Bei C/O Berlin an der Hardenbergstraße sind aktuell gleich zwei spannende Ausstellungen zu sehen und beide lohnen einen Besuch
Im Erdgeschoss zeigt das Ausstellungshaus “Nothing ist Original” eine große Retrospektive des Videokünstlers Julian Rosefeldt. Der 1965 in München geborene Künstler zählt heute zu den bedeutendsten Vertretern zeitgenössischer Filmkunst in Deutschland. International bekannt wurde er vor allem mit der Installation “Manifesto”, in der Schauspielerin Cate Blanchett in zwölf Rollen zentrale Kunst- und Gesellschaftsmanifeste rezitiert. Mit einem Ausschnitt aus diesem Werk beginnt auch die aktuelle Ausstellung in Berlin.
Ein zentrales Werk der Schau ist die Videoarbeit American Night, in der Rosefeldt mit bekannten filmischen Genres wie Western, Slapstick und apokalyptischen Szenarien spielt. Was auf den ersten Blick wie großes Kino wirkt, entpuppt sich als kritische Auseinandersetzung mit medialen Bildern. Rosefeldt entlarvt, welche Stereotype transportiert werden und wie Bilder ideologische Botschaften vermitteln. Dafür sollte man sich Zeit nehmen – die Filme laufen parallel auf mehreren Bildschirmen und dauern etwa 20 Minuten.
Ergänzt wird die Ausstellung durch Fotoarbeiten und umfangreiches Begleitmaterial. Skizzen, Storyboards, Setfotos und Notizen geben einen aufschlussreichen Einblick in den kreativen Prozess hinter den aufwendig produzierten Werken. Der Titel der Ausstellung – Nothing Is Original – wird durch diese Materialsammlung nachvollziehbar: Rosefeldt montiert, zitiert und inszeniert mit präziser Hand – und macht so deutlich, dass jede Bildsprache auch auf vorherige Bilder verweist.
Documentary in Flux
Die zweite neue Ausstellung bei C/O Berlin widmet sich der dokumentarischen Fotografie. Unter dem Titel Documentary in Flux wird ein Rückblick auf 20 Jahre C/O Berlin Talent Award gezeigt. Dieser Nachwuchspreis ist deshalb besonders bemerkenswert, weil er sowohl Fotografie als auch Theorie berücksichtigt. Seit 2006 werden jährlich junge Künstlerinnen und Autorinnen ausgezeichnet, die mit frischen Perspektiven auf das Medium reagieren und gesellschaftlich relevante Themen in den Fokus rücken.
Die Ausstellung zeigt, wie vielfältig und lebendig dokumentarische Fotografie heute sein kann. Die Themen reichen von Migration und Erinnerungskultur bis hin zu Umweltfragen und sozialen Bewegungen. Gerade durch die unterschiedlichen Zugänge wird die Präsentation abwechslungsreich.
Zwei sehenswerte Ausstellungen, deren Besuch sich auf jeden Fall lohnt. Noch bis zum 16. September sind sie täglich von 11 bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 12,– €.