Pfad der Erinnerung – Gedenkstätte Plötzensee

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Ein Spaziergang, der uns an die dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichten erinnert, aber auch ein wenig Entspannung im Grünen bietet und uns zu einigen architektonisch interessanten Kirchenbauten der 60er/70er-Jahre führt.

Ausgangspunkt ist der S-Bahnhof Beusselstraße. Von dort aus geht es vorbei am Berliner Großmarkt über die Brücke des Westhafenkanals. Von der Brücke hat man einen guten Blick in das Hafengebiet. Der Westhafen war mal der zweitgrößte Binnenhafen Deutschlands (nach Duisburg). Inzwischen hat er deutlich an Bedeutung verloren, einiges kommt aber immer noch per Schiff nach Berlin.

Unser erstes Ziel ist die Gedenkstätte Plötzensee. Sie ist umgeben vom Gelände der Justizvollzugsanstalt Plötzensee. Etwa 600 Häftlinge sitzen heute dort ein.

Das Gefängnis gibt es schon seit ca. 1870. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden hier auch viele politisch unliebsame Menschen eingesperrt. Schrittweise wurde es zur Hinrichtungsstätte ausgebaut. Etwa 3000 Menschen wurden hier von den Nazis enthauptet oder erhängt.

An diese Zeit erinnert eine Gedenkstätte und eine Ausstellung, die beispielhaft einige Schicksale schildert. Sehr schlicht gehalten, aber vielleicht gerade dadurch besonders eindrucksvoll und anrührend. Viele der am Umsturzversuch vom 20. Juli Beteiligten wurden hier in Plötzensee hingerichtet. Aber auch andere weniger bekannte Menschen, die versucht haben Widerstand zu leisten, wurden hier getötet.

Im Außenbereich der Gedenkstätte steht eine Steinurne, mit Erde aus verschiedenen Konzentrationslagern. Sie ist besonders den Opfern gewidmet, für die es keine Grabstätte gibt.

Auch wenn es nicht immer angenehm ist solch einen Ort zu besuchen. Es bleibt wichtig, sich immer wieder an diese Geschehnisse zu erinnern.

Die Gedenkstätte ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

An der Gedenkstätte beginnt der ausgeschilderte »Pfad der Erinnerung«. Teilweise werden wir ihm folgen.

Zunächst geht es durch verschiedene Kleingartenanlagen. Hier in Charlottenburg-Nord reiht sich eine Kolonie an die andere. Irgendwo habe ich gelesen, dass es eines der größten Kleingartengebiete Deutschlands ist.

Diese Schrebergarten-Idylle ist natürlich ein harter Kontrast zu dem in der Gedenkstätte gesehenen, aber hilf ein wenig den Kopf freizubekommen.

Nach dem Weg durch die Kleingärten erreichen wir wieder den Heckerdamm und an der Hausnummer 226 die evangelische Gedenkkirche Plötzensee. Sie wurde in den 1970er Jahren errichtet und erinnert ein wenig an Schul- und andere Zweckbauten aus dieser Zeit. Nur ein frei stehendes großes Kreuz vor dem Gebäude deutet auf eine Kirche hin.

Auch der Innenraum ist eher ungewöhnlich gestaltet. Der Altar befindet sich in der Mitte und die Gemeinde sitz drumherum. An den Wänden befinden sich eindrucksvolle, großformatige Zeichnungen des österreichischen Künstlers Alfred Hrdlicka mit dem Bilderzyklus »Plötzenseer Totentanz«. In den Bildern werden Szenen von Hinrichtungen in Plötzensee mit biblischen und gegenwartsbezogenen Szenen verbunden.
In einer kleinen Ausstellung wird an Widerstandskämpfer erinnert, die in der Hinrichtungsstätte Plötzensee ermordet wurden.

Besichtigt werden kann die Kirche montags von 11 bis 13 Uhr sowie donnerstags von 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr.


Nicht weit entfernt, am Heckerdamm 230/23, befindet sich die katholische Gedenkstätte Maria Regina Martyrum. Eine weitere sehenswerte Kirche in moderner Architektur.

Man betritt zunächst durch ein Tor einen riesigen, mit Mauern umfassend Hof, der (wahrscheinlich nicht zufällig) sehr an einen Gefängnishof oder Kasernenplatz erinnert.

In einer Ecke steht ein frei stehender Glockenturm. Das Kirchengebäude selbst wirkt erst einmal nur wie ein großer, fast schwebender Betonklotz. Innen ist die Kirche schlicht, aber sehr schön gestaltet. Über eine Treppe erreicht man den eigentlichen Gottesdienstraum. Hinter dem Altar befindet sich das große Altargemälde »Das himmlische Jerusalem« des Malers Georg Meistermann.

Unter dem Altar befinden sich in einem hölzernen Schrein, die Gebeine des seliggesprochenen Dompropstes Bernhard Lichtenberg. Er hatte sich in die Nazizeit für Verfolgte eingesetzt und starb auf dem Transport ins KZ Dachau.

In der Unterkirche befindet sich eine von Fritz Koenig entworfene Bronzeplastik der Jungfrau Maria, die ihren toten Sohn Jesus in den Armen hält. Eine Inschrift am Boden erinnert an alle Opfer, deren Grab unbekannt ist.

Ein sehr stimmungsvoller Ort.

Neben der Kirche befindet sich seit den 1980er-Jahren ein Karmelitinnen Kloster, das sich zur Aufgabe gemacht haben, die Erinnerung an das unheilvolle Geschehen wachzuhalten.

Nach dem Besuch von Regina Martyrum machen wir nun einen kleinen Abstecher in den Volkspark Jungfernheide, einen in den 1920er-Jahren angelegten Landschaftspark. Diesmal beschränken wir uns auf einen kleinen Teil des Parks rund um den eindrucksvollen Wasserturm. Es bleibt natürlich jedem überlassen, den Spaziergang hier auszuweiten. Bestimmt werde ich demnächst auch mal eine ausführlichere Route durch die Jungfernheide vorstellen.

Jetzt geht es aber erst mal zur letzten Station des Pfades der Erinnerung, der evangelischen Sühne-Christi-Kirche. Sie wurde Anfang der 60er-Jahre für die Bewohner der umliegenden Siedlung erbaut. Die Kirche hat einen sechseckigen Grundriss. Der Kirchenraum selbst ist zwar nicht ständig geöffnet, man kann aber über die gläserne Fassade gut einen Blick in die Kirche werfen.
Vor der Kirche gibt es die Gedenkmauer »Mahnmal zum Gedenken an Schreckensorte der menschlichen Gesellschaft«  Von Golgatha bis Hiroshima.

Nicht weit von hier befindet sich der U-Bahnhof Halemweg. Von hier kommt man mit der U–Bahn Linie 7 zurück in die Innenstadt.

Weitere Informationen

Webseite „Pfad der Erinnerung“

Gedenkstätte Plötzensee

Gedenkkirche Regina Martyrium

Evangelische Gedenkkirche Plötzensee

Route als GPX-Datei

Tour bei Komoot.de

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