Ausgabe 182 · 26. Juni 2025
Guten Tag ,
ein Wochenende mit einem prallgefüllten Veranstaltungskalender liegt vor uns. Es ist immer eine kleine Herausforderung, aus der Vielzahl der Angebote eine Auswahl zu treffen. Alleine das Programm des Kulturfestivals 48 Stunden Neukölln wäre mehr als ausreichend für ein ausgefülltes Wochenende.
Ich hoffe, es ist mir trotzdem wieder gelungen, ein paar abwechslungsreiche Tipps für dich zusammenzustellen.
Ein tolles Wochenende
wünscht
Christoph, der Berlinspazierer 🚶♂️
Viele kluge Köpfe gibt es in Berlin. Wir sind eine Stadt der Wissenschaft. Das wird einem wieder klar, wenn man sich das umfangreiche Programm zur Langen Nacht der Wissenschaften anschaut, die an diesem Samstag stattfindet.
Universitäten, Institute, Labore und Archive öffnen an diesem Abend ihre Türen und laden zum Staunen, Mitmachen und Verstehen ein. Von Naturwissenschaft bis Gesellschaftsforschung, von KI bis Klimawandel – in über 1.500 Veranstaltungen zeigen Wissenschaftler*innen, woran sie arbeiten.
Das Besondere: Viele Orte, die sonst nicht öffentlich zugänglich sind, können an diesem Abend erkundet werden.
Die Veranstaltung findet in diesem Jahr zum 25. Mal statt, deswegen gibt es diesmal einen besonders günstigen Eintrittspreis. Für nur einmalig 5,– € kann man alle Veranstaltungen besuchen. Alle 1.500 Veranstaltungen wird man wohl kaum schaffen, deswegen hier eine ganz kleine subjektive Auswahl:
In fast allen Teilen der Stadt gibt es in der Langen Nacht der Wissenschaften Veranstaltungen. Schwerpunkte sind aber in Adlershof, Dahlem und Buch. Am sinnvollsten ist es wohl, wenn man sich auf einen Bereich beschränkt. In Adlershof und Dahlem verkehren auch Sonderbusse zwischen den einzelnen Einrichtungen. Die meisten Veranstaltungsorte sind aber auch gut an den ÖPNV angebunden.
Auf jeden Fall wird es eine erkenntnisreiche Nacht.
Mitten in der historischen Mitte Berlins hat in dieser Woche ein Ort eröffnet, an dem man den ersten Berlinerinnen und Berlinern sehr nahe kommen kann. PETRI Berlin versteht sich nicht als klassisches Museum, sondern als Lab und Lernort, an dem man viel über Archäologie erfahren kann.
Ein Ort des Lernens war dieser Platz auch früher schon. Das Gebäude steht über den Fundamenten einer alten Lateinschule, die zur Petrikirche gehörte und freigelegt wurden.
Die erste Petrikirche wird in Urkunden aus dem Jahr 1237 erwähnt und gibt damit Hinweise auf das Alter Berlins. Ganz genau lässt sich der Geburtstag der Stadt allerdings nicht bestimmen.
Zur Petrikirche gehörte auch ein Friedhof. Die dort gefundenen Gebeine von rund 480 Verstorbenen wurden sorgfältig geborgen und ruhen nun in einem Ossarium, (Beinhaus) im Kellergeschoss des Hauses. In ausliegenden Totenbüchern kann man nachlesen, was sich durch osteologische Analysen über die einzelnen Verstorbenen herausfinden ließ. Etwa das Alter, Hinweise auf Krankheiten oder Verletzungen. Auch wenn ihre Namen unbekannt sind, kommen einem die Menschen aus den frühen Jahrhunderten dadurch ein wenig näher.
PETRI Berlin ist kein Ort, an dem man einfach nur durch Ausstellungsräume schlendert. Besucherinnen und Besucher sollen sich von unten nach oben vorarbeiten.
Im Keller sieht man, was freigelegt wurde, und lernt, warum es so entscheidend ist, aus welcher Erdschicht ein Fund stammt. Auf den Etagen darüber erfährt man, was mit den Fundstücken geschieht. Wie sie gereinigt, sortiert, begutachtet und restauriert werden.
PETRI Berlin bietet die seltene Gelegenheit, Archäologinnen und Archäologen sowie Restauratorinnen und Restauratoren direkt bei der Arbeit zu beobachten. Dabei bekommt man ein gutes Gefühl dafür, wie kleinteilig, geduldig und oft auch mühsam diese Arbeit ist. Denn nicht alles, was im Boden liegt, ist automatisch ein archäologisch bedeutsamer Gegenstand. Die Ausstellung erklärt, worauf es ankommt. Was bleibt. Und was nicht.
Ganz oben, auf der Loggia, öffnet sich schließlich der Blick in die Gegenwart. Man schaut über ein Berlin, das sich rund um den Petriplatz im Wandel befindet. Direkt nebenan wächst das House of One. Es entsteht auf historischem Grund der Petrikirche als interreligiöses Projekt für Christentum, Judentum und Islam. Und während das neue Berlin Form annimmt, erinnert PETRI Berlin daran, dass diese Stadt nicht irgendwann einfach da war. Sie ist gewachsen. Schicht für Schicht.
In der Eröffnungswoche ist der Eintritt frei. Danach kostet der Besuch 6 €. Kinder und Jugendliche haben weiterhin freien Eintritt.
Jetzt am Wochenende gibt es außerdem zahlreiche kostenlose Führungen und andere Aktionen. Diese Chance sollte man auf jeden Fall nutzen.
Eine neue Sonderausstellung in der Alten Nationalgalerie überrascht zunächst mit ihrer Präsentation. Neben Skulpturen finden sich auch Teppiche, Grünpflanzen und dicke Vorhänge in den Ausstellungsräumen. Fast wirkt es wie ein Wohnzimmer der Jahrhundertwende. Ganz anders als die eher kühle Klarheit, die man sonst aus Museen kennt.
Diese besondere Atmosphäre ist natürlich kein Zufall: Sie nimmt Bezug auf eine Ausstellung aus dem Jahr 1905 in Paris, bei der Werke der beiden Bildhauer*innen Camille Claudel und Bernhard Hoetger erstmals gemeinsam gezeigt wurden. Damals waren solch etwas "plüschige" Präsentationen durchaus üblich.
120 Jahre später begegnen sich ihre Werke nun wieder in dieser sehr besonderen Ausstellung in Berlin. Damals wie heute stehen zwei Künstler*innen im Mittelpunkt, mit einer besonderen Beziehung zu Auguste Rodin, dem zu dieser Zeit wahrscheinlich einflussreichsten Bildhauer Frankreichs.
Camille Claudel war seine Schülerin, Mitarbeiterin und Geliebte. Bernhard Hoetger begegnete ihm als junger Künstler in Paris und war zunächst stark von ihm beeinflusst.
Nicht ganz leicht, sich von solch einer übermächtigen Künstlerpersönlichkeit zu emanzipieren. Die damalige Ausstellung in Paris war für beide ein wichtiger Schritt in diese Richtung.
Heute gelten Claudel und Hoetger längst als eigenständige Künstlerpersönlichkeiten mit unverwechselbarer Handschrift, wie man in der gelungenen Präsentation in der alten Nationalgalerie deutlich erkennen kann.
Insgesamt umfasst die Ausstellung rund 140 Werke, darunter viele internationale Leihgaben – etwa aus dem Musée Rodin oder dem Musée Camille Claudel in Frankreich. Viele davon wurde noch nie oder nur selten in Berlin gezeigt.
Ergänzt wird die Schau durch einen interessanten Einblick in künstlerische Techniken: Die renommierte Berliner Gießerei Noack zeigt am Beispiel des Berlinale-Bären, wie ein Bronzeguss entsteht. Eine schöne Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Kunst und Technik.
Noch bis zum 28. September ist die Sonderausstellung geöffnet. Immer Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 14,– €.
Am Samstag um 16 Uhr kann man für 6,– € auch eine Führung dazu buchen.
Natürlich lohnen auch die vielen anderen Meisterwerke in der ständigen Ausstellung der Alten Nationalgalerie einen Besuch. Das Ticket ist auch dafür gültig.
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Die U-Bahnstation Museumsinsel ist mit ihrem Sternenhimmel sicher eine der spektakulärsten Bahnhofsbauten der letzten Jahre.
Am Tag der Architektur, der an diesem Wochenende stattfindet, gibt es eine fachkundige Führung durch das Bauwerk.
Auch viele andere architektonisch interessante Projekte kann man an diesem Wochenende bei Führungen kennenlernen. Außerdem öffnen viele Architekturbüros ihr Türen für Besucher.
Ein Blick in das umfangreiche Programm, das in diesem Jahr unter dem Motto »Vielfalt bauen« steht, lohnt sich. Die Teilnahme ist kostenlos.
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