Verborgene Welten in Berliner Höfe

Die ganz besondere Welt der Berliner Hinterhöfe steht im Mittelpunkt einer neuen Sonderausstellung im Stadtmuseum im Ephraim-Palais

Unter dem Titel „Berliner Höfe – Zwischen Alltag, Arbeit und Begegnung“ wird ein Blick hinter die Fassaden der Stadt geworfen. Die Ausstellung beleuchtet die wechselvolle Geschichte dieser verborgenen Räume – vom barocken Bürgerhof über die dicht bebauten Mietskasernenhöfe des 19. Jahrhunderts bis hin zu den heutigen Gemeinschaftshöfen in neueren Quartieren.

Die Bilder von Heinrich Zille sind das Erste, was mir zu diesem Thema einfällt. Und tatsächlich ist auch er mit zwei Werken in der Ausstellung vertreten. Er dokumentierte das oft prekäre Leben in den engen, dunklen Höfen mit einem zugleich kritischen und menschenfreundlichen Blick.

Die ältesten Exponate der Ausstellung zeigen Abbildungen der Siedlung Neu-Voigtland, die im 18. Jahrhundert am damaligen Berliner Stadtrand entstand. Hier ließen sich sächsische Migrantinnen und Migranten nieder. Heute nennt man die Gegend Rosenthaler Vorstadt.

Migration spielt überhaupt eine große Rolle, wenn es um Berliner Hinterhöfe geht. In den dunklen, oft schlecht belüfteten Höfen der großen Mietskasernen lebten überwiegend Menschen mit geringem Einkommen, darunter viele Zugewanderte.

Gleichzeitig boten diese Orte aber auch Freiräume, um Neues zu schaffen. So manch grüne Hinterhofidylle oder künstlerische Werkstatt ist genau hier entstanden. Auch das zeigt die Ausstellung.

Obwohl die Ausstellung  nicht sehr groß ist, behandelt sie das Thema  auf vielfältige Weise und ist ansprechend inszeniert. Man betritt die Räume durch einen angedeuteten Hausflur mit Briefkästen an den Wänden. Wer sie aufklappt, löst kleine Video- und Soundinstallationen aus und bekommt so auch einen Eindruck der sinnlichen Dimension dieser besonderen Orte.

Die rund 100 ausgestellten Fotografien und Zeichnungen stammen überwiegend aus der Sammlung des Stadtmuseums Berlin. Ergänzt wird die Präsentation durch Aufnahmen, die Berlinerinnen und Berliner auf einen öffentlichen Aufruf hin eingesandt haben. 90 davon wurden für die Ausstellung ausgewählt. Es freut mich, dass auch ein Foto von mir dabei ist (siehe Titelbild). Vielleicht entdeckt ihr es ja bei eurem Besuch.

Eine sehenswerte Ausstellung, die das Thema Hinterhöfe aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet, aber dabei natürlich nur Anstöße geben kann. Vieles könnte man noch ausführlicher zeigen und erzählen. 

Oder man macht sich einfach selbst auf, die Berliner Höfe neu zu entdecken. Ein Blick in den nächsten Hausflur kann überraschend spannend sein.

Geöffnet ist das Ephraim Palais immer Dienstag bis Sonntag von 10 -18 Uhr. Der Eintritt kostet 7,– € oder als Kombiticket für weitere Museen im Nikolaiviertel 15,- €.

Webseite zur Ausstellung

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