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Hallo ,

leider scheint der Frühling noch etwas auf sich warten zu lassen, daher habe ich diese Woche überwiegend Tipps für Indoor-Aktivitäten.

Noch ein Extratipp für alle, die sich für schöne Keramik begeistern können. An diesem Wochenende finden bundesweit die Tage der offenen Töpferei statt. Auch in Berlin und Brandenburg offenen viel Töpfereien ihre Türen. Schau Dir mal das Programm an.

Ein erlebnisreiches Wochenende wünscht
Christoph, der Berlinspazierer 🚶‍♂️

Ausflug in die Vergangenheit - Das Gründerzeit Museum Mahlsdorf

An den östlichen Berliner Stadtrand und rund 150 Jahre zurück, führt uns mein Ausflugstipp diesmal.
Das Gründerzeitmuseum in Berlin-Mahlsdorf ist in vielerlei Hinsicht ein ganz besonderer Ort. Das Museum erzählt sehr lebendig vom Leben des Bürgertums Ende des 19. Jahrhunderts und zeigt eine beeindruckende Sammlung mit Möbeln und anderen alltäglichen Gegenständen aus dieser Zeit. Hinzu kommt eine umfangreiche Sammlung mechanischer Musikmaschinen und im Keller die Einrichtung der "Mulackritze" einer bekannten Berliner Kneipe der 1920er Jahre.

Untrennbar verbunden ist das Museum aber auch mit der faszinierenden Lebensgeschichte und Lebensleistung der Gründerin des Museums, Charlotte von Mahlsdorf. Geboren wurde sie 1928 als Lothar Berfelde, fühlte sich aber immer schon eher als Mädchen. Sie litt unter ihrem tyrannischen Vater, der gerne einen Soldaten aus seinem Sohn gemacht hätte.
Schon sehr früh packte sie die Sammelleidenschaft und das Interesse an der Gründerzeit. Ihre erste Sammlung brachte sie in den Ruinen des Schloss Friedrichsfelde unter, bis sie dann Ende der 1950er-Jahre in das alte Gutshaus in Mahlsdorf zog und es vor dem Abriss rettete. Es folgten viele Höhen und Tiefen, Anfeindungen, aber auch späte Ehrungen und Anerkennung.

Seit 1997 wird das Museum von einem engagierten Förderverein geführt. Charlotte von Mahlsdorf starb 2002. Wer mehr über Ihr interessantes Leben erfahren möchte, sollte ihre wunderbare Biografie "Ich bin meine eigene Frau" lesen. Leider nur noch antiquarisch oder als E-Book erhältlich.
Nächste Woche, am 18. März, wäre sie 95 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass wird im Museum der Dokumentarfilm "Sonntagskind" gezeigt, der über ihr Leben gedreht wurde.

Ihr wichtigster »Nachlass« ist aber das Museum. Es ist immer sonntags und mittwochs von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Die Besichtigung ist immer mit einer Führung verbunden (ca. 90 Minuten). Dabei werden auch verschiedene Musikmaschinen vorgeführt und man erfährt viel über die Gründerzeit, das Museum und natürlich auch über Charlotte.
Der Eintritt kostet 4,50 €. Sehr lohnenswert.

Das Gutshaus Mahlsdorf liegt in einem kleinen Park, der direkt an ein Landschaftsschutzgebiet rund um die Kaulsdorfer Seen angrenzt. Wenn es am Sonntag schön wird, auf jeden Fall einen anschließenden Spaziergang wert.

Vom S-Bahnhof Mahlsdorf läuft man etwa 20 Minuten zum Museum. Man kann aber auch zwei Stationen mit der Tram fahren.

Ausstellung im DHM: Fortschritt als Versprechen

Im Pei-Bau des Deutschen-Historischen Museums ist noch bis zum 29. Mai 2023 eine umfangreiche Ausstellung zur Industriefotografie in Ost- und Westdeutschland zu sehen. Zwischen 1949 und 1990 sind die Fotos entstanden. In Bergwerken, Stahlwerken, pharmazeutischen Werken, aber auch in Mode- und Autofabriken wurden sie aufgenommen.

Die Bildsprache in dieser Zeit ist in Ost und West sehr ähnlich. Technischer Fortschritt und industrielle Entwicklung wird überwiegend positiv gezeigt. Das liegt natürlich auch daran, dass die Auftraggeber für die Fotos in erster Linie die Betriebe waren. Kritische Töne sind da nicht erwünscht.
Wenn man die Bilder allerdings etwas genauer anschaut, kommt gelegentlich doch etwas mehr Realität zum Vorschein. Nicht alle Arbeiter sehen wirklich frisch und glücklich aus und die Ausstattung des Arbeitsplatzes wirkt oft doch recht altertümlich und heruntergekommen. Gerade in den späteren Jahren.

In den Aufbaujahren nach dem Krieg war die Grundstimmung aber überwiegend positiv. Alles, was neu war, war fortschrittlich und gut. Auch wenn das Nylonhemd (im Osten Dederon) in kurzer Zeit durchgeschwitzt war.

Die Ausstellung ist als Fotografie-Ausstellung deklariert, ist aber natürlich auch eine ausführliche Darstellung der Industriegeschichte in der DDR und der BRD. Wer sich dafür interessiert, sollte sie sich auf jeden Fall anschauen.

Geöffnet ist täglich von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 7,- €. Für 3,- € zusätzlich kann man einen Audioguide ausleihen.
Regelmäßig werden auch Führungen angeboten.

Drängende Gegenwart -Junge Fotografie

Im letzten Newsletter habe ich auf die Sammelausstellung "Touch" im Amtsalon in Charlottenburg hingewiesen. Heute möchte ich die zweite große Gemeinschaftsausstellung zum Europäischen Monat der Fotografie empfehlen:
Unter dem Titel "Drängende Gegenwert" präsentiert der fotografische Nachwuchs seine Werke. Verschiedene Ausstellungsinstitutionen im Bereich Fotografie haben sich für diese Ausstellung zusammengetan.
In einem derzeit leer stehenden Bürogebäude an der Leipziger Straße 54 zeigen Absolventen der Schulen auf zwei Etagen und einer Außenpräsentation ihre vielfältigen Arbeiten.
Eine in der Ausstellung ausliegende kleine Broschüre gibt ein wenig Auskunft zu den einzelnen Werken. Oft hilfreich, um die Arbeit besser zu verstehen.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 26. März und ist täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet (am Wochenende bis 19 Uhr)
Der Einritt ist frei.
Der U-Bahnhof »Spittelmarkt« ist ganz in der Nähe.

Mein Foto der Woche

Auch dieses Bild ist in der Ausstellung Drängende Gegenwart (siehe oben) entstanden. Wie man sieht, sind besonders Herrchen und Frauchen an der Kunst interessiert.

Falls Dir das Projekt Berlinspazierer gefällt, freue ich mich über einen Beitrag für die
☕️ Kaffeekasse
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