Hallo [subscriber:firstname | default:],
in dieser Woche kommt mein Newsletter schon einen Tag früher als üblich. Am Donnerstag ist der Einheitsfeiertag, und da möchte ich dich natürlich mit ein paar zusätzlichen Tipps versorgen.
Die zentralen Feierlichkeiten finden in diesem Jahr in Schwerin statt. Die Festmeile am Brandenburger Tor gibt es in diesem Jahr nicht.
Ich finde, die Einheit feiert man aber auch am besten mit einem Ausflug von West nach Ost oder umgekehrt, je nachdem, wo man herkommt. Offenheit und Neugier für den oder das andere sollte das Motto sein. Egal, ob in Ost und West oder in Nord und Süd.
Viel Spaß dabei,
wünscht
Christoph, der Berlinspazierer 🚶♂️
Heute geht es raus aufs Land. Ein Ausflug, der nicht nur Pferdefreunden gefallen wird.
Nur etwa eine Stunde benötigt man mit dem RE 8 vom Berliner Hauptbahnhof nach Neustadt/Dosse. Das kleine märkische Städtchen trägt seit dem Jahr 2000 offiziell den Namenszusatz »Stadt der Pferde«. Viele davon werden wir auf diesem Spaziergang sehen.
Ziel des Ausflugs ist das Brandenburgische Haupt- und Landgestüt. Vom Bahnhof sind es etwa 1,6 Kilometer zu laufen. Die genaue Route meines Wandervorschlags habe ich bei Komoot.de bereitgestellt. Insgesamt ist die beschriebene Wanderung knapp 12 Km lang, kann aber an vielen Stellen auch abgekürzt werden.
Vom Bahnhof aus geht es zunächst rechts ein Stück entlang der Bahnhofstraße. An der Hausnummer 57 kann man einen kleinen Abzweig in den »Grünen Lernort Neustadt« machen. Er befindet sich an der Oberförsterei, und man erfährt in dem kleinen Waldstück einiges über verschiedene Baumarten und sonstige Naturschutzthemen. Die Zielgruppe sind wohl in erster Linie Schulklassen und andere Gruppen, aber zwischen April und Oktober steht das Gelände jedem offen und lohnt einen kurzen Besuch.
Wir setzen den Weg auf der Bahnhofstraße fort und biegen dann links in eine schöne Allee, die an der Schule vorbei bis zum Gestütseingang führt.
Das zum Gestüt gehörende Gelände ist riesig und besteht aus dem Haupt- und dem Landgestüt.
Wir schauen uns zuerst auf dem Hauptgestüt um. Gegründet wurde es schon 1788 und zählt zu den ältesten staatlichen Gestüten in Deutschland. Das Gebäudeensemble im klassizistischen Stil steht unter Denkmalschutz und wirkt eher wie eine Schlossanlage.
Im Haupthaus ist die Verwaltung und das Gestütsmuseum untergebracht, das leider immer nur montags bis freitags geöffnet hat. Auch regelmäßige Führungen über das Gelände gibt es leider nur in der Woche (Dienstag und Donnerstag außer an Feiertagen). Nach Vereinbarung sind für Gruppen auch andere Termine möglich.
Es gibt allerdings auch einen recht informativen Guide, den man mit seinem Smartphone abrufen kann. Über QR-Codes an verschiedenen Stellen gibt es ausführliche Text- oder Audioinformationen.
Weiter geht es auf einem wunderbaren Rundweg durch den Gestütswald und die Pferdekoppeln. Der Weg ist mit einem Hufeisen gekennzeichnet.
Der Wald besteht zu 60 % aus Laubbäumen, die sich jetzt im Herbst langsam verfärben. Ein sehr schöner Anblick. Ebenso wie die vielen wunderschönen Pferde auf den Koppeln. Sehr anmutige Tiere. Pferde aus der Neustädter Zucht sind bei Reitern sehr beliebt und waren zu DDR-Zeiten ein beliebter Westexport und damit Devisenbringer.
Nach knapp 5 Kilometern kommt man wieder zum Hauptgestüt zurück. Von hier aus geht es dann über die von Kastanien und Linden gesäumte Gestütsallee immer geradeaus zum Landgestüt.
Auf dem dortigen großen Reitplatz finden im September die »Hengstparaden« statt. Ein großes buntes Spektakel mit verschiedenen Reitvorführungen. Für Pferdefreunde auf jeden Fall einen Besuch wert.
Außerhalb von solchen Veranstaltungen gibt es leider auf dem gesamten Gelände keinerlei gastronomisches Angebot. Das hat mich etwas verwundert. An diesem wunderbaren Ort müsste so etwas doch eigentlich gut funktionieren.
Wer etwas essen möchte, muss sich also in den Ort begeben. der ist vom Landgestüt nicht weit entfernt. Auch dort hält sich die Auswahl an gastronomischen Einrichtungen in Grenzen. Sehr originell ist Olafs Werkstatt, nur ca. 500 Meter vom Landgestüt entfernt.
Hier gibt es gutbürgerliche Ost-Hausmannskost, so recht günstigen Preisen. Eigentlich genau das, was man auf einer Landpartie erwartet.
Überrascht war ich vom umfangreichen Kulturangebot, das ebenfalls in den weitläufigen Räumen der Gaststätte stattfindet. Regelmäßig gibt es hier Musik, Comedy und sonstige Showauftritte, die man in einem solch kleinen Ort (ca. 3.500 Einwohner) nicht unbedingt erwarten würde.
Gut gestärkt kann man sich nach dem Essen dann langsam wieder auf den Weg zum Bahnhof machen. Es geht vorbei an ein paar kleinen Geschäften und zwei Kirchen. Dieses Mal nicht entlang der Hauptverkehrsstraße, sondern auf ruhigerem Weg durch ein kleines Neubaugebiet zum Bahnhof. Stündlich fährt ein Zug zurück nach Berlin.
Mir hat der Ausflug großen Spaß gemacht. Eine schöne Mischung aus abwechslungsreicher Natur, interessanter Architektur und Kleinstadtcharme.
Bestimmt nicht mein letzter Besuch in der Pferdestadt.
Auf dem Mittelstreifen der Prachtstraße »Unter den Linden« gibt es derzeit eine sehenswerte Ausstellung über Berliner Straßen. Veranstalter ist der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg, der in diesem Jahr sein 200-jähriges Bestehen feiert.
Straßen prägen das Bild einer Stadt ganz entscheidend und sind immer ein Abbild ihrer Zeit. Die Prachtalleen früher Zeiten waren auch Ausdruck der Macht der jeweiligen Herrscher. In den 1960er Jahren übernahm dann das Auto die Macht über die Straßen und deren Gestaltung.
Der ohnehin im Krieg stark zerstörten Stadt gaben diese Umgestaltungen an vielen Stellen den Rest. Das wird in der Ausstellung sehr deutlich. Die teilweise Zerstörung von urbanen Plätzen und Kiezen ist aus heutiger Sicht schon fast ein Verbrechen.
Auf den Schautafeln der Ausstellung wird aber nicht nur die Vergangenheit dokumentiert, sondern es werden auch mögliche Maßnahmen zur Umgestaltung und Verbesserung der zukünftigen Lebens- und Aufenthaltsqualität gezeigt. Verschiedene Planerteams haben dafür (ohne Honorar) für mehrere beispielhaft ausgewählte große Straßen Ideen entwickelt. Durchaus realistische Ideen, die umsetzbar wären. Die autogerechte Stadt muss umgebaut werden zur menschen- und klimagerechten Stadt.
Ein anderer Abschnitt der Ausstellung zeigt Beispiele aus anderen Städten der Welt, die teilweise schon deutlich weiter sind als wir. Auch viele Fachleute kommen in der Ausstellung mit Zitaten zu Wort.
Der meiner Meinung nach interessanteste Teil der Open-Air-Ausstellung erstreckt sich auf den Abschnitt zwischen russischer Botschaft und Friedrichstraße. Noch bis zum 30. November kann man sie rund um die Uhr anschauen.
Die Schirmherrschaft der Ausstellung hat unser regierender Bürgermeister Kai Wegener übernommen. Das ist sehr ehrenwert, aber ich weiß nicht, ob er sich die Ausstellung auch einmal genau angeschaut hat. Seine Verkehrspolitik macht oft so ziemlich genau das Gegenteil von dem, was die Fachleute dort empfehlen.
Die Ausrede »Wir wussten das alles nicht« wird man also in Zukunft nicht gelten lassen können. Die Erkenntnisse sind alle da, jetzt müssen sie umgesetzt werden. Andere Städte und Regionen sind da deutlich weiter und werden in Zukunft nicht „nur“ bei der Lebensqualität, sondern auch wirtschaftlich davon profitieren.
Zur Ausstellung ist auch ein sehr informativer Katalog * erschienen und es gibt ein vielfältiges Begleitprogramm. Beispielsweise an diesem Freitag ein Gespräch zum Thema »Straßenfotografie im Berlin der 2020er Jahre«.
Die Lahore-Ahmadiyy Moschee in Berlin-Wilmersdorf ist die älteste noch existierende Moschee in Deutschland. Zum 100. Geburtstag widmet ihr das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim eine Ausstellung.
Beleuchtet wird nicht nur die Geschichte der Moschee und ihrer Gemeinde, sondern auch die Integration in die Berliner Gesellschaft. Die Gemeinde war immer sehr aufgeschlossen, auch Angehörigen anderer Religionen gegenüber.
Am Donnerstag um 16 Uhr gibt es eine Führung durch die Ausstellung im Rahmen der muslimischen Kulturwoche, die gerade stattfindet.
Im Programmheft finden sich noch einige andere interessante Veranstaltungen, die die Kultur des Islam ein wenig näher bringen.
Seit einigen Jahren findet am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, auch der Tag der offenen Moschee statt. Die Wilmersdorfer Moschee ist dieses Jahr leider nicht dabei, aber zahlreiche andere Moscheen in Berlin können an diesem Tag besucht werden. Eine Übersicht gibt es unter www.kiez-einander.de/moscheefuehrung.
Gerade in dieser Zeit scheint mir ein Austausch zwischen den Religionen und ein besseres gegenseitiges Kennlernen besonders wichtig.
Regelmäßige Führungen zur Wilmersdorfer Moschee bietet auch der Stadtführer Mann mit Hut an. Dabei kann auch der Innenraum besichtigt werden.
Der Bebelplatz, auf dem die Nazis einst unliebsame Bücher verbrannten, wird vom 3. bis 6. Oktober wieder zum Leseplatz.
Jeweils von 9 Uhr morgens bis zum Einbruch der Dunkelheit stehen gemütliche Sitzgelegenheiten und rund 3000 Bücher zum Schmökern bereit. Alles natürlich kostenlos.
Ursprünglich kommt die Idee Stadtlesen aus Österreich, tourt aber nun schon viele Jahre auch durch Deutschland.
Wenn das Wetter mitspielt, kann es ganz gemütlich auf dem Bebelplatz werden.
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