Im Willy-Brandt-Haus in Berlin-Kreuzberg sind derzeit wieder die Gewinnerfotos des diesjährigen World-PressPhoto-Wettbewerbs zu sehen. Jedes Jahr reichen professionelle Pressefotograf:innen, Fotojournalist:innen und Dokumentarfotograf:innen aus aller Welt ihre Arbeiten für diesen renommierten Wettbewerb ein. Eine internationale Jury prämiert in mehreren Kategorien die besten Einzelbilder und Fotoreportagen. Dabei geht es nicht nur um technische Qualität, sondern vor allem um Relevanz, Perspektive und ethische Verantwortung.
Ein Besuch dieser Ausstellung löst bei mir jedes Mal ein zwiespältiges Gefühl aus. Einerseits ist da die Bewunderung für die herausragende Arbeit der Fotograf:innen – ihre Nähe zu den Menschen, ihr Mut, ihre künstlerische Kraft. Andererseits bleibt man kaum unberührt vom Leid, das einem aus vielen Bildern entgegenschlägt. Elend, Ungerechtigkeit und Gewalt – ungeschönt und direkt.
Die diesjährige Auswahl zeigt erneut die großen Krisen unserer Zeit: den Krieg in der Ukraine, den Konflikt im Gazastreifen, aber auch weniger beachtete Unruhen, etwa unter Jugendlichen in Kenia. Auch der Klimawandel ist ein zentrales Thema – mit Bildern von Dürren, Überflutungen und anderen Naturkatastrophen, deren Auswirkungen weltweit zu spüren sind.
Solche Bilder lassen einen nicht kalt. Und obwohl sie oft großes Leid zeigen, haben viele von ihnen eine eindrucksvolle visuelle Kraft – mitunter eine gewisse Ästhetik inmitten des Grauens. Gerade in der Fülle kann das aber auch zu einem Gefühl der Überforderung oder Abstumpfung führen.
Umso wichtiger erscheinen mir die stilleren Geschichten. Fotos, die nicht sofort erschüttern, sondern sich langsam einprägen. So beispielsweise eine Serie über Maria, eine Pflegerin aus Portugal, die vor vielen Jahren unter falschen Versprechungen aus Angola verschleppt wurde. Ihre Geschichte steht stellvertretend für viele Menschen, die in Abhängigkeit geraten und im Schatten unserer Gesellschaft leben.
Zu vielen Bildern lassen sich über das Smartphone Hintergrundinformationen abrufen – etwa zur Entstehung oder zum Kontext. Das ist hilfreich, um manches besser einordnen zu können.
So bedrückend viele dieser Aufnahmen wirken, so wichtig ist es, dass sie gezeigt werden. Die Ausstellung macht sichtbar, was sonst oft verdrängt wird – und gibt Menschen eine Stimme, die sonst kaum gehört werden. Auch das ist Pressefreiheit.
Noch bis zum 29. Juni 2025 kann man die Ausstellung täglich außer Montag von 12 bis 18 Uhr besuchen. Der Eintritt ist frei.