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Alpiner Landhausstil im brandenburgischen Sommerfeld
Normalerweise geht keiner gerne in ein Krankenhaus, schon gar nicht freiwillig. Trotzdem möchte ich als Ausflugstipp eine Klinik empfehlen, die einen Besuch auf jeden Fall lohnt. Am besten allerdings nur als Besucher und nicht als Patient.
»Sana-Kliniken-Sommerfeld« ist heutzutage der Name der weitläufigen Anlage. Als der Krankenhauskomplex zwischen 1912 und 1914 gebaut wurde, hatte er den beschaulicher klingenden Namen »Waldhaus Charlottenburg«. Denn auch wenn Sommerfeld (ein Ortsteil von Kremmen) rund ca. 50 Km von Berlin-Charlottenburg entfernt ist, gehörte diese Klinik der damals noch selbstständigen Stadt Charlottenburg.
Lungenerkrankungen, besonders die Tuberkulose, waren in dieser Zeit weitverbreitet. Ein Aufenthalt in sauberer, frischer Luft galt damals als beste Therapie.
Gute betuchte Erkrankte fuhren in der Regel zur Behandlung in eine Klinik in die Schweizer Berge. Der Roman „Zauberberg“ von Thomas Mann erzählt beispielsweise von so einem Sanatorium.
Ein Großteil der Bevölkerung konnte sich solch eine Behandlung allerdings nicht leisten und so lag die Sterblichkeit bei an Tuberkulose erkrankten Arbeitern doppelt bis dreifach so hoch wie bei Beamten und Offizieren.
Charlottenburg hatte damals ein relativ fortschrittliches Gesundheitswesen und auch die notwendigen finanziellen Mittel. Man beschloss also, eine eigene Klinik zu bauen und erwarb ein großes Gelände in Sommerfeld am Beetzer See.
Für den Entwurf des Sanatoriums war der Stadtbaurat Heinrich Seeling und dessen Mitarbeiter Richard Ermisch zuständig. Ermisch war auch am Bau des Strandbads Wannsee beteiligt.
Die Architektur, der fast wie in einem Dorf angeordneten Gebäude, erinnert an Schweizer Landhäuser und wirkt sehr idyllisch. Wenn die Patienten schon nicht in die Berge fahren können, holt man das Ambiente eben nach Brandenburg, war wohl die Überlegung bei der Planung der Anlage.
Genau das macht immer noch den besonderen Reiz des Geländes aus. Alles ist in den vergangenen Jahren saniert worden. Einige Neubauten sind natürlich dazugekommen, aber wurden im Stil gut angepasst.
Tuberkulose wird hier allerdings nicht mehr behandelt. Diese Krankheit hat durch moderne Medikamente deutlich an Schrecken verloren und ist zumindest hierzulande nicht mehr weitverbreitet.
Die »Sana-Kliniken-Sommerfeld« haben sich inzwischen auf Erkrankungen des Bewegungssystems spezialisiert. Den Bewegungsapparat kann man in der schönen Umgebung auch hervorragend trainieren. An die Zeiten der Lungenklinik erinnert noch der Namenszusatz »Helmuth-Ulrici-Klinik«. Er war der langjährige ärztliche Leiter der Tuberkulose-Klinik.
Einer der bekanntesten Patienten der alten Lungenklinik war übrigens der Schriftsteller Joachim Ringelnatz. Er wurde hier einige Wochen behandelt. Leider ohne Erfolg. Er verstarb kurze Zeit später in seiner Wohnung in Berlin-Westend an einer nicht ausgeheilten Tuberkulose.
Eine kleine Ausstellung im Flur des Hauses 3 auf dem Klinikgelände erinnert nicht nur an Joachim Ringelnatz, sondern vermittelt auch andere historische Informationen.
Das Gelände ist tagsüber frei zugänglich. Man sollte sich natürlich so verhalten, dass der Klinikbetrieb und die Patienten nicht gestört werden.
An den einzelnen Häusern sind Tafeln mit kurzen Erklärungen zu ihrer früheren und jetzigen Funktion angebracht. Neben den Arzt- und Patientenhäusern gibt es auch eine kleine Kapelle und verschiedene technische Einrichtungen zu sehen. Etwas abseits steht auch noch der alte Wasserturm der Anlage. Er erinnert an den Turm aus dem Rapunzel-Märchen.
Gleich dahinter liegt der schöne Beetzer See. Ein Spaziergang rund um den See lohnt sich auf jeden Fall. Bewegung an frischer Luft tut auch heute noch den Lungen gut.
Anreise
Von Berlin kann man – mit Umstieg in Henningsdorf – das Klinikgelände gut mit der Bahn erreichen. Der Bahnhof Beetz-Sommerfeld liegt an der Strecke nach Neuruppin (RE 6). Vom Bahnhof sind es ca. 1,5 Km bis zur Klinik.
Weiterführende Links
Webseite der Sana-Kliniken-Sommerfeld
