Ausgabe 181 · 19. Juni 2025
Guten Tag ,
auch in diesem Jahr wird am 21. Juni der Sommeranfang an vielen Orten mit der Fête de la Musique gefeiert.
Diesmal fällt der Termin praktischerweise auf einen Samstag. Der Zuspruch zu den vielen kostenlosen größeren und kleineren Konzerten wird also bestimmt nochmal etwas größer sein.
Wenn das Wetter mitspielt, wird das ein wunderbarer Start in den Sommer. Schau unbedingt mal in das umfangreiche Programm.
Selbstverständlich habe ich auch noch viele andere Tipps für das erste Sommerwochenende für dich ausgewählt.
Viel Spaß
wünscht
Christoph, der Berlinspazierer 🚶♂️
Die meisten Menschen denken bei Potsdam zuerst an die bekannten Schlösser und großen Parks. Zugegebenermaßen wunderschöne Anlagen, die immer einen Besuch lohnen. Aber Potsdam hat auch eine andere, moderne Seite zu bieten. Auf die möchte ich dich in meinem heutigen Ausflugstipp ein wenig neugierig machen.
Direkt am Tiefen See liegt mit der Schiffbauergasse eines der spannendsten Kulturquartiere der Stadt. Wo früher Dampfschiffe gebaut wurden, hat sich in den letzten Jahren ein lebendiges Zentrum für Theater, Kunst, Musik und kreative Freizeitgestaltung entwickelt. Die Mischung aus alten Backsteinbauten, moderner Architektur und der Lage direkt am Wasser verleiht dem Areal eine besondere Atmosphäre.
Besonders markant ist das Hans-Otto-Theater mit seinem roten Dach, das wie übereinandergelegte Muschelschalen wirkt. Aktuell ist der Blick auf das Gebäude etwas eingeschränkt, da für Open-Air-Aufführungen ein Bereich abgesperrt ist.
Gleich um die Ecke befindet sich das T-Werk, ein freies Theater mit Schwerpunkt auf experimentellen Formaten, Figurentheater und Musikproduktionen. Nebenan im Waschhaus gibt es regelmäßig Konzerte, Lesungen und andere Veranstaltungen – teilweise mit international bekannten Künstler*innen.
Etwas kleiner und gemütlicher geht es auf dem Theaterschiff zu (siehe Foto). Hier stehen neben Theaterstücken auch Lesungen, Musik und andere Kleinkunstformate auf dem Programm.
Das Museum FLUXUS+ direkt daneben zeigt Arbeiten der gleichnamigen Künstlergruppe, im besonderen Werke von Wolf Vostell. Auch im Kunstraum Potsdam und in der Schinkelhalle finden regelmäßig Ausstellungen statt – abwechslungsreich und oft mit aktuellem Bezug.
Rund 2000 Veranstaltungen zählt das Kulturviertel jedes Jahr. Irgendwas ist eigentlich immer los. Auch an diesem Samstag – passend zur Fête de la Musique – mit verschiedenen Konzerten und offenen Bühnen.
Natürlich kommt auch das Kulinarische nicht zu kurz. Vom eher eleganten italienischen Restaurant bis zur Bockwurst aus der Theaterkantine ist für jeden Geschmack etwas dabei. Und jetzt, in der warmen Jahreszeit, lässt sich das alles wunderbar draußen genießen – mit Blick aufs Wasser und den gegenüberliegenden Park Babelsberg.
Das waren natürlich nur ein paar Anregungen, es gibt noch einiges mehr zu erleben. Am besten machst du dich einfach auf den Weg und entdeckst das Viertel selbst.
Mit der Tram Linie 93 kommt man vom Potsdamer Hauptbahnhof sehr leicht zur Haltestelle „Schiffbauergasse“.
Bücher über Geschichte neigen gelegentlich dazu, etwas trocken zu sein und sich nur an Jahreszahlen entlangzuhangeln. Die Autorin Maritta Tkalec versucht dieses Problem zu umgehen und erzählt die Geschichte Berlins anhand von 60 sehr unterschiedlichen Objekten.
Mit dem Buch »Geschichte Berlins in 60 Objekten« gelingt ihr das Kunststück, sowohl Kenner der Stadt als auch Neuinteressierte anzusprechen. Jedes Objekt steht für einen bestimmten Moment oder Aspekt der Berliner Geschichte. Dieser Zugang macht das Buch sehr lebendig und gut lesbar.
Mal ist es ein technisches Gerät wie eine Rohrpostkapsel, mal ein Kleidungsstück, ein Möbel oder ein Stück Mauer. Diese Dinge erzählen viel mehr als Zahlen es könnten: von Alltagsleben und Machtverhältnissen, von Fortschritt und Widerstand, von Hoffnungen und Brüchen.
Die Autorin bleibt dabei nie abstrakt. Sie verknüpft jedes Objekt mit konkreten Geschichten – über Menschen, über Orte, über Zusammenhänge. Der Ton ist angenehm zugänglich, aber immer fundiert. Auch komplexe Epochen wie die NS-Zeit oder die DDR-Geschichte werden nicht vereinfacht, sondern durch persönliche oder alltägliche Bezüge begreifbar gemacht.
Das Buch ist chronologisch grob gegliedert, folgt aber nicht starr einer Zeitleiste. Man muss es auch nicht von vorne bis hinten lesen, sondern kann auch in einzelnen Kapiteln schmökern.
Auch als Ideengeber für eigene Stadterkundungen ist das Buch gut geeignet. Viele der vorgestellten Objekte lassen sich in Berliner Museen oder im Stadtraum (wieder)finden. Nach der Lektüre des Buches sieht man sie oft mit anderen Augen.
Erschienen ist das Buch von Maritta Tkalec im Bebra Verlag.
(ISBN 978-3-8148-0282-4) Gebunden, 272 Seiten, 17,5 × 24,5 cm, 78 farbige Abbildungen. Es ist im Buchhandel* für 28,– € erhältlich.
Mit etwas Glück kannst du ein Exemplar des Buches gewinnen. Du musst nur eine Frage richtig beantworten und schon bist du in der Verlosung.
Im Willy-Brandt-Haus in Berlin-Kreuzberg sind derzeit wieder die Gewinnerfotos des diesjährigen World-PressPhoto-Wettbewerbs zu sehen. Jedes Jahr reichen professionelle Pressefotograf:innen, Fotojournalist:innen und Dokumentarfotograf:innen aus aller Welt ihre Arbeiten für diesen renommierten Wettbewerb ein. Eine internationale Jury prämiert in mehreren Kategorien die besten Einzelbilder und Fotoreportagen. Dabei geht es nicht nur um technische Qualität, sondern vor allem um Relevanz, Perspektive und ethische Verantwortung.
Ein Besuch dieser Ausstellung löst bei mir jedes Mal ein zwiespältiges Gefühl aus. Einerseits ist da die Bewunderung für die herausragende Arbeit der Fotograf:innen – ihre Nähe zu den Menschen, ihr Mut, ihre künstlerische Kraft. Andererseits bleibt man kaum unberührt vom Leid, das einem aus vielen Bildern entgegenschlägt. Elend, Ungerechtigkeit und Gewalt – ungeschönt und direkt.
Die diesjährige Auswahl zeigt erneut die großen Krisen unserer Zeit: den Krieg in der Ukraine, den Konflikt im Gazastreifen, aber auch weniger beachtete Unruhen, etwa Jugendproteste in Kenia. Auch der Klimawandel ist ein zentrales Thema – mit Bildern von Dürren, Überflutungen und anderen Naturkatastrophen, deren Auswirkungen weltweit zu spüren sind.
Solche Bilder lassen einen nicht kalt. Und obwohl sie oft großes Leid zeigen, haben viele von ihnen eine eindrucksvolle visuelle Kraft – mitunter eine gewisse Ästhetik inmitten des Grauens. Gerade in der Fülle kann das aber auch leicht zu einem Gefühl der Überforderung oder Abstumpfung führen.
Umso wichtiger erscheinen mir die stilleren Geschichten. Fotos, die nicht sofort erschüttern, sondern sich langsam einprägen. So beispielsweise eine Serie über Maria, eine Pflegerin aus Portugal, die vor vielen Jahren unter falschen Versprechungen aus Angola verschleppt wurde. Ihre Geschichte steht stellvertretend für viele Menschen, die in Abhängigkeit geraten und im Schatten unserer Gesellschaft leben.
Zu vielen Bildern lassen sich über das Smartphone Hintergrundinformationen abrufen – etwa zur Entstehung oder zum Kontext. Das ist hilfreich, um manches besser einordnen zu können.
So bedrückend viele dieser Aufnahmen wirken, so wichtig ist es, dass sie gezeigt werden. Die Ausstellung macht sichtbar, was sonst oft verdrängt wird – und gibt Menschen eine Stimme, die sonst kaum gehört werden. Auch das ist Pressefreiheit.
Nur noch bis zum 29. Juni 2025 kann man die Ausstellung täglich außer Montag von 12 bis 18 Uhr besuchen. Der Eintritt ist frei.
Weitere Kurztipps gibt es im Mitgliederbereich
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So ähnlich wie auf diesem Bild schon etwas älteren Bild wird es sicherlich am Wochenende auch wieder auf dem Bebelplatz aussehen.
Es wird wieder zur "Staatsoper für Alle" geladen. Am Samstagabend wird die Oper "Roméo et Juliette" von Charles Gounods live aus der Staatsoper nach draußen übertragen. Am Sonntag spielt dann die Staatskapelle Berlin unter Christian Thielemann zwei Konzerte von Johannes Brahms.
Immer wieder ein tolles Erlebnis, wenn über 20.000 Menschen friedlich und meist andächtig der wunderbaren Musik lauschen.
Eine Sitzgelegenheit sollte man sich mitbringen. Oder man kauft sich vor Ort einen Klappstuhl (24,- €). Der Eintritt ist frei.
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