Der offene Blick – Camille Pissarro

Das Museum Barberini in Potsdam zeigt bis zum 28. September 2025 eine beeindruckende Retrospektive des impressionistischen Malers Camille Pissarro. Zu sehen sind rund 100 Werke aus über 50 internationalen Sammlungen – darunter renommierte Museen aus Paris, London, New York und Kopenhagen. Eine logistische Meisterleistung, die in Zusammenarbeit mit dem Denver Art Museum realisiert wurde. Dort wird die Ausstellung im Anschluss ebenfalls zu sehen sein.

Camille Pissarro (1830–1903) war eine der prägenden Figuren des Impressionismus – und gleichzeitig einer der am wenigsten bekannten unter den großen Namen dieser Bewegung. Geboren wurde er auf der Karibikinsel St. Thomas, die damals zur dänischen Kolonie Dänisch-Westindien gehörte. Zeit seines Lebens blieb er dänischer Staatsbürger, auch wenn er fast ausschließlich in Frankreich lebte und wirkte.

Seine Herkunft und der Blick von außen haben vielleicht dazu beigetragen, dass Pissarro die Welt besonders offen und sensibel wahrnahm. Seine Bilder zeigen das Alltägliche: Dörfer, Felder, Straßenszenen, arbeitende Menschen. Mit großer Empathie und einem feinen Gespür für Licht und Atmosphäre fängt er diese Motive ein – ohne Pathos, aber mit einer stillen Intensität. Seine Malweise ist dabei unaufdringlich, klar und durchdacht.

Die Ausstellung im Barberini zeigt Pissarro nicht nur als Maler, sondern auch als engagierten Menschen mit politischer Haltung. Er sympathisierte mit anarchistischen Ideen, setzte sich für soziale Gerechtigkeit ein und dachte konsequent unabhängig. Trotzdem wirken seine Werke nie aufdringlich oder belehrend. Sie laden zum genauen Hinschauen ein.

Auch für die Künstlergruppe der Impressionisten war Pissarro von zentraler Bedeutung. Als Integrationsfigur hielt er die Gruppe zusammen, organisierte Ausstellungen und vermittelte zwischen unterschiedlichen Temperamenten. Jüngere Kollegen wie Cézanne, Gauguin oder Seurat fanden in ihm einen aufmerksamen Unterstützer und wichtigen Mentor.

Eine wirklich tolle Ausstellung, die ein etwas anderes Bild des Impressionismus zeigt, als man es vielleicht gemeinhin kennt. Und natürlich eine sehr gute Ergänzung zur hervorragenden Impressionisten-Sammlung, die das Barberini in seiner immer wieder sehenswerten Dauerausstellung zeigt.

Geöffnet ist das Museum täglich außer dienstags von 10 bis 19 Uhr. Der Eintritt kostet 16 Euro an Werktagen, 18 Euro am Wochenende. Wer erst am späten Nachmittag kommt, zahlt ab 17:30 Uhr nur 10 Euro .

Webseite zur Ausstellung

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