Ku’damm an der Kantstraße

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Seit Anfang Mai liegt der Ku’damm wieder an der Kantstraße. 

Im Theater des Westens wurde die Premiere des Musical »Ku’damm 59« gefeiert. Wie schon das Erfolgsstück »Ku’damm 56« basiert das Musical auf einer Fernsehfilm-Reihe, die vor einigen Jahren vom ZDF produziert wurde.

Die Geschichte spielt Ende der 1950er-Jahre. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Tanzschule »Galant« und deren Besitzerin Caterina Schöllack mit ihren drei Töchtern. 

Es sind Zeiten des Aufbruchs. Das Wirtschaftswunder nimmt Fahrt auf, aber die Moralvorstellungen sind oft noch eher rückwärtsgewandt.  

In der nach außen hin heilen Familie Schöllack tun sich einige Abgründe auf.  Monika, die jüngste Tochter, hat ein uneheliches Kind. Ein Skandal in dieser Zeit.  Daher soll möglichst keiner etwa davon wissen. Das Kind wächst bei der Schwester Helga und ihrem Mann auf.   Der ist allerdings schwul, was natürlich auch niemand wissen darf und auch er selbst zunächst nicht wahrhaben will.  

Eva, die dritte Schwester schließlich, ist mit einem angesehenen Professor der Psychiatrie verheiratet und führt ein zutiefst bürgerliches Leben. Er lässt ihr aber keinerlei Freiraum und verbietet ihr sogar den Führerschein zu machen.

Wer den Fernsehfilm nicht kennt und auch das »Ku’damm 56« Musical nicht gesehen hat, tut sich möglicherweise etwas schwer, die komplexen Verhältnisse zu verstehen. 

Der Handlung folgen kann man trotzdem, aber die einzelnen Charaktere wirken, ohne die Vorgeschichte zu kennen, manchmal etwas blass.  Die Filme und auch einen Mitschnitt des Musicals »Ku’damm 56« kann man sich noch einige Zeit kostenlos in der ZDF-Mediathek anschauen (Link siehe unten). Vielleicht eine gute Vorbereitung für einen Besuch bei »Ku’damm 59«.

Von entscheidender Bedeutung bei einem Musical ist natürlich die Musik. Die wurde von Peter Plate und Ulf Leo Sommer komponiert und ist wie von diesem Team gewohnt eingängig, poppig.  Wer ein Musical mit Musik der 50er-Jahre erwartet, wird enttäuscht sein.  Die Gefühlswelten der 50er zwischen Depression und Aufbruchstimmung werden aber gut in Musik übersetzt.

Die Arrangements sind modern und eben im typischen Plate/Sommer Stil, den man aus zahlreichen erfolgreichen Produktionen der beiden kennt.  Das gilt auch für die Songtexte, die manchmal recht banal klingen, aber doch irgendwie ihren Reiz haben. Gerade der Widerspruch zwischen den eingängigen Melodien und den stellenweise recht sarkastischen Texten hebt manche Songs besonders hervor.

Die Darsteller sind mit großer Spielfreude dabei und machen Ihre Sache sehr gut.  Die ausgezeichneten Schauspieler aus der Fernsehreihe haben da die Latte allerdings ziemlich hoch gehängt. Aber ein Vergleich ist wahrscheinlich unfair. Musical-Bühne und Fernsehfilm sind nicht so einfach vergleichbar.

Nach 3 Stunden (mit Pause) gibt es trotz aller dramatischen Ereignisse ein versöhnliches Finale. Der Ku’damm wird zur „Liebmichallee“ und alle kuscheln.  

Das Stück hat auch sehr tiefgründige Momente und spricht viele ernste Themen an, aber letztlich ist es natürlich im besten Sinne Unterhaltungstheater. Wer sich darauf einlässt, erlebt auf jeden Fall einen sehr unterhaltsamen Abend an der Kantstraße.

© Titelbild Dominic Ernst

Weitere Informationen

Transparenzhinweis: Die Tickets wurden mir vom Veranstalter kostenlos zur Verfügung gestellt

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