Hallo [subscriber:firstname | default:],
heute am 8. Mai vor 80 Jahren endet offiziell der Zweite Weltkrieg.
Auch wenn die meisten von uns sicherlich erst viele Jahre später auf die Welt gekommen sind, hat diese Zeit in vielerlei Form unsere Stadt und das Leben in ihr geprägt und beeinflusst.
Auch in einigen meiner heutigen Tipps, spielt das Kriegsende in irgendeiner Form eine Rolle. Rund 100 Veranstaltungen beschäftigen sich noch bis zum 11. Mai mit diesem historischen Datum. Eine Übersicht findest du hier.
Einen guten Feiertag und eine schöne Woche
wünscht
Christoph, der Berlinspazierer 🚶♂️
PS
Nicht vergessen: Am Sonntag ist Muttertag 💐
Ein Ausflug zur Villa Liebermann ist wie ein kleiner Kurzurlaub. Direkt am Ufer des Wannsees liegt das ehemalige Sommerhaus des Malers Max Liebermann. Heute ist es ein Kunstmuseum mit ganz besonderer Atmosphäre.
Man kann gut verstehen, warum Liebermann diesen wunderbaren Ort als seinen Sommersitz auserkoren hat. Am liebsten möchte man selbst anfangen zu malen, wenn man sich auf einem der Sitzplätze im liebevoll restaurierten Garten oder auf der schönen Terrasse niederlässt.
Der Garten und der Blick auf den See waren auch für seine Bilder ein häufiges Motiv. Nicht zuletzt anhand dieser Gemälde konnte der Garten, wie zu seinen Lebzeiten, detailgetreu rekonstruiert werden.
Max Liebermann erwarb das Grundstück im Jahr 1906 und ließ sich von dem Architekten Paul Otto Baumgarten eine Sommervilla errichten. Der Künstler hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie das Haus aussehen sollte. Der Stil ist angelehnt an die Villen in den noblen Hamburger Elbvororten.
Besonderes Augenmerk legte er auf die Gestaltung des Gartens und ließ sich dabei auch vom damaligen Direktor der Hamburger Kunsthalle, Alfred Lichtwark, beraten.
Das ganze Anwesen ist fast ein Gesamtkunstwerk. Trotz der bewussten Planung wirkt aber alles ausgesprochen natürlich und entspannt.
Für mich ist der Garten der eigentliche Star dieses Museums. Aber natürlich lohnen sich auch die Ausstellungen im Inneren des Hauses. Auch auf den dort gezeigten Bildern spielen das Haus und der Garten immer wieder eine zentrale Rolle.
Die ständige Ausstellung gibt einen guten Überblick über Leben und Werk des berühmten Malers. Zusätzlich gibt es regelmäßig Sonderausstellungen zu bestimmten Aspekten seiner Kunst. Nur noch bis zum 12. Mai beleuchtet die Ausstellung "Im Fokus. Gesammelte Geschichten", wie einzelne Werke des Künstlers ihren Weg zurück in die Wannsee-Villa gefunden haben.
So idyllisch der Ort heute wirkt, so tragisch ist ein Teil seiner Geschichte. Max Liebermann war nicht nur ein herausragender Künstler, sondern auch tief in der deutschen Kulturlandschaft verankert. Er war Präsident der Preußischen Akademie der Künste, ein angesehener Mann, der sich zeitlebens für die Freiheit der Kunst einsetzte.
Umso bitterer war es für ihn, dass er nach 1933 von den Nationalsozialisten systematisch ausgegrenzt wurde – allein aufgrund seiner jüdischen Herkunft. Liebermann wurde aus allen öffentlichen Ämtern gedrängt, seine Werke verschwanden aus den Museen, sein Einfluss wurde vollständig ausgelöscht. Bei der Machtergreifung Hitlers soll er den berühmten Satz gesagt haben: „Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.“
Er zog sich aus der Öffentlichkeit zurück und starb 1935, tief enttäuscht vom Zustand seines Landes. Selbst seine Beerdigung wurde von offizieller Seite ignoriert. Seine Witwe Martha Liebermann blieb allein zurück. 1943 sollte sie deportiert werden, aber sie nahm sich kurz zuvor das Leben. Die Villa wurde von den Nazis enteignet.
Nach dem Krieg geriet das Haus zunächst weitgehend in Vergessenheit. Es wurde zeitweise als Krankenhaus genutzt und später von verschiedenen Institutionen belegt. Erst in den 1990er-Jahren rückte der historische und kulturelle Wert des Anwesens wieder ins öffentliche Bewusstsein.
Es ist vor allem dem bürgerschaftlichen Engagement der Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin zu verdanken, dass die Villa heute wieder zugänglich ist. Mit viel Einsatz und Spendenbereitschaft wurde das Haus restauriert, der Garten nach alten Vorlagen rekonstruiert und 2006 als Museum eröffnet. Einige festangestellte und viele ehrenamtliche Mitarbeitende halten den Betrieb am Laufen.
Geöffnet sind Haus und Garten der Liebermann-Villa täglich außer dienstags von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 10 Euro.
Der Bus der Linie 114, vom S-Bahnhof Wannsee kommend, hält direkt vor der Tür.
Etwas versteckt in Berlin-Wilmersdorf gibt es seit über 30 Jahren einen ganz besonderen Veranstaltungsort.
Die Bar jeder Vernunft ist kein gewöhnliches Theater, sondern ein historisches Spiegelzelt mit rotem Samt, Kronleuchtern, Jugendstilverzierungen und einem Hauch Varieté-Romantik. Seit 1992 steht es im Garten hinter der ehemaligen Freien Volksbühne in der Schaperstraße auf einem Parkdeck.
Das Zelt stammt aus dem Jahr 1912 und wurde in den Niederlanden als Danse Paleis erbaut. Anfang des 20. Jahrhundert gab es mehre solche Zelte, die meist für Tanzvergnügungen dienten.
Die Gäste sitzen an Tischen in der Mitte des Zeltes, oder in kleinen Logen am Rand. Vor den Vorstellungen kann man auch Essen und Getränke bestellen. Während der Vorstellung wird nicht serviert.
Die Atmosphäre ist sehr anheimelnd und besonders. Sehr bequem sitzt man allerdings nicht. Es ist alles recht eng. Auch die Sichtmöglichkeiten auf die kleine Bühne sind nicht an allen Plätzen optimal.
Fast täglich gibt es Programm: Chansons, Kleinkunst, Kabarett, Theater, Musikshows und Lesungen werden geboten. Im Laufe der vielen Jahre hat die Bar viele
Karrieren mitgeprägt. Künstler*innen wie Tim Fischer, Georgette Dee, Maren Kroymann oder die Geschwister Pfister haben hier regelmäßig gespielt. Manche von ihnen wurden erst durch die Bar einem breiten Publikum bekannt.
Es gibt aber auch immer wieder Gastspiele von nicht ganz so bekannten, aber nicht weniger begabten Künstlern.
Ich hatte die Gelegenheit, die Berlin-Premiere des neuen Programms von Mackefisch zu erleben. Der etwas merkwürdige Name erklärt sich aus den Nachnahmen der beiden Protagonisten des Musikduos. Lucie Mackert und Peter Fischer zeigen ein unterhaltsames Programm mit eignen Liedern und Texten, die sich sowohl mit den großen Problemen der Menschheit, als auch mit alltäglichen Herausforderungen und Absurditäten beschäftigen. Sehr wohltuend fern von Schenkelklatsch-Comedy, aber auch ohne erhobenen Zeigefinger oder knallharte Polit-Satire.
Am 13. und am 15. Mai gibt es noch einmal die Gelegenheit, den Abend mit Mackefisch zu erleben. Einige Tickets gibt es noch.
Ein Besuch in der Bar jeder Vernunft ist vielleicht nicht immer vernünftig – aber auf jeden Fall etwas Besonderes.
Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Er führte auch zu einer tiefgreifenden Veränderung der Berliner Stadtlandschaft. Neben dem menschlichen Leid und den politischen Umbrüchen hinterließ der Krieg vor allem eines: Trümmer.
Millionen Tonnen Schutt mussten aus der zerstörten Stadt entfernt werden. Doch wohin damit? Aus der Not heraus entstanden in Berlin zahlreiche künstliche Hügel, die sogenannten Trümmerberge.
Heute sind kennt man noch rund 18 solcher Erhebungen, die in Parks und Grünanlagen integriert wurden. Einer davon ist die Marienhöhe in Tempelhof. Nicht so bekannt, aber auf jeden Fall mal einen Besuch wert.
Die Marienhöhe liegt im Berliner Ortsteil Tempelhof, eingebettet zwischen der Attilastraße, der Arnulfstraße und der Röblingstraße. Die höchste Erhebung ist 74 Meter hoch. Für Berliner Verhältnisse also schon fast alpin. Folgerichtig gibt es hier im Winter auch eine beliebte Rodelbahn.
Der Zugang zum Gipfel ist leider schon seit mehreren Jahren gesperrt. Die Wege dorthin wurden bei starken Regenfällen 2017 unterspült und sind seitdem nicht repariert worden. Die Absperrgitter lassen sich zwar recht leicht umgehen, aber das kann ich natürlich nicht empfehlen.
Es gibt aber noch viele andere Wege, auf denen man das Gelände erkunden kann. Einen Routenvorschlag habe ich bei Komoot.de veröffentlicht. Meine Route orientiert sich an einem akustischen Rundgang, den die Künstler Caroline Böttcher entwickelt hat. Diesen Audiowalk kann man kostenlos auf das Smartphone laden und hört unterwegs dann Gedichte, Klangcollagen und Hörspielszenen. Im Gegensatz zu meiner Route führt der Audiowalk allerdings auch durch das abgesperrte Gebiet.
Am Samstag, dem 17. Mai ab 15 Uhr gibt es die Gelegenheit, die Tour gemeinsam mit der Künstlerin zu unternehmen. Da erfährt man sicherlich noch einiges mehr über das Projekt.
Egal welchen Weg man durch und über die Marienhöhe wählt, der Abschluss eines jeden Spaziergangs sollte auf jeden Fall die Einkehr im Lokal "Bergterasse Marienhöhe" sein. Ich habe das Lokal vor längerer Zeit schon einmal vorgestellt.
Ein Besuch dort ist wie eine Zeitreise. Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Daher hat sich seit meinem Bericht von 2021 auch nichts geändert. Und das ist auch sehr gut so. Ich hoffe, diese Idylle bleibt noch viele Jahre so erhalten. Muss man gesehen haben.
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Auf dem Pariser Platz, direkt vor dem Brandenburger Tor, ist noch bis zum 11. Mai die große Open-Air-Ausstellung »Endlich Frieden?!« zu sehen. Anlass ist der 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Endes des Zweiten Weltkriegs.
Auf Stelltafeln wird über die historischen Ereignisse dieser Zeit informiert. Die Ausstellung ist zweisprachig (Deutsch/Englisch) gestaltet – so können sich auch die vielen internationalen Besucher ein Bild machen.
Da sie rund um die Uhr frei zugänglich ist, erreicht sie hoffentlich auch Menschen, die sonst eher nicht ins Museum gehen würden.
Hier so direkt im Zentrum des damaligen Geschehens. Wirken die ausgestellten Fotos und Texte besonders intensiv.
Auf jeden Fall besuchenswert. An mehreren Terminen werden auch kostenlose Führungen durch die Ausstellung angeboten.