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Vielleicht findest Du trotzdem ein paar interessante Informationen.
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Das Schöneberg-Museum zeigt derzeit eine Auswahl von Fotos des Fotografen Jürgen Henschel (1923 – 2013). Mehr als 23.000 Negative hat der Fotograf hinterlassen. 100 Bilder wurden für die Ausstellung ausgewählt. Viele davon haben einen Bezug zum Bezirk Schöneberg und zeigen wie sich die Stadt in den Jahren 1953 bis 1990 entwickelt hat.
Henschel war ein sehr politischer Mensch. Ab 1967 arbeitet er als Pressefotograf für die Zeitschrift »Die Wahrheit«. Das war die Parteizeitung der Sozialistischen-Einheits-Partei-Westberlin (SEW). Quasi der Westberliner Ableger der DDR SED.
Heute ist gar nicht mehr so bekannt, dass es diese Partei gab. Nach meinem Erinnern spielte die SEW in den 1980er-Jahren, als ich nach Berlin kam, durchaus eine gewisse Rolle. Besonders in der alternativen Kulturszene gab es einige Sympathisanten. Vom gemütlichen Westberlin aus, konnte man sich den real existierenden Sozialismus ein paar Kilometer weiter ganz gut schön reden.
Jürgen Henschel arbeitete beim Reichsbahnausbesserungswerk (heute ist dort am Südkreuz IKEA) bevor er als Pressefotograf tätig wurde. Die Reichsbahn und auch die S-Bahn in Westberlin unterstanden damals der DDR. Aus diesem Klientel waren einige in der Partei.
Die Jahre, die in der Ausstellung dokumentiert werden, waren ziemlich bewegte Jahre: Nachkriegszeit, Wiederaufbau, Wirtschaftswunder, Umbau zur autogerechten Stadt, Studentenbewegung, Hausbesetzer. Das sind nur einige Schlagwörter dieser Zeit.
All das hat Jürgen Henschel mit seinen Fotos begleitet. Sein berühmtestes Foto ist sicherlich das des sterbenden Benno Ohnesorg, der bei der Anti-Schah Demo von einem Polizisten erschossen wurde.
Jenseits aller Politik sind Henschels Bilder aber in erster Linie wichtige Zeitdokumente. Die ganz nebenbei auch viel über das Leben und den Alltag und natürlich die Stadtentwicklung der damaligen Jahre erzählen.
Sehr empfehlenswert ist auch eine kleine kostenlose Broschüre, die zur Ausstellung entstanden ist und einige interessante Texte und Fotos enthält. Sehr viele Fotos kann man auch online anschauen. Ein Teil des Archivs ist digitalisiert. Spannend zu sehen, wie sich die Stadt verändert hat.
Noch bis zum 2. Juni 2024 kann die Ausstellung besucht werden. Geöffnet ist immer Samstag bis Donnerstag von 14 bis 18 Uhr und Freitag von 9 bis 14 Uhr. Der Eintritt ist frei.