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Ausgabe 180 · 12. Juni 2025

Guten Tag ,

ein Wochenende mit möglicherweise hochsommerlichen Temperaturen erwartet uns.  Das passt, denn es ist wieder viel los in Berlin. Vieles davon auch unter freiem Himmel. Das macht natürlich bei schönem Wetter noch mehr Spaß. 

Diesmal beziehen sich meine Tipps fast ausschließlich auf Berlin. Wer raus viel aus der Stadt hat aber natürlich auch viele Möglichkeiten. Zum 30. Mal findet am Wochenende die Brandenburger Landpartie statt.  Auf der Webseite findet man einige Ausflugstipps.

Ob in Berlin oder in Brandenburg, 

ich wünsche dir ein tolles Wochenende

Christoph, der Berlinspazierer 🚶‍♂️

Volkspark Rehberge – grüne Lunge im Wedding

Rehberge

Der Volkspark Rehberge im Berliner Stadtteil Wedding ist eine der großen, oft unterschätzten Grünanlagen der Stadt. Zwischen Tegeler Straße und Plötzensee gelegen, bietet er eine überraschende Mischung aus Natur, Freizeitmöglichkeiten und auch Kulturangeboten.

Ausgangspunkt meines Ausflugsvorschlags ist der U-Bahnhof Rehberge. Schon hier lohnt es sich, einen Moment zu verweilen. An den Wänden des Bahnhofs sind historische Aufnahmen aus dem Park und der Umgebung zu sehen. Sie geben einen ersten Eindruck davon, wie sich die Rehberge über die Jahrzehnte verändert haben.

Der heutige Park wurde ab 1922 auf dem Gelände des ehemaligen Schießplatzes der Berliner Garnison angelegt. Die Planung übernahm der Gartenbaudirektor Erwin Barth, der auch in andren Teilen Berlins einige bemerkenswerte Grünanlagen gestaltet hat. Ziel war es, der arbeitenden Bevölkerung im dicht besiedelten Wedding eine Möglichkeit zur Erholung zu bieten. Frische Luft, Platz zum Bewegen, Natur zum Durchatmen.  All das sollte für alle zugänglich werden.

Interessante Informationen über die Geschichte und Entwicklung des Parks gibt auch eine kürzlich eröffnete kleine Freiluftausstellung. Man findet die Informationstafeln nahe dem Parkeingang  »Otawistraße«  an den Wänden des ehemaligen und derzeit leider noch geschlossenen Parkcafés.  Einen Routenvorschlag dorthin und durch den Park habe ich bei Komoot hinterlegt. 

Gestaltet wurde die Ausstellung von der Bürgerinitiative »Parkcafé Rehberge«, die auch das Café wiedereröffnen und für diverse Aktivitäten nutzen wollen.  Schon jetzt gibt es dort gelegentlich kleine Veranstaltungen. An diesem Sonntagnachmittag beispielsweise ein Konzert mit der Utopia Band.

Aber es gibt noch viel mehr zu entdecken im Park.  

Ein besonderes Denkmal im Park ist der Rathenau-Brunnen, der von Georg Kolbe (1877–1947) geschaffen wurde. Er erinnert an den Politiker und Industriellen Walther Rathenau, der einige Jahre zuvor ermordet worden war. Der Brunnen zeigt zurückhaltende, klassizistische Formen – eingebettet in eine kleine Platzanlage mit Bänken, die zum Verweilen einlädt.

Wer ein wenig weiter in den Park hineingeht, entdeckt ein Wildgehege. Hier sollen eigentlich Damwild und Wildschweine leben, bei meinem Besuch ließ sich allerdings nur ein einzelnes Wildschwein blicken. Vielleicht hatten die anderen gerade Pause. 

Im Sommer gibt es im Park auch ein Open-Air-Kino: Das Freiluftkino Rehberge zeigt aktuelle Filme, Klassiker und Arthouse-Produktionen. Auch andere Veranstaltungen finden regelmäßig statt – vom Picknickkonzert bis zur Lesung.  

Gegenüber der Freilichtbühne findet sich das Restaurant »Schatulle«. Derzeit die einzige Gastronomie im Park und für Kaffee und Kuchen oder etwas Herzhaftes sicherlich ein guter Ort. Leider konnte ich es noch nicht selbst testen. 

Die offenen Wiesen im Park werden vielfältig genutzt. Es wird gejoggt, gegrillt, gespielt. Besonders auffällig: Auf einer der großen Rasenflächen wird regelmäßig Kricket gespielt, ein Sport, der vor allem in Indien und Großbritannien gepflegt wird und hier scheinbar auch sehr beliebt ist.

Auch eine kleine Seenkette haben die Rehberge zu bieten.  Ehrlicherweise eher kleine Teiche. Diese sind aber bei Fröschen wohl sehr beliebt. Zu manchen Zeiten kann man ein wahres Froschkonzert erleben. 

Mit dem Plötzensee, grenzt aber auch ein größerer See an den Volkspark Rehberge. Dort kann man im Sommer auch im Strandbad baden. 

Noch eine historische Randnotiz, die ich in der kleinen Ausstellung gelernt habe: Schon 1911 hatte Carl Hagenbeck, der bekannte Tierhändler aus Hamburg, Interesse am Gelände gezeigt. Er wollte hier einen Tierpark mit exotischen Tieren und sogar eine sogenannte „Völkerschau“ errichten. Zum Glück blieb es nur bei der Idee. Stattdessen entschied sich die Stadt für einen Park für alle – und davon profitiert Berlin bis heute.

Langer Tag der Stadtnatur

Weidende Schafe im Biesenhorster Sand

An diesem Wochenende lädt der »Lange Tag der Stadtnatur« wieder dazu ein, die Natur vor unserer Haustür zu entdecken.  Da hat auch eine Großstadt wie Berlin einiges zu bieten.

Es gibt ein umfangreiches Programm mit vielen Angeboten und Möglichkeiten. Die Teilnahme kostet in der Regel pro Person 4,– €. Zahlen kann man online oder vor Ort.   Bei vielen Angeboten muss man sich vorher aber anmelden.  Einiges ist leider schon ausgebucht.  Es gibt aber immer noch eine große Auswahl.

Hier ein paar ausgewählte Tipps:

Neues bei C/O Berlin

Julian Rosefeldt Ausstellung

Gleich zwei neue Ausstellungen wurden kürzlich bei C/O Berlin an der Hardenbergstraße eröffnet:

Im Erdgeschoss zeigt eine große Retrospektive Werke von Julian Rosefeldt. Der 1965 in München geborene Rosefeldt zählt zu den wichtigsten Videokünstlern Deutschlands. Bekannt wurde er vor allem durch seine Installation »Manifesto« mit Cate Blanchett, in der sie in zwölf Rollen zentrale Kunst- und Gesellschaftsmanifeste rezitiert. Mit einem Ausschnitt daraus beginnt auch die Ausstellung bei C/O Berlin.

Ein zentrales Werk der aktuellen Präsentation ist jedoch die Videoarbeit »American Night«, in der der Künstler mit filmischen Genres wie Western, Slapstick und Katastrophenszenarien spielt.

Was zunächst wie großes Kino wirkt, entpuppt sich als subtile Demontage. Rosefeldt zeigt, wie Bilder funktionieren, welche Stereotype sie bedienen und welche Ideologien sie transportieren. Dafür sollte man sich etwas Zeit nehmen – die parallel auf mehreren Bildschirmen gezeigten Filme dauern etwa 20 Minuten.

Neben den Videoarbeiten gibt es auch Fotoarbeiten und viel Hintergrundmaterial zu entdecken: Skizzen, Storyboards, Setfotos und Arbeitsnotizen bieten einen spannenden Einblick in den kreativen Entstehungsprozess. Sie tragen auch zur Erklärung des etwas provokanten Titels der Ausstellung bei: »Nothing Is Original«. Alles ist exakt geplant und inszeniert. 

Die zweite neue Ausstellung bei C/O Berlin trägt den Titel "Documentary in Flux" und blickt zurück auf 20 Jahre C/O Berlin Talent Award. Dieser Nachwuchspreis ist besonders, weil er sich gezielt an junge Talente aus den Bereichen Fotografie und Theorie richtet. Seit 2006 werden Künstlerinnen und Autorinnen ausgezeichnet, die mit neuen Perspektiven auf das Medium arbeiten und gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen.

Die Ausstellung bietet einen spannenden Überblick über die Entwicklung dokumentarischer Fotografie der letzten Jahre. Die Themen und Herangehensweisen der präsentierten Künstler*innen sind sehr unterschiedlich. Das macht die Präsentation abwechslungsreich und aktuell.

Zwei sehenswerte Ausstellungen also, deren Besuch sich auf jeden Fall lohnt. Noch bis zum 16. September sind sie täglich von 11 bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 12,- €.

Tipp: Am Montag, dem 16. Juni, ist der Eintritt bei C/O Berlin den ganzen Tag kostenlos.

Extratipp

Reichstag Projektion

Vor 30 Jahren verhüllte das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude den Berliner Reichstag. Ein unvergessliches Happening für alle, die damals dabei waren.

Als eine kleine Hommage an die Künstler und ihr Werk wird nun in den Nächten bis zum 20. Juni die Reichstagsfassade mit einer Projektion quasi visuell verhüllt.  Nicht mit dem Original vergleichbar, aber wie ich finde eine schöne Idee. 

Kostenlos zu erleben immer ab ca. 21.45 Uhr bis 1 Uhr auf dem Platz der Republik vor dem Reichstagsgebäude.

Beide Künstler sind inzwischen leider verstorben. Geboren wurden beide am 13. Juni 1935.  Am Freitag wäre also ihr 90. Geburtstag. Noch ein Grund sie zu feiern.

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Kurztipps

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Mein Foto der Woche

Studio 14 Dachlounge

In der letzten Woche hatte ich mal wieder die Gelegenheit die RBB Dachlounge "Studio 14" zu besuchen. 

Anlass war die Vorstellung des Projekts "Berlin-Sounds". Eine Reihe von Veranstaltungen und Fernsehproduktionen rund um die Musikstadt Berlin.  Sehr empfehlenswert z. B. die dreiteilige Doku »Eine Stadt und ihre Musik« in der Mediathek.

Wenn nicht gerade geschlossene Veranstaltungen oder Sendungen sind, kann  jeder die Dachlounge besuchen (Donnerstag bis Sonntag ab 17 Uhr). Es gibt kleine Gerichte, Getränke und einen sensationellen Ausblick auf die Stadt und den Grunewald.  Am besten vorher im Kalender nachschauen.  

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