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Amor in Schöneweide
Immer wieder trifft man in Berliner Parkanlagen auf Statuen, oder Denkmäler, die auf den ersten Blick eher uninteressant und belanglos wirken. So ging es mir auch mit dieser Statue im Griechischen-Park in Berlin-Oberschöneweide. Zunächst vermutete ich eine ganz alltägliche Mutter-Sohn-Szene. Ich habe mich dann aber ein wenig informiert. Es sind schon zwei besonders Figuren, die dort dargestellt sind. Die Göttin Venus mit ihrem Sohn Amor.
Der kleine Amor wurde von einer Biene gestochen und wird von der Mutter getröstet. Die Geschichte basiert auf einem Text des Dichters Anakreon der vermutlich um 500 Jahre vor Christus lebte. Besonders im 18. Jahrhundert wurde der Dichter wiederentdeckt und erfreute sich einer großen Beliebtheit. Seine Gedichte wurden von vielen Autoren übersetzt oder nachempfunden.
Diese Übersetzung (oder besser Nachdichtung) von Ludwig Christoph Heinrich Hölty (1748-1776) beschreibt die in der Statue dargestellte Szene:
Tief im Schoße einer Rose
Schlief einst eine kleine Biene,
Und verwundete den Amor,
Als er in die Rose schlüpfte,
Sich im Silberthau zu baden.
Plötzlich flog er zu Cytheren,
Wies die kranke Hand, und sagte,
Eine kleine böse Schlange,
Die der Landmann Biene nennet,
Drückte Tod mir in den Finger.
Welche Schmerzen, o Mamachen,
Muß ich leiden! Venus sagte,
Wenn der Stachel einer Biene
Dir, o Amor, Schmerz erzeuget,
Welche Quaal muß der empfinden,
Den dein Pfeil, o Sohn, durchboret!
(Quelle: Ludwig Christoph Heinrich Hölty: Gesammelte Werke und Briefe.
Kritische Studienausgabe. Hrsg. von Walter Hettche. Wallstein Verlag 1998)
Auch Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781) beschäftigt sich mit Amor und den Bienen. In seinem Gedicht wird Amor quasi selbst zur Biene:
Als Amor in den goldnen Zeiten
Verliebt in Schäferlustbarkeiten
Auf bunten Blumenfeldern lief,
Da stach den kleinsten von den Göttern
Ein Bienchen, das in Rosenblättern,
Wo es sonst Honig holte, schlief.Durch diesen Stich ward Amor klüger.
Der unerschöpfliche Betrüger
Sann einer neuen Kriegslist nach:
Er lauscht in Rosen und Violen;
Und kam ein Mädchen sie zu holen,
Flog er als Bien heraus, und stach.
Wenn man sich die Statue noch einmal genau anschaut, erkennt man, dass auf dem Boden neben Amors Füßen ein Pfeil liegt. Auch ein Hinweis darauf, dass es sich nicht um einen ganz normalen kleinen Jungen handelt.
Die Statue stammt von dem Bildhauer Peter Breuer (1856 -1930). Er war Professor für Bildhauerei an der Kunstakademie Berlin-Charlottenburg (heute Akademie der Künste). Von ihm ist auch das Otto-Lilienthal -Denkmal im Bäkepark in Berlin-Steglitz.
Die Statue Venus und Amor entstand 1925 und war eines seiner letzten großen Werke.
Das Thema Amor und die Bienen hat sehr viele Künstler beschäftigt. Lucas Cranach d. Ä. stellt Amor beispielsweise als Honigdieb dar. Mal sehen, wo ich in Berlin noch andere Kunstwerke finden, die das Thema darstellen. Hinweise dazu gern in den Kommentaren.