Erinnerungen an ein wildes Jahrzehnt

Die 1990er-Jahre waren in Berlin eine besonders aufregende Zeit. Nachdem in den 1980er-Jahren vieles festgefahren und ein wenig eintönig wirkte, brachte die Wende mit dem Mauerfall neuen Schwung in die Stadt.

Alles schien möglich. Und nicht nur das Leben im Osten, sondern auch im Westen veränderte sich plötzlich und radikal. Eine neue Offenheit lag in der Luft und zugleich viel Unsicherheit.

Die Ausstellung “BERLIN EINS – Die Neunziger” im Haus am Kleistpark zeigt nun Fotografien aus dieser bewegten Zeit und lässt viele Erinnerungen wieder aufleben. Die Perspektiven der drei beteiligten Fotograf:innen sind dabei ganz unterschiedlich.

In den Arbeiten von Peter Thieme und André Kirchner stehen die sichtbaren Wunden der Teilung im Mittelpunkt: die Brachen entlang des ehemaligen Mauerstreifens, die Leere zwischen den Stadtteilen, die noch nicht verheilte Narbe im Berliner Stadtbild. Zugleich dokumentieren die Bilder auch den beginnenden Bauboom, der das Gesicht der Stadt nachhaltig veränderte.
Nicht nur am Potsdamer Platz, auch in Kreuzberg oder entlang der Spree entstanden neue Straßenzüge, Plätze und Quartiere – oft nüchtern, manchmal steril. Gerade in den eher architektonisch geprägten Bildern dieser beiden Fotografen spürt man die Spannung zwischen Aufbruch und Entwurzelung.

Ganz anders wirken die Fotografien von Nelly Rau-Häring. Sie richtet den Blick auf die Menschen, die ihre neuen Freiheiten entdecken, feiern und gestalten. Ihre Bilder erzählen von einem Alltag im Umbruch. Oft mit viel Neugier, Mut, Experimentierlust und manchmal auch mit Unsicherheit.

Gerade für jüngere Besucher:innen, die diese Zeit selbst nicht erlebt haben, bietet die Präsentation einen spannenden Einblick in ein Jahrzehnt, das man sich heute kaum noch vorstellen kann. Irgendwie eine Zwischenzeit, in der vieles gleichzeitig zerfiel und neu entstand. Auf jeden Fall auch immer noch sehr prägend für unser heutiges Berlin.

Noch bis zum 28. September kann man die Ausstellung besuchen. Geöffnet ist immer Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

-> Webseite zur Ausstellung

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