Versöhnung im NiemandsLand

Die Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße ist meist ein ziemlich trubeliger Ort. Sie wird überwiegend von Tourist:innen besucht – verständlich, denn sie gehört zu den eindrucksvollsten Erinnerungsorten der Stadt. Auch wenn es dort selten wirklich ruhig ist, lohnt sich ein Besuch auf jeden Fall.

Bei meinem heutigen Ausflugstipp möchte ich mich aber auf einen besonderen Teil der Gedenkstätte konzentrieren: die Kapelle der Versöhnung und den benachbarten Garten „NiemandsLand“. Zwei Orte, die nicht nur historisch interessant sind, sondern auch eine besondere Atmosphäre ausstrahlen.

Die Kapelle steht dort, wo bis 1985 die Versöhnungskirche stand. Trotz jahrelanger Verhandlungen zwischen Kirchen- und Staatsvertretern aus Ost und West wurde sie schließlich gesprengt – sie lag mitten im Todesstreifen und galt der DDR als untragbar.

Zum 11. Jahrestag des Mauerfalls wurde an dieser Stelle die neue Kapelle eingeweiht. Sie ist in Lehmbauweise errichtet und zählt zu den ersten größeren Stampflehm-Neubauten in Deutschland seit über 150 Jahren. Dem Lehm wurde ein hoher Anteil an Bauschutt der alten Kirche beigemischt. So ist sie nicht ganz verschwunden – im Gegenteil: Ihre Geschichte ist hier in den Wänden spürbar geblieben.

Von innen wirkt der moderne Bau schlicht, fast zurückhaltend, aber genau das macht seine Wirkung aus. Hier kann man gut zur Ruhe kommen, die Gedanken schweifen lassen – und im Sommer ist es angenehm kühl.

Dienstags bis freitags findet um 12 Uhr eine kurze Andacht statt. Dabei wird auch der Mauertoten gedacht. In diesen Momenten wird besonders deutlich, an welch geschichtsträchtigem Ort man sich befindet.

Ganz besonders ist auch das Gelände rund um die Kapelle. Schon vor zwanzig Jahren wurde hier ein Roggenfeld angelegt, als Teil eines künstlerischen Projekts. Derzeit steht das Getreide im vollen Korn

Versöhnungs-Kapelle

Das Feld steht symbolisch für den Kreislauf des Lebens und die Kraft der Natur. In einer Ausstellung im Umgang der Kapelle kann man noch bis zum 31. Oktober mehr über das Projekt und seine Geschichte erfahren.

Auch im benachbarten „NiemandsLand“-Garten spielt die Natur die Hauptrolle. Hier wird gemeinsam gegärtnert, geplaudert, geerntet. Der Garten wurde von einer bürgerschaftlichen Initiative gegründet, steht aber allen offen. Der Zugang liegt direkt hinter der Kapelle oder – falls dort geschlossen ist – über den um die Ecke gelegenen Eingang des St. Elisabeth Friedhofs (auch sehr sehenswert).

NiemandsLand Garten

Die Kapelle und der Garten sind ideale Orte für eine kleine Auszeit, bevor man sich wieder ins Großstadtgetümmel stürzt. Gleichzeitig kann man hier sehr eindrücklich spüren, was die Teilung dieser Stadt bedeutet hat und wie unnatürlich und menschenfeindlich diese Grenze war.

Geöffnet ist die Kapelle Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Der Garten ist in den Sommermonaten zwischen 7 und 23 Uhr zugänglich.

Webseite der Kapelle der Versöhnung

Gedenkstätte Berliner Mauer

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