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Berlin, Berlin – die wilden 20er im Revuetheater

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An der Berliner Friedrichstraße kann man derzeit eine Zeitreise in das Berlin der 1920er-Jahre machen. Im Admiralspalast gegenüber dem Bahnhof Friedrichstraße wird noch bis zum 21. Januar 2024 die Revue »Berlin, Berlin« aufgeführt.

Einen besseren Ort kann es dafür kaum geben. Ziemlich genau vor 100 Jahren erlebten in diesem Haus die berühmten »Haller-Revuen« ihre Premiere und der Admiralspalast war für viele Jahre eines der beliebtesten Revuetheater Berlins.

Anfang der 2000er-Jahre wurde der Gebäudekomplex aufwendig saniert und so strahlt das Haus auch heute wieder viel vom Glanz der damaligen Zeit aus.

»Die große Show der golden 20er-Jahre« ist der Untertitel des »Berlin, Berlin« Programms. Es ist also in erster Linie eine Show oder wie man damals gesagt hat Revue. Die Musik und die Lieder stehen im Vordergrund. Es gibt keine wirkliche Handlung.

Ort des Geschehens ist ein fiktiver Nachtclub. Geführt vom Conferencier »Der Admiral«, der gekonnt durch den Abend führt und viel bekannte Stars der damaligen Zeit auftreten lässt. Von Marlene Dietrich über die »Skandaltänzerin« Anita Berber bis zu den Comedian Harmonists, ist alles dabei, was damals Rang und Namen hatte.

Nicht leicht für die Darsteller, sich an solchen Stars messen zu lassen. Es gelingt ihnen aber hervorragend. Das ist alles hochprofessionell und keine billige Kopie oder gar Parodie.

Nur mit der Stimme der Darstellerin der Marlene (Lena Müller) habe ich mich etwas schwergetan. Bei Marlene Dietrich hätte ich eine tiefe, etwas rauchige Stimmte erwartet. Lena Müller ist da eine andere Stimmlage. Das hat mich zumindest zu Beginn etwas irritiert. Der Qualität des Auftritts tut das aber keinen Abbruch.

Mitreißend auch die Lieder der Comedian Harmonists. Offen gesagt ist mir zum ersten Mal die Zweideutigkeit mancher Texte klar geworden (»Veronika, der Spargel wächst«). Entweder bin ich zu naiv oder zu abgebrüht.

Sogar Bertolt Brecht und Kurt Weil verschlägt es in diesen Nachtclub und man erfährt aus erster Hand, warum die Premiere der Dreigroschenoper fast geplatzt wäre.

Unterhaltsam aneinander gereihte Szenen und Lieder. Immer begleitet von einer wunderbaren Liveband. Die mitreißenden Tanzszenen des Ensembles können ebenfalls begeistern.

Auch in den angeblich so goldenen 20er-Jahren, war natürlich nicht alles golden. Eine extreme Inflation, hohe Arbeitslosigkeit und Armut sowie die Nachwirkungen des 1. Weltkrieges haben diese Zeit natürlich geprägt. Man kann die Geschichte der Weimarer Republik auch nicht erzählen, ohne zumindest anzudeuten, was danach kam.

Auch solche, eher ernsten Töne, haben Platz in der Revue. Manch ein Zuschauer (ich auch) hat wohl erst etwas geschluckt, als die Stimmung auf der Bühne plötzlich kippt und der braune Pöbel sich zu Wort meldet. Mit ganz wenigen Worten („… das wird man ja wohl noch sagen dürfen“) wird auch ein erschreckender Bezug zur heutigen Zeit angedeutet.

Der schwierige Spagat zwischen leichter Unterhaltung und einer klaren Haltung gelingt dem Stück recht gut. Trotzdem verlässt der Zuschauer nicht mit schlechter Stimmung den Saal. Der Inszenierung gelingt es mit einem Kniff, die Stimmung wieder ins Optimistische zu drehen.

Weltpremiere des Stücks war 2019 auch im Admiralspalast. Seitdem gab es einige Anpassungen und Verbesserungen. Zuschauer, die auch die Ursprungsversion kennen, berichten, dass die aktuelle Inszenierung dadurch deutlich gewonnen hat.

Ich fand diesen Abend sehr gelungen.
Aber Achtung, den einen oder anderen Ohrwurm kann man sich dabei einfangen und spaziert dann leicht beswingt zur S-Bahn.

Spätestens, wenn die dann wieder einmal zu spät kommt oder ganz ausfällt, weiß man, dass man wieder in den 2020er-Jahren angekommen ist.

Weitere Informationen

Gespielt wird noch bis zum 21. Januar 2024 täglich außer montags.

Eintrittskarten gibt es ab 39,90 €. Sehen und hören kann man eigentlich auf allen Plätzen recht gut. In den ersten Reihen gibt es auch Tische mit Getränkeservice.

Webseite zur Show

Online-Tickets

Transparenzhinweis: Die Tickets wurden mir vom Veranstalter kostenlos zur Verfügung gestellt.

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