Spaziergang durch Frankfurt/Oder

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Die Stadt Frankfurt/Oder hat nicht unbedingt den Ruf, zu den schönsten Orten Brandenburgs zu zählen. Ich finde allerdings, sie hat einiges zu bieten, das einen Besuch lohnt.

Mit dem Zug der Linie RE1 braucht man nur etwas mehr als eine Stunde vom Hauptbahnhof in Berlin zum Hauptbahnhof in Frankfurt/Oder (mit dem EC sogar noch weniger). Die Züge fahren recht häufig und im RE gilt das Deutschlandticket.

Die von mir vorgeschlagene Route führt sowohl durch schöne Natur als auch zu einigen architektonischen Highlights. Sogar ein kleiner Abstecher ins polnische Słubice ist dabei.

Vom Bahnhof aus biegen wir gleich rechts in die schön renovierte ehemalige Eisenbahnersiedlung am »Kiliansberg«. Hier findet sich ein Denkmal, das an die gefallenen Eisenbahner im 1. Weltkrieg erinnert.

Wir folgen dem Weg auf der Karte und kommen über eine Treppe und einen kleinen Pfad zur Rückseite eines backsteinfarbigen Schulgebäudes.

Weiter geht es zum vor einigen Jahren neugestalteten „Anger“. Dies war mal ein Exerzierplatz des Frankfurter Leibregiments und ist sein 1923 und auch heute noch eine kleine Parkanlage mit einer interessanten Randbebauung.

Durch die »Lehmgasse« geht es weiter zur »Fischerstraße«. Auch hier wurde in den vergangenen Jahren viel getan. Nach der Wende waren die Häuser in keinem guten Zustand. Nicht zuletzt durch viel Privatinitiative wurde die Straße inzwischen zu einem echten Schmuckstück. Fast alle Häuser sind saniert. An den meisten Häusern befinden sich Informationstafeln mit Hinweisen zur Geschichte des jeweiligen Hauses.

Hinter den Häusern liegt ein alter Arm der Oder und da hinter die Insel Ziegenwerder, die wir über eine kleine Brücke betreten.

Die Insel ist ein sehr schönes Naherholungsgebiet für die Frankfurter. Unser Weg führt teilweise direkt an der Oder entlang und bietet immer wieder kleine Buchten und schön Blicke rüber auf die polnische Seite. Wir laufen hier gewissermaßen direkt auf der Grenze. Schön, dass das die keine große Rolle mehr spielt.

Am nördlichen Ende der kleinen Insel betreten wir über eine weitere Brücke wieder das Festland und erreichen nah kurzer Zeit das »Heinrich von Kleist Museum«. Der Dichter ist sicherlich der berühmteste Sohn der Stadt und sein kurzes, teilweise dramatisches Leben wird in dem Museum sehr ansprechend präsentiert. Auf jeden Fall einen Besuch wert. Nicht ohne Grund gilt es als eines der schönsten Literaturmuseen. Im Moment (September 2023) ist der Altbau eingerüstet. Das Museum hat aber normal geöffnet.

Weiter geht es an der Oder-Promenade mit Dampferanlegestelle und einigen Lokalen zur Stadtbrücke. Sie bringt uns rüber in die polnische Stadt Słubice. Nur ein kurzer Abstecher, der aber allein schon wegen des schönen Blickes über die Oder lohnt.

Begrüßt werden wir auf der polnischen Seite mit einer großen Werbung für »Warme Berliner«. Gemeint sind damit natürlich köstliche Pfannkuchen, die mit diversen Füllungen direkt aus der Backstube verkauft werden. Ziemlich lecker.

Bezahlen kann man hier im Grenzgebiet übrigens problemlos auch mit EURO. Allerdings ist es in Landeswährung je nach Kurs wahrscheinlich etwas günstiger.

Folgst du dem Weg auf der Karte, kommst du nach kurzer Zeit zu einer kleinen Grünanlage mit einem etwas außergewöhnlichen Denkmal. Es ist das weltweit einzige Denkmal für die »Wikipedia« und soll die Tausenden von Freiwilligen ehren, die an dieser internationalen Online-Enzyklopädie seit Jahren mitarbeiten. Eine schöne Geste finde ich als ausgiebiger Wikipedia-Nutzer.

Es gibt bestimmt noch einiges mehr zu sehen in Słubice (nicht nur die zwei großen Basare), aber ich schlage vor nun wieder zurück über die Brücke nach Frankfurt zu laufen. Bisher haben wir ja eher das grüne, idyllische Frankfurt erlebt, jetzt wird es etwas städtischer.

Der Weg führt uns zunächst zum Marktplatz und zum Rathaus. Ein schöner mittelalterlicher Bau, der umfassend restauriert wurde.

Im 2. Weltkrieg wurden rund 90 % der Altstadt zerstört. Man kann sich also über jedes historische Gebäude freuen, dass noch erhalten ist.

So auch, zumindest teilweise, die »Marienkirche« an der im Mittelalter rund 250 Jahre gebaut wurde. Auch sie wurde im Krieg schwer zerstört, aber teilweise wieder rekonstruiert. Heute dient sie als eindrucksvoller Ausstellungs- und Veranstaltungsraum.

Wer ein wenig Ausdauer mitbringt, kann den 67 Meter hohen Kirchturm besteigen (2,– €) und hat dann einen wunderbaren Blick über die Stadt und die Oder.

Ich muss gestehen, ich habe es bisher nicht geschafft, den Turm zu besteigen, war aber einige Male auf dem in Nähe gelegen »Oderturm« und konnte dort ähnlich Ausblick genießen.

Der aus den 1960er-Jahren stammende »Oderturm« ist in der Stadt eigentlich von fast überall sichtbar. Leider ist das ehemalige Panoramarestaurant im 23. Stockwerk nicht mehr in Betrieb und man kann dort den fantastischen Ausblick nicht mehr genießen. Es ist jetzt ein reiner Büroturm mit einem angrenzenden Einkaufszentrum. Schade.

Sehr bedeutend für die Stadt ist die »Europa-Universität Viadrina« an der wir (teilweise) auf unserem Weg zum Bahnhof auch noch vorbeikommen.  Das Wort »Viadrina« kommt aus dem Lateinischen und lässt sich mit »die an der Oder gelegene« übersetzen. Rund 5000 Studierende sind hier eingeschrieben. Viele auch aus Polen und anderen Ländern.

Zahlreiche Studierende pendeln allerdings auch täglich zwischen Berlin und Frankfurt. Das kann man in den meist recht gefüllten Zügen erleben.

Auch für uns geht es nach diesem kleinen Spaziergang nun wieder mit dem Zug zurück nach Berlin.

Wer etwas mehr Zeit hat, kann natürlich noch einiges mehr in Frankfurt (Oder) unternehmen. Es gibt beispielsweise einen schönen »Lenné-Park«, das »Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst« und schöne Spazierwege auf beiden Seiten der Oder.

Wer genau hinschaut, kann auch in dieser auf den ersten Blick eher »spröden« Stadt einiges Reizvolles entdecken.

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