Flucht, Vertreibung, Versöhnung – Ein Ort der Erinnerung 

Flucht und Migration sind Themen, die immer wieder kontrovers diskutiert werden. Häufig wird dabei nach einfachen Lösungen für ein sehr komplexes Thema gesucht. Was dabei oft aus dem Blick gerät: Hinter jeder Flucht steht ein individuelles, menschliches Schicksal.

Das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung im historischen Deutschlandhaus am Anhalter Bahnhof bietet einen Raum, um diese Einzelschicksale sichtbar zu machen. Seit der Eröffnung im Juni 2021 informiert das Zentrum auf rund 3.000 Quadratmetern über Ursachen, Folgen und Erfahrungen von Flucht und Zwangsmigration – früher wie heute.

Die Dauerausstellung ist in zwei Teile gegliedert: Zunächst geht es um internationale Flucht- und Vertreibungserfahrungen im 20. Jahrhundert. Der zweite Teil widmet sich speziell der Flucht und Vertreibung von Deutschen aus Ost- und Mitteleuropa nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Ausstellung behandelt ein sensibles Thema und vermeidet einfache Gleichsetzungen. Besonders eindrucksvoll ist sie dort, wo persönliche Geschichten im Mittelpunkt stehen. Denn das Verlassen der Heimat, die Angst und die Unsicherheit auf der Flucht sind Erfahrungen, die viele Menschen – unabhängig von Herkunft und Zeit – miteinander teilen. Ob jemand aus Ostpreußen floh oder heute aus Afghanistan kommt: Die individuellen Erlebnisse sind oft ähnlich erschütternd, auch wenn die Hintergründe unterschiedlich sind.

Zu sehen sind persönliche Dokumente, Briefe, Fotografien und Alltagsgegenstände – vom einfachen Koffer bis zum Spielzeug. Multimedia-Stationen ermöglichen es, die Geschichten Geflüchteter anzuhören oder nachzulesen. Wer tiefer einsteigen möchte, kann die öffentlich zugängliche Bibliothek sowie digitale Archive und Datenbanken nutzen.

Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung. Innenraum

Auch architektonisch ist das Deutschlandhaus sehenswert. Der denkmalgeschützte Altbau wurde durch einen modernen Erweiterungsbau ergänzt – eine gelungene Verbindung von Geschichte und Gegenwart.

Es lohnt sich, das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung einmal zu besuchen – gerade vor dem Hintergrund der oft emotional geführten Debatten rund um Migration. Die Ausstellung zeigt, dass Flucht kein abstraktes Phänomen ist. Sie erinnert auch daran, dass viele deutsche Familien eigene Fluchterfahrungen in ihrer Geschichte haben. Wer das erkennt, sollte heutigen Geflüchteten mit mehr Verständnis und Empathie begegnen.

Praktische Tipps

🕒 Öffnungszeiten Ausstellung: Dienstag bis Sonntag, 10–19 Uhr

📚 Bibliothek & Archiv: Dienstag bis Freitag, 10–18 Uhr

🎟️ Eintritt: kostenlos

🔗 www.flucht-vertreibung-versoehnung.de

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