Rundweg durch Baumschulenweg und die Königsheide

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Viele denken bei »Baumschulenweg« nur an die gleichnamige S-Bahnstation, aber »Baumschulenweg« ist ein eigener Ortsteil des Berliner Bezirks Treptow-Köpenick mit knapp 19.000 Einwohnern. Benannt ist der Ortsteil nach der einstmals größten Baumschule der Welt, die der Gärtner und Botaniker Franz Ludwig Späh Ende des 19. Jahrhunderts in dieser Gegend betrieb.

An der noch heute bestehenden Baumschule kommen wir bei dieser Tour nicht vorbei, aber zu sehen wird es trotzdem einiges geben: Verschiedenste Formen von Architektur, einiges geschichtliches, aber die Natur kommt auch nicht zu kurz.

Wir starten am schon erwähnten S-Bahnhof »Baumschulenweg« und laufen zunächst ein kurzes Stück die » Baumschulenstraße« hoch und biegen gleich an der nächsten Ecken in die »Beringstraße« ein. Ab hier bewegen wir uns in einer gutbürgerlichen Wohngegend. Besonders schöne Häuser gibt es zu sehen, wenn wir an der nächsten Ecke in die Marientaler Straße einbiegen. Die Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft errichtete hier und in den benachbarten Straßen in den Jahren 1894 bis 1896 verschiedene Reihenhäuser. Ursprünglich waren sie als Zweifamilienhäuser für Arbeiter geplant, wurden dann aber doch als Einfamilienhäuser verkauft. Heute stehen die Häuser unter Denkmalschutz.

Unser Weg führt weiter auf die Kiefholzstraße und kurze Zeit später über die Kiefholzbrücke, die den Britzerverbindungskanal überspannt.

Immer gerade aus kommen wir zum Friedhof Baumschulenweg. Auf der linken Seite, der neuere Teil des Friedhofes, rechts der ältere. Wir machen zunächst eine kleine Runde über den in den 1930er-Jahren angelegten neueren Teil. Zu DDR Zeiten wurden hier auch von der Stasi Todesopfer der Berlin Mauer beigesetzt. Davon sollte möglichste keiner etwas mitbekommen. Auch Chris Gueffroy wurde hier begraben. Er wurde im Februar 1989 nicht weit von hier bei einem Fluchtversuch erschossen. Er gilt als der letzte Mauertote. Seine Beisetzung konnte von der STASI nicht geheim gehalten werden und es nahmen zahlreiche Trauergäste daran teil.

Einige Meter entfernt von seinem Grab steht eine Gedenkstele für die bekannte und unbekannte Opfer der Mauer.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Kiefholzstraße erwartet uns der ältere Teil des Friedhofes mit dem Krematorium. Aber zunächst durchschreitet man das alte Torhaus, bis dann der Blick auf den eindrucksvollen Neubau des Krematoriums fällt. Das alte Krematorium wurde wegen Baumängeln und nicht mehr zeitgemäßer Technik abgerissen und 1999 durch dieses von Axel Schultes und Charlotte Frank geplante Gebäude ersetzt.

Diese renommierten Architekten haben auch das Bundeskanzleramt und den U-Bahnhof am Kanzleramt entworfen. Ich finde, die Ähnlichkeit der Bauwerke ist nicht zu übersehen. Säulen sind ein wichtiges Gestaltungselement dieser Architektur.

Wenn das Krematorium geschlossen ist, kann man durch die großen Glasflächen schauen und bekommt einen guten Eindruck vom Innenraum. Gelegentlich gibt es aber auch Führungen und Konzerte in den Räumen.

Es lohnt sich, das Gebäude einmal zu umrunden und von allen Seite zu betrachten.
Direkt neben dem Krematorium befindet sich ein Urnenhain aus dem Jahr 1913 mit etwa 550 Grabstätten und sehr vielfältig, oft mit Jugendstil Elementen verzierten alten Urnen.

Nebenan erinnert eine Gedenkstätte daran, dass in der Nazizeit hier im Krematorium mehr 2000 KZ-Insassen eingeäschert wurden.

Ein Wechselbad der Gefühle ist solch ein Friedhofsbesuch immer. Man wird sehr direkt mit dem Tod und vielen schrecklichen Ereignissen konfrontiert und trotzdem strahlen Friedhöfe oft auch eine ganz besondere Ruhe und Atmosphäre aus.

Jeder geht damit anders um und so sollte natürlich jeder selbst entscheiden, wie lange er sich auf dem Friedhof umschauen möchte.

Zurück am Torhaus halten wir uns rechts und biegen an der nächsten Kreuzung auf einen Waldweg ein. Wir befinden uns nun in der »Königsheide«. Anders, als der Name vermuten lässt, handelt es sich dabei aber nicht um eine offene Heidelandschaft, sondern um ein mehr oder weniger dichtes Waldgebiet.

Nach kurzer Zeit verlassen wir aber vorübergehend wieder den Wald und es geht zurück zur Straße und anschließend gleich auf das Gelände eines ehemaligen Kinderheimes.

Das 1953 eröffnet »Kinderheim A. S. Makarenko« war mit 600 Plätzen das größte Heim der DDR. Benannt nach dem sowjetischen Pädagogen und Schriftsteller Anton Semjonowitsch Makarenko. Der Schriftsteller Klaus Kordon und der Tänzer Detlef D! Soost haben hier z. B. Teile Ihrer Kindheit verbracht.

Im ehemaligen Pförtnerhaus gibt es das Informations- und Begegnungszentrum Königsheide (IBZ) mit der Internationalen Forschungs- und Dokumentationsstätten für Heimerziehung. Auch mit dem Thema Zwangsadoption beschäftigt man sich dort. Gelegentlich werden auch Führungen und Vorträge angeboten.

In den restlichen Gebäuden des weitläufigen und grünen Geländes befinden sich jetzt Wohnungen. Keine schlechte Wohngegend. Nicht zuletzt wegen des Waldes, in den wir jetzt auf unserer Tour wieder zurückkehren.

Die Königsheide ist ein rund 110 Hektar großer Mischwald. Angeblich haben sich im Dreißigjährigen Krieg hier der schwedische König Gustav Adolf und der brandenburgische Kurfürst Georg Wilhelm getroffen. Daher der Name »Königsheide«.

Heutzutage geht es sehr friedlich zu in diesem schönen und abwechslungsreichen Wald. Mal abgesehen von den viele frei laufenden Hunden, die ich (und wahrscheinlich auch die hier lebenden Tiere) etwas anstrengend finden. Aber glücklicherweise gibt es zahlreiche große und kleine Wege und man kann sich aus dem Weg gehen, wenn man möchte. Zu jeder Jahreszeit ist es hier reizvoll.

Hoffentlich gut erholt und voller guter Waldluft geht es dann wieder raus aus dem Wald auf die »Südostallee«. Dann links über die Brücke und am anderen Ufer des Britzer-Verbindungskanals verläuft dann ein recht idyllischer kleiner Weg direkt am Wasser entlang.

Am Grünzug »Heidekampgraben« geht es wieder weg vom Wasser in Richtung Stadt. Für einen kurzen Schlenker verlassen wir jetzt den Ortsteil »Baumschulenweg« nach Neukölln. Dabei kreuzen wir den Berliner Mauerweg. Ganz hier in der Nähe war früher der Grenzübergang »Sonnenallee«. Bekannt auch aus dem gleichnamigen Film.

Gleich hinter der (jetzt nur noch) Bezirksgrenze beginnt die sogenannte »High-Deck-Siedlung«. Eine Großsiedlung aus den 1970er-Jahren mit rund 6000 Bewohnern. Das Besondere an dieser Siedlung ist die baulich und funktionale Trennung von Fußgängern und Autoverkehr. Die namensgebenden »High-Decks« sind hochgelagerte, teilweise begrünte Weg, die die einzelnen Wohnblöcke verbinden. Die Autos fahren und parken eine Etage tiefer. Seit 2020 steht die Siedlung unter Denkmalschutz. So richtig erfolgreich war das Wohnkonzept, aber wohl auch nicht. Die Gegend gilt als Problemkiez.

Nach diesem kleinen Abstecher wechseln wir wieder auf die andere Seite der Sonnenallee zurück in das etwas idyllischere »Baumschulenweg«. Bald sieht man jetzt die Türme der Kirche »Zum Vaterhaus«. Die Kirche im Jugendstil war das erste Gotteshaus in Treptow. Über einen Torbogen ist sie mit dem benachbarten Schulgebäude verbunden.

Wir haben nun wieder die »Baumschulenstraße« erreicht. Es ist jetzt nicht mehr weit zum Ausgangspunkt, dem S-Bahnhof »Baumschulenweg«.

Wer sich vor der Heimfahrt noch etwas stärken will, kann das z. B. Im Café Behring tun. Ganz am Anfang des Rundweges sind wir dort schon vorbeigekommen.

Weitere Informationen

Länge der Tour: ca. 9,5 km  Dauer ca. 3 Stunden

Beschaffenheit der Wege:  Asphaltierte Wege, geschotterte Wege und Waldwege. Überwiegend auch für Kinderwagen geeignet. Einige Stufen.

Nützliche Links:

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