Im Museum für Fotografie gibt es derzeit eine sehenswerte Ausstellung über den Berliner Fotografen Rico Puhlmann zu entdecken. Sie entstand in enger Zusammenarbeit mit seinem Bruder und dessen Frau, die das Archiv des Künstlers betreuen und zahlreiche persönliche Materialien beigesteuert haben. Dadurch wirkt diese Retrospektive nicht nur fundiert, sondern auch sehr persönlich und nahbar.
Rico Puhlmann (1934–1996) war ein echtes Multitalent. Schon als Kind stand er für mehrere Filme vor der Kamera. Später arbeitete er als Illustrator für Zeitungen und Zeitschriften. Das Fotografieren brachte er sich selbst bei – möglicherweise halfen ihm dabei auch seine frühen Erfahrungen aus der Filmwelt, die ihn sichtbar geprägt haben.
Er entwickelte sich zu einem der gefragtesten Modefotografen seiner Zeit. Zunächst in Berlin, später vor allem in den USA, arbeitete er für renommierte Magazine wie Harper’s Bazaar, Vogue und GQ. In Deutschland blieb sein Name hingegen eher im Hintergrund – auch weil Modefotografie hierzulande lange Zeit kaum als eigenständige Kunstform wahrgenommen und nur selten museal gewürdigt wurde.
Umso erfreulicher ist es, dass sich diese Ausstellung nun ausführlich seinem Werk widmet. Im Mittelpunkt stehen seine Auftragsarbeiten für Modezeitschriften, die nicht nur seine fotografische Handschrift zeigen, sondern auch die Entwicklung der Mode von den 1950er- bis in die 1990er-Jahre nachzeichnen.
Puhlmann war ein Perfektionist. Jede Aufnahme ist bis ins Detail durchdacht – und wirkt dabei doch erstaunlich lebendig und zeitlos. Er arbeitete bis zuletzt ausschließlich analog. Auch das macht seine Bilder zu besonderen Zeitdokumenten einer Ära vor der digitalen Wende.
Neben seiner fotografischen Arbeit prägte Rico Puhlmann das Modeverständnis auch mit Filmen, die er in den 1970er-Jahren für den SFB produzierte. Darin stellte er aktuelle Modetrends vor und trug entscheidend dazu bei, dass amerikanische Designer und Marken in Deutschland bekannter wurden – zu einer Zeit, als französische Labels noch den Ton angaben.
1996 kam Puhlmann bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Er hatte bereits über eine Rückkehr nach Berlin nachgedacht, ein Lehrauftrag an der Hochschule der Künste war im Gespräch.
Wie schön, dass sein Werk heute – viele Jahre später – mit dieser liebevoll kuratierten Ausstellung die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient. Sie zeigt eindrucksvoll, wie eng Fotografie, Mode und Zeitgeist miteinander verwoben sein können.
Die Ausstellung Rico Puhlmann – Fashion Photography 50s–90s ist noch bis zum 15. Februar 2026 im Museum für Fotografie in Berlin zu sehen. Geöffnet ist von Dienstag bis Sonntag, jeweils von 11 bis 19 Uhr. Der Eintritt kostet 12 Euro, ermäßigt 6 Euro. Jeden Sonntag um 16 Uhr gibt es eine öffentliche Führung.