Rund um die Osterquelle in Lübars

„Vom Eise befreit sind Strom und Bäche …“

So lässt der Altmeister Goethe seinen »Osterspaziergang« im Faust beginnen. 

Der Gelehrte Faust und sein Famulus Wagner machen in diesem – wahrscheinlich berühmtesten deutschsprachigen Theaterstück – am Ostersonntag einen Ausflug vor »die Tore der Stadt«. 

Welche Stadt gemeint ist, ist nicht genau benannt, aber es liegt nahe, dass Goethe beim Schreiben an seine Heimatstadt Frankfurt/Main dachte.

Aber nicht nur dort ist der Osterspaziergang seit dem 18. Jahrhundert eine alte Tradition, zumindest in bürgerlichen Familien.  Nach dem langen, damals oft noch sehr kalten Winter, endlich wieder einen Ausflug ins Grüne machen zu können, war etwas ganz Besonderes.

Bei meinen Recherchen für ein Osterspaziergangsziel bin ich auf die Osterquelle gestoßen, die mir bisher nicht bekannt war. Sie befindet sich in Lübars ganz im Norden Berlins. Alt-Lübars gehört zwar noch zum Stadtgebiet, aber ist sehr ländlich geprägt.  Natürlich kann muss man den Spaziergang nicht an Ostern machen. Auch zu anderen Jahreszeiten ist die Gegend sehr reizvoll.

Anders als zu Goethes-Zeiten kommt man jetzt sehr gut mit dem Bus (Linie 222) vor »die Tore der Stadt«.  Wir fahren bis zur Endstation »Alt-Lübars«.  

Hier beginnt meine Route für einen knapp 8 km langen, sehr abwechslungsreichen Spaziergang. Die genaue Route habe ich bei Komoot.de eingestellt. 

Schon kurz hinter dem Dorfausgang ist auch bereits der erste Wegweiser zur Osterquelle zu sehen. Es sind nur wenige hundert Meter zu laufen. Vorbei an einem kleinen See und dann muss man schon etwas aufpassen, dass man an der Quelle nicht vorbeiläuft. Sehr spektakulär ist sie offen gesagt nicht.  Es ist angeblich die letzte offene Quelle in Berlin und soll sieben Liter Wasser pro Sekunde ausspucken.  

Bei meinem Besuch war davon nicht viel zu sehen. Nur ein sehr magerer, kleiner Rinnsaal. Mag sein, dass das der langen Trockenheit geschuldet ist, die wir im März hatten. 

In alten Zeiten sollen hier Mädchen und Frauen in der Osternacht Wasser geholt haben. Dem Osterwasser wurden besondere Heilkräfte zugesprochen. Wichtig war aber, dass das Wasser schweigend geholt wurde. Sonst verlor es seine Wirkung.

Zumindest in diesem Jahr darf man sich getrost auf dem Spazierweg unterhalten. Wasser ist hier derzeit nicht zu holen und als Trinkwasser ist es wegen des hohen Mineralgehaltes und anderer Stoffe ohnehin nicht mehr geeignet. 

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Die Osterquelle ziemlich trocken

So enttäuschend die Quelle vielleicht auch sein mag, so hat sie uns doch auf eine sehr schöne Spazierroute gebracht.  Und nach wenigen hundert Metern sieht man dann auch wirklich Wasser. Wir laufen am Köppchensee vorbei. Hier leben besonders viele Schwäne. Immer ein schöner Anblick.

Der Weg führt weiter durch ein ehemaliges Obstanbaugebiet. Viele der Bäume stehen schon in voller Blüte.  Nicht nur ein Fest für die Augen, sondern auch für die zahlreich umherschwirrenden Insekten, die sich über den Nektar freuen. 

Wir befinden uns jetzt im Naturschutzgebiet  »Niedermoorwiesen am Tegeler Fließ«. Hier sollte man auf jeden Fall auf den Wegen bleiben.  Nicht nur um die Natur zu schützen, sondern auch weil es abseits der Wege sehr feucht und moorig werden kann.  

Zumindest links des Weges.  Auf der anderen Seite des Weges wird es immer sandiger und trockener. Eine sehr reizvolle Dünenlandschaft mit wenig Vegetation. 

Einige Zeit führt der Weg dann an einem sehr idyllischen Wohngebiet vorbei, bevor wir ins Tegeler Fließ abbiegen. Hier wurden Bohlenwege angelegt, um die wunderbare Moorlandschaft trockenen Fusses durchqueren zu können. 

Es lohnt sich immer mal wieder innezuhalten und die Natur genauer zu beobachten. Hinweistafeln zur Flora und Fauna helfen dabei. Besonders schön ist es hier in den Morgenstunden. Dann bekommt man noch ein kostenloses Vogelkonzert geboten.

Durch das Fließ geht es dann vorbei an Wiesen und Pferdekoppeln langsam wieder auf Lübars zu. 

Hier am Dorfanger endet der Spaziergang und damit sind wir dann auch wieder bei Goethes »Osterspaziergang«.  Das Gedicht endet mit diesen Zeilen:

Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet gross und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.

Es würde mich sehr freuen, wenn du nach diesem Spaziergang ähnlich empfinden würdest.

Wer noch nicht von eventuell unterwegs gesuchten Ostereiern oder  -hasen satt ist,  kann sich im Alten Dorfkrug stärken. An den Feiertagen empfiehlt sich wahrscheinlich eine vorherige Tischreservierung. 

Mit dem Bus geht es dann wieder zurück in die Stadt bzw. zur S-Bahn Waidmannslust (S1).

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