Diane Arbus – Konstellationen

Nach fünfzehn Jahren ist im Berliner Gropius Bau wieder eine große Ausstellung mit Werken von Diane Arbus (1923-1971) zu sehen. Es ist eine der umfassendsten Präsentationen, die je zu ihrem Werk gezeigt wurden – mit mehr als 450 Fotografien, darunter zahlreiche bislang nie gezeigte Aufnahmen.


Arbus zählt zu den ersten Fotografinnen, die in der Kunstwelt wirklich Anerkennung fanden. Dass Fotografie als eigenständige Kunstform gilt, war in den 1960er-Jahren noch keine Selbstverständlichkeit. Ihre Bilder haben daran viel geändert. Sie zeigen Menschen, die oft am Rand der Gesellschaft stehen – Schausteller, Paare, Kinder,Artisten, Passanten – und sie tun das mit einer stillen Würde. Auf den ersten Blick wirken ihre Aufnahmen oft wie beiläufige Schnappschüsse. Doch diese scheinbare Spontaneität ist gewollt. Arbus wollte, dass ihre Fotos glaubwürdig aussehen, dass sie Nähe schaffen und Vertrauen vermitteln.


Passend zum Ausstellungstitel »Konstellationen« entfaltet sich die Präsentation wie ein Netz aus Bildern, das keine feste Ordnung kennt. Es gibt keinen vorgegebenen Rundgang, keine chronologische Ordnung. Statt einer klaren Dramaturgie entsteht ein offenes Geflecht von Bildern, die miteinander in Beziehung treten. Viele der Fotos hängen nicht an den Wänden, sondern sind an frei stehenden Gitterkonstruktionen angebracht, zwischen denen man hindurchgeht wie in einem Labyrinth. Manche Wände sind verspiegelt, sodass man sich auch selbst zwischen den Bildern wiederfindet.


Der ungewohnte Aufbau kann zunächst verwirren oder sogar etwas überfordern. Man sucht nach einer Ordnung, die es so nicht gibt. Doch gerade darin liegt der Reiz dieser Präsentation. Wenn man sich auf das Konzept einlässt, eröffnen sich überraschende Zusammenhänge und neue Sichtweisen. Zwischen den Fotos entstehen Verbindungen, die man in einer klassischen Hängung wahrscheinlich nie entdecken würde.


Es wäre schade, wenn in der Masse der Bilder, das einzelne Foto untergeht. Denn eigentlich ist jedes dieser Bilder ein Meisterwerk für sich, das eine ausführliche Betrachtung lohnt. Man sollte sich wirklich viel Zeit nehmen für die Ausstellung oder am besten noch mal wiederkommen. Es gibt sehr viel zu entdecken.

Bis zum 18.1.2026 hat man dazu Zeit . Geöffnet ist täglich außer dienstags von 12 bis 19 Uhr, an den Wochenenden schon ab 10 Uhr. Der Eintritt kostet 15,- €.

→ Webseite zur Ausstellung

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