Eine bisher eher unbekannte Design-Bewegung aus Italien steht im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung im Bröhan-Museum:
“Alchimia” wurde 1976 von Alessandro Guerriero und seiner Schwester Adriana in Mailand gegründet. Grundlage waren die Ideen der 68er-Bewegung, die sich in Italien auch intensiv mit Design und Architektur auseinandergesetzt hat.
Die jungen Designer wollten sich von der Vorstellung verabschieden, dass Design immer nur praktisch, funktional und schlicht sein muss – ganz im Gegensatz zu den Prinzipien des Bauhauses. Für sie ging es darum, mit Design Gefühle auszudrücken und das Leben bunter und individueller zu gestalten.
Alchimia war damit allerdings kommerziell nicht besonders erfolgreich – und das war auch gar nicht ihr Ziel. Die Designerinnen und Designer wollten keine Massenprodukte für den großen Markt schaffen, sondern individuelle, oft handgefertigte Objekte, die eher Kunstwerke als Gebrauchsgegenstände waren.
Trotzdem hat Alchimia die Designwelt nachhaltig beeinflusst. Ihre Ideen, Formen, Farben und die bewusste Abkehr von reiner Funktionalität inspirierten viele spätere Bewegungen und Gestalter – etwa die Memphis-Gruppe, die in den 1980er-Jahren internationale Bekanntheit erlangte.
Vielleicht ist Alchimia bis heute auch deshalb eher unbekannt geblieben, weil die Gruppe keinen klar wiedererkennbaren Stil entwickelt hat. Stattdessen wurde immer wieder alles neu gedacht, neu kombiniert, neu gestaltet. Gerade diese Vielfalt und ständige Veränderung machten Alchimia zu einer Bewegung, die sich nicht so leicht einordnen lässt. Gerade deswegen ist diese Ausstellung besonders interessant.
Noch bis zum 7. September ist die Ausstellung in Berlin zu sehen und wird anschließend in Mailand gezeigt.
Geöffnet ist das Bröhan-Museum immer Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Führungen gibt es immer Samstag um 15 Uhr. Sie sind im Eintrittspreis von 9,– € inbegriffen.
Zur Ausstellung ist auch ein umfangreicher Katalog * erschienen, der im Buchhandel oder vor Ort erhältlich ist.