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Globe Berlin – Theater auf der Insel
Die Mierendorffinsel in Berlin-Charlottenburg ist der Standort eines ganz besonderen Theaters. Seit 2019 gibt es hier in den Sommermonaten Open-Air-Vorstellungen vom Globe-Berlin-Theater.
Der Name erinnert an ein legendäres Theater in London, an dem William Shakespeare Hausautor war und alle seine Stücke aufführte. Auch architektonisch war das Theater etwas Besonderes. Es war rund und die Zuschauer saßen über mehrere Stockwerke verteilt.
Ein ähnliches Gebäude soll in den nächsten Jahren auch hier entstehen. Das hölzerne Material dafür gibt es schon. Die Bauteile stammen vom ehemaligen Globe-Theater aus Schwäbisch Hall. Der Theatergründer Christian Leonard hat sie vor einigen Jahren gekauft und bemüht sich seitdem um einen Neuaufbau hier in Berlin.
Die Zeichen dafür stehen jetzt gut. Möglicherweise kann 2025 mit dem Bau begonnen werden.
Aber bis dahin sind die Theaterleute natürlich nicht untätig. Aus einigen der hölzernen Bauteile wurde unter freiem Himmel ein Bühnenrund geschaffen. Die Zuschauer sitzen in der Mitte und sind damit mitten im Geschehen. Das schafft eine ganz besondere Atmosphäre. Gelegentlich hört man während der Vorstellung auch gelegentlich Rufe vom benachbarten Sportplatz oder ein Motorrad knattert vorbei, aber gerade dieser provisorische Charakter macht auch das besondere dieses Theaters aus.
Der Anspruch der Truppe ist es, echtes Volkstheater zu bieten. Nicht im Sinne von Ohnesorg oder Millowitsch-Theater, sondern klassisches Theater.
Die Spielzeit 2024 steht unter dem Motto »Schein und Sein«. Auf dem Spielplan stehen unter anderem Hamlet, ein Sommernachtstraum, Maria Stuart und der Urfaust.
Der Urfaust hatte am 27. Juni 2024 Premiere und wird in diesem Sommer häufig aufgeführt. Ich hatte Gelegenheit eine Probe anzuschauen und war von der Inszenierung und besonders der Spielfreude der Darsteller sehr angetan. Man braucht keine Angst vor Klassikern zu haben, wenn sie so dargeboten werden. Gradlinig, ohne theatralische »Mätzchen«. Unterhaltsam, ohne die tiefgründigen Inhalte des Stückes aus den Augen zu verlieren. Das macht auf jeden Fall Lust auf weitere Besuche in diesem Theater.
Es gibt aber nicht nur klassische Theaterstücke dort. Immer dienstags gibt es Musik mit den wunderbaren »Swingin‘ Hermlins« und Musik der 1930er-Jahre aus Amerika.
Auch das Kant-Theater Berlin ist regelmäßig im Globe-Theater zu Gast. Die Schauspieler*innen Anette Daugardt und Uwe Neumann bringen verschiedene berühmte Romane und Erzählungen in ihrer ganz besonderen Art auf die Bühne. Neben Orwells »1984« und Dostojewskis »Schuld und Sühne« kommt in diesem Kafka-Jahr auch Franz Kafkas »Brief an den Vater« erstmals auf die Bühne des Globe Theaters.
Ein Blick auf den Spielplan lohnt also auf jeden Fall. Im Vergleich zu anderen Theatern sind die Eintrittspreise ab 22,– € auch noch relativ günstig. Es gibt verschiedene Ermäßigungen. Es empfiehlt sich ein Online-Ticket , an der Abendkasse ist es 2,– € teurer.
Weitere Informationen gibt es auf der Webseite des Theaters.