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Liebe Leserinnen und Leser,
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der Kartoffelsalat ist zubereitet, die Würstchen liegen im Kühlschrank – einem zünftigen Berliner Heiligabend steht also nichts mehr im Wege.
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Zuvor möchte ich Euch auf diesem Wege ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest wünschen. Bleibt gesund und munter. Das ist in diesen Zeiten sicherlich der wichtigste Wunsch.
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Ausflugs- und Veranstaltungstipps habe ich heute nicht für Euch – Ihr habt bestimmt genug zu tun – stattdessen ein etwas anderes Weihnachtsgedicht von Kurt Tucholsky.
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Ich hoffe Ihre erlebt ein wenig den echten nicht gespielten Weihnachtsfrieden.
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Großstadt-Weihnachten
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Nun senkt sich wieder auf die heim’schen Fluren die Weihenacht! die Weihenacht! Was die Mamas bepackt nach Hause fuhren, wir kriegens jetzo freundlich dargebracht.
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Der Asphalt glitscht. Kann Emil das gebrauchen? Die Braut kramt schämig in dem Portemonnaie. Sie schenkt ihm, teils zum Schmuck und teils zum Rauchen, den Aschenbecher aus Emalch glasé.
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Das Christkind kommt! Wir jungen Leute lauschen auf einen stillen heiligen Grammophon. Das Christkind kommt und ist bereit zu tauschen den Schlips, die Puppe und das Lexikohn,
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Und sitzt der wackre Bürger bei den Seinen, voll Karpfen, still im Stuhl, um halber zehn, dann ist er mit sich selbst zufrieden und im reinen: »Ach ja, son Christfest is doch ooch janz scheen!«
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Und frohgelaunt spricht er vom ›Weihnachtswetter‹, mag es nun regnen oder mag es schnein, Jovial und schmauchend liest er seine Morgenblätter, die trächtig sind von süßen Plauderein.
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So trifft denn nur auf eitel Glück hienieden in dieser Residenz Christkindleins Flug? Mein Gott, sie mimen eben Weihnachtsfrieden … »Wir spielen alle. Wer es weiß, ist klug.«
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Dieses Gedicht veröffentlichte Kurt Tucholsky am 25.12.1913 unter dem Pseudonym Theobald Tiger in der Zeitschrift „Die Schaubühne“.
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Es ist auch in dem Buch „
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