Immer modern! – Berlin und seine Straßen

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Auf dem Mittelstreifen der Prachtstraße  »Unter den Linden« gibt es derzeit eine sehenswerte Ausstellung über Berliner Straßen. Veranstalter ist der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg, der in diesem Jahr sein 200-jähriges Bestehen feiert. 

Straßen prägen das Bild einer Stadt ganz entscheidend und sind immer  ein Abbild ihrer Zeit. Die Prachtalleen früher Zeiten waren auch Ausdruck der Macht der jeweiligen Herrscher.  In den 1960er Jahren übernahm dann das Auto die Macht über die Straßen und deren Gestaltung. 

Der ohnehin im Krieg stark zerstörten Stadt gaben diese Umgestaltungen an vielen Stellen den Rest.  Das wird in der Ausstellung sehr deutlich.  Die teilweise Zerstörung von urbanen Plätzen und Kiezen ist aus heutiger Sicht schon fast ein Verbrechen. 

Auf den Schautafeln der Ausstellung wird aber nicht nur die Vergangenheit dokumentiert, sondern es werden auch mögliche Maßnahmen zur Umgestaltung und Verbesserung der zukünftigen Lebens- und Aufenthaltsqualität gezeigt.  Verschiedene Planerteams haben dafür (ohne Honorar) für mehrere beispielhaft ausgewählte große Straßen Ideen entwickelt.  Durchaus realistische Ideen, die umsetzbar wären.  Die autogerechte Stadt muss umgebaut werden zur menschen- und klimagerechten Stadt.

Ein anderer Abschnitt der Ausstellung zeigt Beispiele aus anderen Städten der Welt, die teilweise schon deutlich weiter sind als wir. Auch viele Fachleute kommen in der Ausstellung mit Zitaten zu Wort.

Der meiner Meinung nach interessanteste Teil der Open-Air-Ausstellung erstreckt sich auf den Abschnitt zwischen russischer Botschaft und Friedrichstraße.  Noch bis zum 30. November kann man sie rund um die Uhr anschauen.

Die Schirmherrschaft der Ausstellung hat unser regierender Bürgermeister Kai Wegener übernommen.  Das ist sehr ehrenwert, aber ich weiß nicht, ob er sich die Ausstellung auch einmal genau angeschaut hat.  Seine Verkehrspolitik macht oft so ziemlich genau das Gegenteil von dem, was die Fachleute in dieser Ausstellung empfehlen.

Die Ausrede »Wir wussten das alles nicht« wird man also in Zukunft nicht gelten lassen können.  Die Erkenntnisse sind alle da, jetzt müssen sie umgesetzt werden.  Andere Städte und Regionen sind da deutlich weiter und werden in Zukunft nicht „nur“ bei der Lebensqualität, sondern auch wirtschaftlich davon profitieren. 

Zur Ausstellung ist auch ein sehr informativer Katalog * erschienen und es gibt ein vielfältiges Begleitprogramm.

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