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Vielleicht findest Du trotzdem ein paar interessante Informationen.
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Unter dem poetischen Titel »Im Paradies fällt der Schnee langsam« präsentiert das Georg-Kolbe-Museum in Charlottenburg derzeit die Arbeiten der deutsch-irakischen Künstlerin Lin May Saeed.
Es ist ihre erste große Einzelausstellung in Deutschland. Die Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit der seit 20 Jahren in Berlin lebenden Künstlerin entstanden.
Tragischerweise hat sie die Eröffnung nicht mehr miterlebt. Nur wenige Tage vorher ist Lin May Saeed im Alter von 50 Jahren an den Folgen einer langjährigen Krebserkrankung verstorben.
Im Mittelpunkt ihres Werks stand immer die Beziehung zwischen Mensch und Tier. Ein Thema, mit dem sich auch schon vor fast 100 Jahren die Bildhauerin Renée Sintenis (1888-1965) beschäftigt hat. Auch einige Arbeiten von ihr sind in der Ausstellung zu sehen und treten in einen interessanten Dialog.
Natürlich haben sich in den vergangenen 100 Jahren Ansichten und Einschätzungen geändert. Für Lin May Saeed waren Tierrechte, Artensterben und Massentierhaltung wichtige Themen ihrer Arbeit. Darüber haben sich frühere Künstler-Generationen wahrscheinlich noch keine großen Gedanken gemacht und oft nur die schönen und romantischen Seiten der Natur dargestellt.
Trotz der schweren Themen wirken die Arbeiten von Lin May Saeed auf den ersten Blick eher leicht und unbeschwert.
Leicht sind die meisten Arbeiten im wahrsten Sinne des Wortes. Viele der Skulpturen sind aus Styroporresten gefertigt. Ein Material für die Ewigkeit, denn es ist nicht biologisch abbaubar und wird nach Einschätzung der Künstlerin länger bestehen als Bronze oder Marmor.
Nur die erste Skulptur direkt am Eingang ist nicht aus Styropor, sondern klassisch in Bronze gegossen und dann weiß bemalt (siehe Titelbild). Es ist eine der letzten Arbeiten der Künstlerin und stellt einen trauernden Hund dar. Sehr bewegend.
Lin May Saeed zeigt in ihren Werken nicht drastisches Tierleid, sondern sucht eher das Versöhnliche zwischen Mensch und Tier. Manchmal ist gar nicht auf den ersten Blick erkennbar, ob die Figuren Mensch oder Tier darstellen. Sie betont das verbindende.
Immer wieder nimmt sie Bezug auf alte Mythen und Fabeln. Manches ihrer Werke erschließt sich daher leichter, wenn man etwas mehr über die Hintergründe weiß. Ein kostenloser Audioguide kann dabei helfen. Er wurde von dem Künstler*innenkollektiv »Slavs and Tatars« speziell für die Ausstellung erstellt und stellt einige Werke etwas genauer vor (Audio auf Englisch, Texte in Deutsch).
Eine sehenswerte und berührende Ausstellung. Ich hätte der (bislang auch mir unbekannten) Künstlerin eine breitere Aufmerksamkeit schon zu Lebzeiten gewünscht. Bisher war sie wohl überwiegend in Künstler*innen Kreisen bekannt.
Schön zu wissen, dass ihre Werke weiter bestehen und wirken werden.
Geöffnet ist die Ausstellung bis zum 25.2.2024 immer Mittwoch bis Montag von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 8,- €