Hallo [subscriber:firstname | default:],
es soll noch mal heiß werden zum Wochenende, und das liegt nicht nur an den drei Konzerten, die die Ärzte auf dem Tempelhofer Feld geben. Das Konzert am Samstag ist bereits ausverkauft. Für die anderen Termine gibt es noch ein paar (sauteure) Tickets *.
Die Samstagnacht wird nicht nur heiß, sondern auch lang. Zumindest, wenn man das umfangreiche Angebot der Langen Nacht der Museen voll ausnutzen will. Meine Tipps dazu weiter unten.
Viel Spaß
wünscht
Christoph, der Berlinspazierer 🚶♂️
Es ist immer noch Ferien- und Reisezeit, daher heute wieder ein Tipp für ein etwas entfernter liegendes Ausflugsziel.
Ziel ist Anklam in Mecklenburg-Vorpommern. Hier wurde am 23. Mai 1848 Otto Lilienthal geboren. Er gilt als der erste Flieger der Menschheit.
Wie ein Vogel wollte er fliegen und studierte genau, wie die Vögel es machen. Auf diesen Grundlagen konstruierte er erste Flugapparate. Einige Nachbauten, kann man im Otto-Lilienthal-Museum in Anklam besichtigen.
Das Museum bietet umfassende Informationen über den Flugpionier. Neben dem Deutschen Museum in München hat das Museum in Anklam die bedeutendste Sammlung von Originalunterlagen zum Leben und Werk Lilienthals.
Der Besucher kann aber auch an Experimentierstationen eigene Versuche zu Aerodynamik machen. Die Aufbauten sind einfach, aber sehr verständlich und erhellend.
Noch spannender als die ganze Technik fand ich aber die Informationen zum Leben Otto Lilienthals und auch zu seinem Bruder Gustav. Beide waren noch viel mehr als nur Flugpioniere. Auch in manch anderer Hinsicht waren sie Visionäre.
Gustav war ein engagierter Architekt. Viele seiner eindrucksvollen Häuser, die oft an Burgen erinnern, kann man auch heute noch bei einem Spaziergang durch Berlin-Lichterfelde entdecken. Ich habe in einem Blogbeitrag schon einmal davon berichtet.
Die Brüder interessierten sich aber auch für soziale Belange des Wohnens und der Ernährung. Beispielsweise in der Reformkolonie »Eden« bei Oranienburg.
In mancher Einschätzung lagen sie allerdings auch falsch: Das Fliegen sahen sie als Mittel zum ewigen Frieden. Warum sollte man noch Kriege um Grenzen führen, wenn man doch jederzeit einfach darüber fliegen kann, war ihre Überlegung.
Wie wir heute wissen, war das leider eine Fehleinschätzung. Gerade für das Militär wurden Fluggeräte schon früh besonders interessant.
Es lohnt sich auf jeden Fall, sich einmal etwas intensiver mit den Brüdern zu beschäftigen. Zumal es auch enge Verbindungen mit Berlin gibt. Beide lebten und arbeiteten lange in Berlin und sind hier auch gestorben und in Lichterfelde bzw. Lankwitz beerdigt.
Für Otto-Lilienthal gibt es mehrere Gedenkstätten in Berlin. So z. B. den »Fliegeberg«, wo es früher auch einmal ein kleines Museum gab. Das ist schon lange verschwunden. Jetzt muss man in die Hansestadt Anklam fahren.
Das Museum ist ganzjährig geöffnet und liegt unweit des Bahnhofes. Man kann einen Besuch auch gut mit einer Ostseereise kombinieren. Anklam liegt quasi auf dem Weg.
Es ist ein nettes Städtchen mit einigen Sehenswürdigkeiten, aber das Otto-Lilienthal-Museum ist sicherlich die interessanteste.
Mit der Bahn erreicht man Anklam von Berlin aus in ca. 2 Stunden.
Am Samstag findet wieder die Lange Nacht der Museen statt. In diesem Jahr unter dem Motto »Berlin Secrets«.
Spannendes und Geheimnisvolles gibt es in jedem der 75 teilnehmenden Museen zu entdecken. In den meisten Häusern gibt es besondere Veranstaltungen und Führungen zur langen Nacht.
Ich möchte auf einige besonders vielversprechende Programmpunkte hinweisen, um dir die Auswahl aus den rund 750 angebotenen Events ein klein wenig zu erleichtern.
Einen sehr spannenden, geheimnisvollen Fund gibt es erstmals im Samurai-Museum in der Auguststraße zu sehen. Bei Ausgrabungsarbeiten am Molkenmarkt in Berlin-Mitte wurde tatsächlich ein Samurai-Schwert entdeckt. Woher es stammt und wie es nach Berlin gekommen ist, weiß man bisher nicht. Da gibt es noch viel zu erforschen.
Natürlich sind auch die anderen Ausstellungsstücke des Museums absolut sehenswert.
Eine andere geheimnisvolle Entdeckung hat man im Stasi-Museum in Lichtenberg kürzlich erst gemacht. Auch sie wird erstmals zur langen Nacht der Museen präsentiert.
Zu sehen ist dabei allerdings ehrlicherweise nicht wirklich viel. Es ist ein kleines Loch.
Aber die Geschichte dahinter ist spannend und wirft viele Fragen auf. Das Loch wurde in den Toilettenräumen auf der Ministeretage in der Stasi-Zentrale entdeckt. Dahinter war eine Kamera positioniert, die die Menschen beim Händewaschen beobachtete. Ob man wirklich herausfinden wollte, wie hygienisch sich die Mitarbeiter nach dem Toilettengang verhalten oder ob man konspirative Treffen aufspüren wollte, ist noch vollkommen ungeklärt.
Bisher war man immer davon ausgegangen, dass innerhalb des Ministeriums keine Überwachung stattgefunden hat.
Fast schon wie Spione müssen manchmal auch Restauratoren und Kunsthistoriker arbeiten. Bei einer Führung in der Gemäldegalerie kann man erfahren, wie mit modernen technischen Verfahren den Bildern im wahrsten Sinne auf den Grund gegangen wird. Auch dabei kann man einige Überraschungen erleben.
Spielerisch kann man den Geheimnissen von Dingen im Museum der Dinge, des Werkbund-Archivs auf den Grund gehen. Hier wird »Dalli-Klick« gespielt. Wie in den 1970er Jahren bei Hans Rosenthal. Wer errät zuerst den Gegenstand?
Musikalisches gibt es natürlich auch bei der Langen Nacht. Nicht nur im Musikinstrumente-Museum, sondern beispielsweise auch im Mitte-Museum
bei einem Konzert mit Liedern von Marlene Dietrich und Édith Piaf.
Das Zentrum der Langen Nacht der Museen ist wieder auf der Museumsinsel. Hier gibt es musikalische Leckerbissen von Young Euro Classic, die zwischen 18 und 22 Uhr kleine Konzerte geben.
Viele andere Programmpunkte gehen aber bis 2 Uhr morgens. Es kann also wirklich eine lange Nacht werden.
Das war wirklich nur eine winzige Auswahl aus dem riesigen Programm. Erstmals gibt es in diesem Jahr den Museo-Mat, der dir ähnlich wie ein Wahlo-Mat die Auswahl etwas erleichtern soll, und dir dein ganz persönliches Programm zusammenstellen kann. Zumindest als Anregung ganz praktisch.
Man kann sich auch einfach in eine der vier Shuttlebuss-Linien setzen und sich bequem von einem Museum zum anderen chauffieren lassen. Teilweise werden historische Busse dafür eingesetzt. Die Fahrt wird also auch schon zum Erlebnis.
Die Lange Nacht der Museen startet um 18 Uhr. Ein Ticket kostet 18,– € und ist online oder vor Ort an den Museumskassen erhältlich. Ich denke ein fairer Preis für dieses riesiges Angebot.
Heute mal ein Gastronomie- und Besichtigungstipp: der Ratskeller im Rathaus Schöneberg.
Willy Brandt, John F. Kennedy und viele andere prominente Persönlichkeiten haben hier schon gegessen und gefeiert.
Eingeweiht wurden das Rathaus und der Ratskeller im Jahr 1914. Im 1. Weltkrieg diente der Ratskeller zeitweise als Volksküche. Nach dem 2. Weltkrieg war hier im Rathaus für mehr als 40 Jahre der Regierungssitz für Berlin (West). Der Ratskeller wurde in dieser Zeit oft für Empfänge und Feierlichkeiten genutzt.
Die Architektur ist ziemlich unverändert geblieben über viele Jahrzehnte. Deswegen werden die Räume auch gerne für Dreharbeiten genutzt. In der Serie "Babylon Berlin" wurde der Ratskeller zum berühmten Lokal »Aschinger«. Der Szenenbildner soll begeistert gewesen sein, wie wenig er die Räume im Ratskeller für die Dreharbeiten verändern musste.
Heute ist in den Räumen die Kantine des Rathauses. Sie steht aber allen Gästen offen.
Geöffnet ist immer wochentags von 8 bis 14 Uhr. Es gibt eine große Auswahl an täglich wechselnden Gerichten.
Gastronomische Höhenflüge sollte man in einer Kantine nicht unbedingt erwarten, aber die Qualität des Essens ist gut und die Preise sehr erschwinglich. Einer meiner Favoriten sind die Schnitzel (auch vegetarische), die immer montags auf der Karte stehen.
Besonders hervorzuheben ist auch das stets freundliche und gut gelaunte Personal.
Die Kantine ist meist gut besucht. Wenn um Punkt 12 Uhr die berühmte Freiheitsglocke vom Rathausturm schallt, scheint das auch die hungrigen Gäste anzulocken. Platz ist aber genug in dem großen Speisesaal. Im Sommer gibt es auch draußen Sitzplätze.
Natürlich lohnt auch das Rathaus selbst einen Besuch. Das Rathaus ist jetzt nur noch ein Bezirksrathaus für Tempelhof-Schöneberg.
Öffentlich zugänglich ist die große Einganghalle. Auch hier wurde für »Babylon Berlin« gedreht. Dieses Mal war das Haus allerdings das Polizeipräsidium.
Auf jeden Fall ein Ort voller Geschichten und Geschichte. Spätestens 1963 weltbekannt geworden durch Kennedys »Ich bin ein Berliner«.
Ob ihm dieser Satz im Ratskeller eingefallen ist, kann ich allerdings nicht sagen.
Rund um die Nikolaikirche findet am Wochenende der NikolaiZauber statt.
Auf mehreren Bühnen gibt es Kleinkunst, Musik und Straßentheater. Um 11.30 Uhr geht es an beiden Tagen los.
Man kann den Besuch im Nikolaiviertel auch gut mit der Langen Nacht der Museen kombinieren (siehe oben). Auch hier gibt, es mehre spannende Museen.
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