehr aus dem klassischen Kunstbetrieb zurück und arbeitete mit psychisch erkrankten Menschen. Sie bezeichnete sich selbst nicht mehr als Künstlerin, sondern als „Therapeutin der Sinne“.

Die Ausstellung lässt diese Entwicklung gut nachvollziehen und bringt den Kunstinteressierten nicht nur das Werk von Lygia Clark näher, sondern zeigt auch ihre besondere Haltung zur Kunst.  Als etwas, das heilen kann, Verbindungen schafft und den Menschen in den Mittelpunkt rückt.

Noch bis zum 12. Oktober 2025  ist die Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie zu sehen.  Der Eintritt kostet 14,– €

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Kurztipps

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Mein Foto der Woche

FEZ Ausenansicht

In der letzten Woche wurde das FEZ in der Wuhlheide unter Denkmalschutz gestellt.  Der ehemalige Pionierpalst »Ernst Thälmann« in Berlin-Köpenick ist ein riesiger Gebäudekomplex, der wohl ziemlich einzigartig ist. Nicht nur in der Architektur, sondern besonders auch in der Nutzung.  Solche großen Gebäude kennt man sonst nur als Kongresszentrum oder ähnliches. Das FEZ ist aber in erster Linie für Kinder und Familien gedacht und bietet auch heute noch ein wirklich vielfältiges Angebot an Aktivitäten.  Gut, dass diese Einrichtung nach der Wende nicht abgewickelt, sondern mit viel Engagement neu belebt wurde. 

Zwischen dem 7. und dem 10. Juni lautet das Motto im FEZ »Einfach kreativ«. Es gibt jede Menge Ideen und Inspirationen fürs Selbermachen.

Besuchenswert ist natürlich auch das umfangreiche Freigelände und der Wuhlheide Park. Hier kann man sehr schön spazieren gehen und die Natur genießen.

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